Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain baut mit am digitalen Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus
12.05.21
Die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain beteiligt sich als Kooperationspartner an der Social Media-Initiative „#everynamecounts: Erinnern vor Ort“ (https://arolsen-archives.org/news/everynamecounts-erinnern-vor-ort/) der Arolsen Archives, die anlässlich des 76. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa am 8./9. Mai gestartet ist. Mit dieser Initiative möchten die Arolsen Archives kleine Erinnerungsorte und -initiativen sichtbar machen und ihnen eine Stimme für ihre wertvolle und wichtige Arbeit leihen. Die systematische Verfolgung von Millionen von Menschen fand nicht im Geheimen, sondern an vielen Orten statt: die Stätten von Verfolgung, Terror und Ausbeutung befanden sich in direkter Nachbarschaft.
Dies gilt insbesondere für die durchschnittlich mehr als 2 Millionen Kriegsgefangenen, die in den Kriegsgefangenenlagern der Wehrmacht und Zehntausenden dazugehörigen Arbeitskommandos seit Beginn des Zweiten Weltkrieges Teil der deutschen Kriegsgesellschaft waren. Sie fanden sich in Landwirtschaft, Handwerk, Verkehrs- und Versorgungsbetrieben sowie der Industrie und wurden sichtbarer Bestandteil des Alltags.
Sie waren das erste Arbeitskräftereservoir der von deutschen Truppen besetzten europäischen Staaten, das für die deutsche Kriegswirtschaft nutzbar gemacht wurde. Das Lagersystem der Kriegsgefangenenverwaltung der Wehrmacht war neben dem der verschleppten zivilen Zwangsarbeitskräfte das größte in Nazideutschland. Spuren davon finden sich daher flächendeckend in Dokumenten, Erinnerungsberichten und Friedhöfen in der Bundesrepublik Deutschland, aber auch in Gebieten, die heute Teile Polens und Tschechiens sind sowie in Österreich.
Die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain ist einer der wenigen Gedenkorte in der Bundesrepublik, an dem die Verbrechen der Wehrmacht an Kriegsgefangenen, insbesondere den sowjetischen und italienischen, im Zentrum der Gedenkarbeit stehen. Die Kooperation mit den Arolsen Archives verspricht eine größere Reichweite und die Möglichkeit, Namen von Kriegsgefangenen durch die Arolsen Archives prüfen zu lassen, um z. B. Schicksale von sowjetischen Kriegsgefangenen, die als Strafmaßnahme in Konzentrationslager überstellt wurden, für die Zeit ihrer KZ-Inhaftierung weiter zu recherchieren. Im Fall der als „Italienische Militärinternierte“ bezeichneten italienischen Gefangenen bietet sich die Chance, deren Schicksale für die Zeit ab August 1944 zu recherchieren, als sie von der Wehrmacht gegen ihren Willen aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und zu zivilen Zwangsarbeitern gemacht wurden.
Pressemitteilung 12.05.2021 (PDF)
Kontakt:
Jens Nagel (Gedenkstättenleiter)
jens.nagel@stsg.de
Tel: 03525 510260