Beschossene Gedenktafeln zur Erinnerung an verstorbene Kriegsgefangene konnten ersetzt werden
12.12.16
Mitarbeiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain brachten am 6. Dezember 2016 auf den Gräberstätten des ehemaligen Kriegsgefangenlagers Zeithain, Zschepa I und Zschepa II, neue Gedenktafeln an. Die ursprünglichen Gedenktafeln wurden von Unbekannten im Oktober letzten Jahres beschossen und zerstört. Die Einschüsse erfolgten zielgerichtet auf Stirn und Schläfe der Abgebildeten. Die Täter konnten bis heute nicht ermittelt werden, das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt. Ob es sich um eine politisch motivierte Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe von Opfern nationalsozialistischer Verbrechen handelte, bleibt unklar.
Die Gedenktafeln, die Portraits verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener auf emaillierten Metallplatten, Keramiken und Kunststein zeigen, wurden der Gedenkstätte von Angehörigen übergeben. Ziel ist es, den Toten ein Gesicht zu geben und individuell an sie zu erinnern. Die Produktionskosten der neuen Tafeln übernahm die Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
Besonders schwer fiel es dem Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, Jens Nagel, die Angehörigen Ende 2015 über die mutwillige Zerstörung zu informieren: „Wer einmal Hinterbliebene – die über 60 Jahre warten mussten, um die Todesumstände und den Sterbeort zu erfahren – bei ihrem Besuch auf den Grabstätten ihrer Väter oder Großväter begleitet hat, kennt die Emotionen und die persönliche Bedeutung, die das Gedenken in Zeithain für die nächsten Angehörigen hat.“
Die Botschaft der Russischen Föderation verfolgte die Wiederherstellung der Gedenktafeln mit großem Interesse. Über die Beschädigung wurde auch in russischen Medien im vergangenen Jahr berichtet.
Die Kriegsgefangenenfriedhöfe Zschepa I und Zschepa II wurden von November 1942 bis zur Befreiung des Lagers am 23. April 1945 zur Bestattung sowjetischer Todesopfer genutzt. Die verstorbenen Kriegsgefangenen wurden in Massengräbern anonym bestattet. Noch mehr als 400 weitere sowjetische Todesopfer wurden bis Anfang Dezember 1945 in Einzelgräbern auf dem Friedhof Zschepa II beerdigt. Insgesamt ruhen auf beiden Friedhöfen über 10.000 sowjetische Kriegsgefangene, Opfer der verbrecherischen Behandlung durch die Wehrmacht.
Kontakt:
Nora Manukjan (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
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