»VERNEBELT, VERDUNKELT SIND ALLE HIRNE«. Die Tagebücher Friedrich Kellners 1939-1945. Vortrag von Dr. Markus Roth
Friedrich Kellner (1885-1970) war bereits früh ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten. 1933 wurde er Geschäftsstellenleiter des Amtsgerichts in Laubach (Oberhessen) und setzte dort seine offene Kritik am Regime fort. Mehrfach wurde er bedroht - nur mit Glück entging er einer beabsichtigten Einweisung in ein Konzentrationslager. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Kellner Stadtrat in Laubach. Von 1939 bis 1945 schrieb er beinahe täglich seine Kritik am NS-Regime nieder und dokumentierte zahlreiche Verbrechen der NS-Diktatur. Kellners akribische Analyse der Tagespresse, die zusammen mit zahlreichen eingeklebten Zeitungsausschnitten einen Großteil der Tagebücher einnimmt, macht diesen Text zu einer einzigartigen Quelle.
Dr. Markus Roth ist Mitherausgeber der 2011 im Wallstein Verlag erschienenen Tagebücher Friedrich Kellners. Er ist stellvertretender Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Herder-Instituts Marburg. Zu seinen Veröffentlichungen gehören die Studie »Herrenmenschen. Die deutschen Kreishauptleute im besetzten Polen – Karrierewege, Herrschaftspraxis und Nachgeschichte« (2009) und der gemeinsam mit Andrea Löw verfasste Band »Juden in Krakau unter deutscher Besatzung 1939–1945« (2011). Zu der von der Friedrich-Ebert-Stiftung präsentierten Ausstellung der Tagebücher Kellners »Die Last der ungesagten Worte« verfasste Roth das Beiheft »Chronist der Verblendung – Friedrich Kellners Tagebücher 1938/39 bis 1945« (2009).