Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain bearbeitet 1000. Anfrage von Angehörigen sowjetischer Kriegsgefangener
30.09.19
Am Mittwoch, den 2. Oktober besucht Tatiana Murashko aus Moskau die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain. Tatiana Muraschko ist die Tochter von Nikifor Murashko. Die Anfrage nach dem Begräbnisort, die dem Besuch von Tatiana vorausging, ist die bereits 1000. Suchanfrage von Angehörigen in der Gedenkstätte.
Im Alter von 42 Jahren verstarb Nikifor Murashko im am 5. Juli 1943 an den Folgen seiner TBC Erkrankung im Kriegsgefangenenlager Zeithain. Nach seiner Gefangennahme im September 1941 kam er zunächst in das Kriegsgefangenenlager Lamsdorf im heutigen Polen. Wie viele Rotarmisten wurde Nikifor zu schwerer körperlicher Zwangsarbeit in einem Stahlwerk eingesetzt. An Tuberkulose erkrankt, wurde er im Sommer 1943 nach Zeithain versetzt. Nikifor Murashko zählt zu den 25.000 bis 30.000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Lager Zeithain zwischen 1941 und 1945 aufgrund von Hunger und Krankheiten verstarben.
Seit 2007 hilft die Gedenkstätte Hinterbliebenen von in Gefangenschaft geratenen Soldaten der Roten Armee bei der Schicksalsklärung. Die Suchanfragen erreichen die Gedenkstätte per Post oder per E-Mail. Zu den ersten Anfragen zählte die Familie Bowin, die bereits 2008 auf den Spuren des verstorbenen Vaters die Gedenkstätte und den Begräbnisort besuchte. Seither gehören die Beantwortung der Suchanfragen und die Organisation der Angehörigenbesuche zu den wichtigen Aufgaben der Gedenkstätte. Viele der Hinterbliebenen bekunden immer wieder ihre große Dankbarkeit für diese Unterstützung.
Für die überwiegende Mehrheit der Familien blieb das Schicksal ihrer Angehörigen bis 2008 ungewiss. Außer einer Vermisstenanmeldung der Roten Armee gab es keine Nachricht über deren Verbleib, obwohl sich die Akten im Archiv des sowjetischen Verteidigungsministeriums, heute Archiv der Russischen Föderation, befanden. Die Schicksale der gefangenen Soldaten passten nicht in die sowjetische Erzählung über den siegreichen „Großen Vaterländischen Krieg“.
Auch die Ehefrau und die Kinder von Nikifor besaßen über sechzig Jahre hinweg keine Informationen über den Tod des Ehemanns und des Vaters und kannten keinen Ort der Trauer. Erst Enkel Artjom wurde 2018 bei seinen Nachforschungen im Internet fündig. Seit 2007 sind die digitalisierten Wehrmachtskarteiunterlagen verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener in der russischsprachigen Online-Datenbank „Memorial“ (www.obd-memorial.ru) veröffentlicht und recherchierbar. Dass dies möglich wurde, ist einem umfangreichen deutsch-russischen Erfassungsprojekt zur Digitalisierung der erwähnten Wehrmachtskarteikarten zu verdanken, das von 2000 bis 2014 unter der Leitung der Dokumentationsstelle Dresden der Stiftung Sächsische Gedenkstätten bearbeitet wurde.
Dies war die Voraussetzung für die Information der Angehörigen und die Nennung von rund 23.000 Namen auf den vier Zeithainer Friedhöfen. Dadurch bleibt die Zahl der jährlichen Suchanfragen und Besuche in Zeithain auch trotz des größer werdenden zeitlichen Abstandes konstant.
Kontakt:
Nora Manukjan (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
nora.manukjan@stsg.de
Tel.: 03525 510472