Wehrmachtgefängnis Fort Zinna 1936–1945
Torgau bildete im Zweiten Weltkrieg das Zentrum der nationalsozialistischen Militär-justiz. Fort Zinna war das größte aller Wehrmachtgefängnisse. In der Kaserne Brückenkopf befand sich ein zweites großes Wehrmachtgefängnis. Mitte 1943 verlegte zudem das Reichskriegsgericht, das oberste militärische Gericht des Deutschen Reichs, seinen Sitz von Berlin nach Torgau.
Etwa 60 000 Häftlinge der Wehrmacht waren während des Zweiten Weltkriegs in Torgau inhaftiert. Mehrere Hundert zum Tode Verurteilte wurden in einer nahegelegenen Kiesgrube und im Wallgraben von Fort Zinna erschossen. Viele Tausend Gefangene wurden von Fort Zinna aus in Straf- und Bewährungseinsätze an die Front geschickt. Unzählige kamen bei diesen besonders gefährlichen Einsätzen um.
Ab 1936 wurde Fort Zinna zum größten Wehrmachtgefängnis des Deutschen Reichs ausgebaut. Deutsche und ausländische Häftlinge waren hier inhaftiert. In dem Gefängnis litten Kriegsdienst- und Befehlsverweigerer, Deserteure und wegen krimineller Delikte verurteilte Soldaten der Wehrmacht. Ebenso waren Angehörige des deutschen und europäischen Widerstands im Fort Zinna inhaftiert. Unter den Gefangenen waren darüber hinaus zwangsrekrutierte Soldaten aus Luxemburg, Polen, Frankreich und anderen Ländern. Sie hatten sich dem erzwungenen Kriegsdienst für den Feind Deutschland entzogen.
Ab August 1943 fanden auch Verhandlungen des Reichskriegsgerichts in Fort Zinna statt.
Am 15. April 1945, kurz vor dem historischen Zusammentreffen der US-amerikanischen und sowjetischen Truppen in Torgau, wurde Fort Zinna geräumt. Die im Gefängnis verbliebenen kranken Häftlinge und alliierten Gefangenen wurden am 25. April 1945 von alliierten Truppen befreit.
Das Festungsvorwerk Fort Zinna, 1810 bis 1813 unter napoleonischer Herrschaft angelegt, wurde bereits im 19. Jahrhundert als Militärhaftstätte genutzt. Neben Kriegsgefangenen wurden hier im 19. Jahrhundert Militärsträflinge und sogenannte Arbeitssoldaten inhaftiert.
Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) wurden im Fort Zinna kriegsgefangene Offiziere interniert. Nach der Abschaffung der Militärgerichtsbarkeit durch die Weimarer Reichsverfassung übernahm 1920 die preußische Justizverwaltung das Festungsgelände Fort Zinna als „Strafgefängnis Torgau“.
In den ersten Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden hier politische Gegner gefangen gehalten. Bis Ende 1935 blieben im Strafgefängnis Torgau politische Gefangene inhaftiert.
Heute befindet sich im Fort Zinna eine Justizvollzugsanstalt des Freistaates Sachsen.