Würdiges Gedenken an lange vergessene Opfer in Torgau. Stiftung Sächsische Gedenkstätten übergibt Gedenkort am Fort Zinna
06.05.10
Am 9. Mai, 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, übergibt die Stiftung Sächsische Gedenkstätten der Öffentlichkeit den Gedenkort Torgau Fort Zinna. Dort wird der Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz, der sowjetischen Geheimpolizei und der SED-Strafjustiz, die in Torgau zu Unrecht gelitten haben, gedacht. Damit wird 20 Jahre nach der Friedlichen Revolution das Gedenken an Opfer ermöglicht, deren Schicksal lange Jahre ohne öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung geblieben ist. Zugleich wird an Ereignisse der Torgauer Geschichte erinnert, die jahrzehntelang tabuisiert worden sind.
Der von der Arbeitsgemeinschaft Martin Bennis (Berlin) und Berthold Weidner (Stuttgart) gestaltete Gedenkort erinnert auf einem Areal, aber in zwei verschiedenen Bereichen, an die Opfer unterschiedlicher Diktaturen vor und nach der Zäsur des Jahres 1945. Die beiden Gedenkbereiche sind durch einen gemeinsamen Naturstein-Bodenbelag und durch ästhetisch korrespondierende Gedenk- und Informationstafeln miteinander verbunden. Zugleich sind sie durch Farbigkeit des Steins, durch Textur und Geometrien der Bodenflächen sowie eine Hainbuchenhecke voneinander unterschieden. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wird als Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer der NS-Militärjustiz eine Figurengruppe des Rostocker Bildhauers Thomas Jastram enthüllt. Ein 1992 errichtetes Holzkreuz auf der gegenüberliegenden Seite würdigt die Opfer der Torgauer Speziallager und der politischen Justiz der kommunistischen Diktatur in der DDR.
Die Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Frau Prof. von Schorlemer, wird an der Veranstaltung teilnehmen. Vertreter der Opferverbände, ehemalige Gefangene oder deren Angehörige und Kunstinteressierte aus mehreren Bundesländern haben ihre Teilnahme ebenfalls zugesagt.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau, Herrn Wolfgang Oleschinski, Tel: 0 34 21/77 39 680 oder an die Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Herrn Siegfried Reiprich, Tel. 03 51/4 69 55 40 Weitergehende Informationen finden Sie unter www.stsg.de bzw. www.diz-torgau.de.
Veranstaltungsort: Am Fort Zinna 7, 04860 Torgau, vor der Justizvollzugsanstalt Torgau
Beginn: 9. Mai 2010, 13 Uhr
Programm
Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Vorsitzende des Stiftungsrats der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Universität Bonn, Sprecher des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Enthüllung der neu geschaffenen Figurengruppe des Bildhauers Thomas Jastram, Rostock
Dr. Arie Hartog, Leiter des Gerhard-Marcks-Hauses, Bremen
Ludwig Baumann, Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Wehrmachtjustiz e.V.
Bernd Müller-Kaller, Landesvorsitzender der Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V.
Siegfried Reiprich Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Musik Trio Plankl / Kreismusikschule „Heinrich Schütz“ Torgau-Oschatz, Sängerin Aukse Marija Petroni, Rostock
Die Veranstaltung endet gegen 14:00 Uhr. Im Anschluss Gespräche, Begegnungen, Imbiss.