Bahnhof Jacobsthal - Reichsbahn und sowjetische Kriegsgefangene in Zeithain 1941 - 1945
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 verlieren bereits Hunderttausende Soldaten in den ersten sechs Monaten deutscher Gefangenschaft ihr Leben. Ihr Abtransport aus den Kampfgebieten findet unter katastrophalen Bedingungen statt. Vom Ort der Gefangennahme und den Gefangenensammelstellen im Divisions- und Armeebereich kommen die Gefangenen zunächst in die Durchgangslager (Dulag) im rückwärtigen Heeresgebiet. Kriegsgefangenenlager (Stalag) in den besetzten Gebieten der Sowjetunion und Polens waren ihre nächste Station und Ausgangspunkt der Eisenbahntransporte in die Kriegsgefangenenlager im Reichsgebiet, wie Zeithain oder Mühlberg/Neuburxdorf. Wochenlange Fußmärsche (bis zu 500 km), Unterernährung, Krankheit, mangelhafte Unterbringung und Kälte verursachten eine sich ständig beschleunigende Entkräftigung der sowjetischen Kriegsgefangenen zwischen Gefangennahme und Ankunft in den Lagern im Reichsgebiet. Bedrohlich war auch das brutale Vorgehen der personell völlig unterbesetzten Wachmannschaften. Sie machten häufig rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch.
Angesichts der katastophalen Lebens- und Transportbedingungen verwundert es nicht, dass in den Kriegsgefangenenlagern des Reichsgebietes schon im Spätsommer 1941 völlig ausgezehrte Gestalten ankamen, die äußerlich dem von der NS-Propaganda entworfenen Bild des "bolschewistischen Untermenschen" entsprachen.