Geschichte der Gedenkstätte
Die historische Aufarbeitung der Lagergeschichte begann 1977. Die Oberschule Wülknitz hatte durch die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) den Auftrag zur „Erforschung des antifaschistischen Widerstandskampfes im Raum Zeithain“ erhalten. In Zusammenarbeit mit der sowjetischen Mittelschule Nr. 21 geriet das Lager Zeithain zum Schwerpunkt. Im Ergebnis erschien 1983 die Broschüre „Der Widerstandskampf im sowjetischen Kriegsgefangenenlager Jacobsthal 1941-1945“.
Die Forschungsergebnisse führten 1984 zur Entscheidung der lokalen SED-Führung, anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes auf dem Friedhof Ehrenhain Zeithain eine Gedenkstätte einzurichten. Nach Zustimmung durch die sowjetischen Militärbehörden konnte im April 1985 im einstigen Wohnhaus des Friedhofsgärtners die erste Dauerausstellung eröffnet werden. Sie war die erste Gedenkstätte auf deutschem Boden, die ausschließlich dem Gedenken an das Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener in deutscher Gefangenschaft gewidmet war.
Die Ausstellung wies allerdings zahlreiche inhaltliche Mängel auf. Die nichtsowjetischen Kriegsgefangenen fanden keine Berücksichtigung und die Mitglieder des kommunistischen Widerstands wurden unverhältnismäßig hervorgehoben. Entsprechend der DDR-Gedenkstättenkultur dienten Ausstellung und Gedenkstättenarbeit vorrangig der Darstellung des antifaschistischen Widerstandskampfes und der daraus abgeleiteten Legitimierung des politischen Systems der DDR.
Nach 1989 stellten Sparmaßnahmen und allgemeines Desinteresse den Fortbestand der Gedenkstätte in Frage. Zwischen 1991 und 1998 war nur eine sporadische ehrenamtliche Betreuung möglich.
Ab 1995 förderte die Stiftung Sächsische Gedenkstätte die geschichtswissenschaftliche Erforschung des Lagers. Im Ergebnis legte Jörg Osterloh 1997 die erste Gesamtdarstellung der Lagergeschichte vor: „Ein ganz normales Lager – Das Kriegsgefangenenmannschaftsstammlager 304 (IV H) Zeithain bei Riesa/Sa. 1941 bis 1945“.
Im Januar 1997 gründete sich der Förderverein „Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain e. V.“, der sich dem Aufbau und der Unterhaltung der Gedenkstätte sowie der Erschließung der baulichen Überreste des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers verpflichtet fühlt. Zum 1. Januar 2002 ist die Gedenkstätte als fünfte Arbeitsstelle in die unmittelbare Trägerschaft der Stiftung Sächsische Gedenkstätten überführt worden. Gedenk- und Forschungsarbeit werden seitdem gemeinsam durch Verein und Stiftung erfüllt.
Die Ausstellung von 1985 wurde 1999 zunächst durch eine dem Forschungsstand entsprechende provisorische Ausstellung ersetzt. Seit Mai 2001 ist eine ehemalige Lagerbaracke zu besichtigen. Seit Juni 2003 wird im Erdgeschoss des Hauptgebäudes sowie im Innern der ehemaligen Lagerbaracke die neue Dauerausstellung präsentiert. Nach dem Abzug der Roten Armee in den 90er-Jahren können auch alle vier sowjetischen Friedhöfe sowie der ehemalige „Italienische Soldatenfriedhof“ in die Gedenkstättenarbeit einbezogen werden.