Jüdische Rotarmisten als Gefangene in den Kriegsgefangenenlagern Stalag 304 (IV H) Zeithain und Stalag IV B Mühlberg 1941 bis 1945

26.01.24

Anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2024 erinnert die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain in diesem Jahr an die jüdischen Opfer als Teilgruppe der sowjetischen Gefangenen im Kriegsgefangenenlager Zeithain.

Die Gedenkstätte hatte 2023 aufgrund einer Anfrage der Jüdischen Gemeinde zu Dresden Recherchen zu den jüdischen Gefangenen in Zeithain unternommen, insbesondere zu denen, die im Konzentrationslager Buchenwald ermordet wurden. Schließlich konnten mittels der Stiftungs-Datenbank zu sowjetischen Kriegsgefangenen sowie mithilfe mehrerer Onlinedatenbanken 41 Namen von in Zeithain an die Gestapo übergebenen sowjetischen Kriegsgefangenen ermittelt werden. Sie wurden alle im Konzentrationslager Buchenwald durch Genickschuss ermordet.

Weitere Namen von 21 verstorbenen jüdischen Rotarmisten, die auf den drei Zeithainer Kriegsgefangenenfriedhöfen und dem sowjetischen Ehrenfriedhof in Elsterwerda ruhen, konnten ebenfalls ermittelt werden. Darunter fünf Namen von Gefangenen, deren wahre Identität bis zu ihrem Tod unerkannt geblieben war und die jetzt über einen Namensabgleich mit der Opferdatenbank der Gedenkstätte Yad Vashem nachträglich als jüdische Opfer identifiziert werden konnten.

Zusätzlich konnten fünf jüdische Gefangene ermittelt werden, die in Zeithain und Mühlberg registriert und erst im Verlauf ihres Arbeitseinsatzes in anderen Stalags als Juden identifiziert und an die Gestapo übergeben worden sind.

Mit Beginn des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann ein bis dahin nicht gekannter Eroberungs- und Vernichtungskrieg. Unter der sowjetischen Zivilbevölkerung und den kriegsgefangenen Rotarmisten waren Juden besonders betroffen, denn Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes, der Ordnungspolizei, der SS und der Wehrmacht mordeten und löschten systematisch ganze jüdische Gemeinden aus. Dieser „Holocaust durch Kugeln“ beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Zivilbevölkerung.

Die jüdischen Rotarmisten, die in die Kriegsgefangenenlager im besetzten Polen und im Deutschen Reich gelangten und dort als Juden identifiziert wurden, drohte die Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft verbunden mit der Übergabe an die Gestapo. Anschließend erfolgte die Überstellung in ein Konzentrationslager. Dort wurden die eintreffenden Gefangenen jedoch bis Mitte 1942 nicht als Häftlinge registriert, sondern unmittelbar nach ihrer Ankunft von der SS ermordet.

Im Fall der Kriegsgefangenenlager Stalag 304 (IV H) Zeithain und des nahegelegenen Stalag IV B Mühlberg kam es ab Oktober 1941 zu Überprüfungen und Verhören durch die Gestapo. Diese erfolgten für beide Lager in Zeithain. Ziel war es, nicht nur Juden unter den Gefangenen zu ermitteln, sondern alle Personen, die als Gefahr für das NS-Regime eingestuft wurden. Darunter fielen auch Mitglieder der Kommunistischen Partei und ihrer Organisationen, auch Staatsbeamte, Juden, Offiziere oder Akademiker.

In Zeithain und Mühlberg verstorbene jüdische sowjetische Kriegsgefangene

Aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain in das KZ Buchenwald überführte und dort ermordete jüdische sowjetische Kriegsgefangene

In anderen Kriegsgefangenenlagern an die Gestapo übergebene jüdische sowjetische Kriegsgefangene aus Zeithain und Mühlberg

Kontakt
Nora Manukjan
Referentin Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain
Tel: 03525 510472
nora.manukjan@stsg.de