Jugendliche lernen lokale NS-Geschichte in Torgau kennen
31.01.25
Zwei Tage lang beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Johann-Walter-Gymnasiums in Torgau gemeinsam mit dem Erinnerungsort Torgau intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus. Ein besonderes Augenmerk lag auf den Geschehnissen in Torgau. Anlass war der bundesweite Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar.
An diesem Gedenktag setzten sich die Schülerinnen und Schüler aktiv mit der lokalen NS-Geschichte auseinander. Eine Gruppe putzte die Stolpersteine für vier Torgauer Familien, die im NS-Regime als jüdisch verfolgt wurden. Eine zweite Gruppe befasste sich in der Dauerausstellung des Erinnerungsortes Torgau mit der Geschichte der NS-Militärjustiz in Torgau. Die letzte Gruppe besuchte die Sonderausstellung „Einige waren Nachbarn. Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ im Erinnerungsort Torgau. Dabei gingen sie der Frage nach, warum so viele Menschen die Verbrechen der Nationalsozialisten unterstützt oder geschwiegen haben.
Einen Tag später fand eine gemeinsame Gedenkveranstaltung in der Schule statt. Schulleiter Peter Nowack, Oberbürgermeister Henrik Simon, die Leiterin des Erinnerungsortes, Elisabeth Kohlhaas, und die Schülerin Kathleen Nowack betonten in ihren Reden die Notwendigkeit, die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht zu vergessen und für demokratisches Handeln im Heute einzustehen. „Wir haben das für uns Unbegreifbare nicht erlebt. Doch wir tragen die Verantwortung, die Erinnerung lebendig zu halten und aktiv daran zu arbeiten, dass ‚nie wieder‘ keine leere Floskel bleibt“, sagte Kathleen Nowack.
Höhepunkt der Gedenkveranstaltung war die Lesung des Autors Jürgen Gückel aus seinem Buch „Klassenfoto mit Massenmörder. Das Doppelleben des Artur Wilke“. Darin geht Gückel der Geschichte seines ehemaligen Grundschullehrers Artur Wilke nach. Als SS-Offizier war Wilke an Massenerschießungen in Belarus beteiligt. Nach dem Krieg lebte er jahrelang unbemerkt unter der Identität seines Bruders. Die Lesung gab einen eindrücklichen Einblick in das gesellschaftliche Schweigen über den Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit.
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