Wehrmachtgefängnis Brückenkopf 1939–1945
Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtete Kaserne auf dem Torgauer Brückenkopf und das umliegende Festungsgelände wurden im Zweiten Weltkrieg als Militärstrafanstalt betrieben. Unmittelbar vor dem deutschen Überfall auf Polen ließ der Kommandant des Wehrmachtgefängnisses Torgau am 27. August 1939 das zivil genutzte Brückenkopfgelände räumen und zur Haftstätte umbauen. Mit dem Brückenkopf erhielt der Standort Torgau zu Beginn des Zweiten Weltkrieges neben Fort Zinna ein zweites Militärgefängnis. Es unterstand in den ersten Kriegsmonaten noch dem Kommandanten von Fort Zinna, erhielt aber im Herbst 1939 den Status eines eigenständigen Wehrmachtgefängnisses. Mit dem Umbau der ehemaligen Kaserne und der Errichtung zweier Häftlingsbaracken im November 1939 war Torgau-Brückenkopf für die Aufnahme von etwa 1 000 Gefangenen vorgesehen. Bereits am 8. Januar 1940 war das
Gefängnis „voll belegt“.
Wie im Wehrmachtgefängnis Fort Zinna wurden hier deutsche Soldaten, die von Militärgerichten wegen Kriegsdienst- und Befehlsverweigerung, Desertion oder krimineller Delikte verurteilt worden waren, unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. Unter den Gefangenen befanden sich auch ausländische Kriegsgefangene und Wehrmachtangehörige aus den besetzten europäischen Ländern, die zum Teil in die deutsche Wehrmacht zwangsrekrutiert worden waren und Angehörige des deutschen und europäischen Widerstands.
Der Haftalltag in den beiden Torgauer Wehrmachtgefängnissen Brückenkopf und Fort Zinna war durch militärischen Drill und eine erniedrigende Behandlung bestimmt. Schikanen und Misshandlungen, wie mehrstündiges Exerzieren, Arrest, Dunkelarrest in Isolation, Prügelstrafe und Kürzungen der ohnehin knappen Essensrationen, prägten die Haft.
Kurz vor dem historischen Zusammentreffen der US-amerikanischen und sowjetischen Truppen in Torgau am 25. April 1945 ließen die Gefängniskommandanten Fort Zinna und Brückenkopf evakuieren. Die Häftlinge des Wehrmachtgefängnisses Brückenkopf wurden bereits am 14. April in Marsch gesetzt. US-amerikanische Truppen befreiten sie schließlich am 8. Mai 1945 im sächsischen Markersdorf.