„Echo eines längst vergangenen Krieges. Auf den Spuren der Väter“
06.06.23
„Je mehr ich in der Gedenkstätte über die Geschichte der damaligen schrecklichen Tage, über die Leiden, die unser Volk durchgemacht hatte, erfuhr, desto mehr schmerzte mein Herz, dass niemand, außer den Angehörigen der Opfer, die Überreste der Gefallenen in den Massengräbern brauchte. […] An der Grabstätte der sowjetischen Kriegsgefangenen herrscht Stille, hier ragt nur ein 1946 errichtetes Denkmal hervor, gelegentlich sind hier die Soldaten aus der Kommandantur, um das Massengrab in Ordnung zu bringen. Die offiziellen Behörden der UdSSR verhalten sich leider still.“
Das sind die Worte von Valentina Fjodorowna Kozlowa, der Tochter des ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen Fjodor Antonovitsch Medwedew. Sie besuchte die Gedenkstätte im Oktober 1991. Der damalige Leiter der Gedenkstätte, Bernhard Nowotny, zeigte ihr den Bahnhof Jacobsthal, an dem ihr Vater mit dem Zug angekommen war und den Platz, an dem er in einem Massengrab beerdigt worden war. Der Artikel wurde bei den aktuellen Digitalisierungsarbeiten der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain gefunden und stammt aus der Zeitung „Sowjetischer Panzersoldat“. Überschrieben ist er mit den Worten „Echo eines längst vergangenen Krieges. Auf den Spuren der Väter“.
Die Gedenkstätte hat sich seit dem gewandelt. Inzwischen ist es an der Grabstätte der sowjetischen Kriegsgefangenen nicht mehr so „still“. Seit 2014 wurden insgesamt 124 Namenstafeln zum Gedenken an die 25.000 bis 30.000 Opfer auf insgesamt 4 Friedhöfen aufgestellt. Regelmäßig besuchen Angehörige den Ort, an dem ihre Vorfahren ein schreckliches Schicksal erlitten und legen Blumen nieder. Auch Tafeln, an denen Fotos der ehemaligen Gefangenen angebracht werden können, wurden inzwischen aufgestellt. Zahlreiche Freiwillige, vor allem Schülerinnen und Schüler, aber auch Reservisten der Bundeswehr, pflegen die Anlagen in regelmäßigen Arbeitseinsätzen. Eine ausführliche Dauerausstellung informiert über die Zustände im Lager und auch das ehemalige Lagergelände kann inzwischen mittels Tablettour oder bei einer klassischen Führung besichtigt werden. Die Gedenkstätte bemüht sich hier um einen Lehrpfad. Privatpersonen, Unternehmen und Schulklassen sind jederzeit herzlich eingeladen, sich dieses dunklen Kapitels deutscher und sächsischer Geschichte bewusst zu werden.
Kontakt
Julia Tenzer
Mitarbeiterin Archiv/Öffentlichkeitsarbeit
julia.tenzer@stsg.de