Erinnerungsort Torgau auf Interviewreise in Luxemburg
16.05.23
Im April 2023 war die Leiterin des Erinnerungsortes Torgau, Elisabeth Kohlhaas, auf Interviewreise in Luxemburg. Dort traf sie sich mit den Familien zweier Luxemburger, die im Zweiten Weltkrieg im Militärgefängnis Fort Zinna in Torgau inhaftiert waren. Die Stimmen der Angehörigen werden in der neuen Dauerausstellung zu hören sein. Auch der Austausch mit Kollegen kam nicht zu kurz: In Diekirch stattete sie dem Nationalen Militärgeschichtlichen Museum Luxemburgs einen Besuch ab. Gemeinsam soll eine neue Publikation entstehen.
Torgau war das Zentrum der NS-Militärjustiz in ganz Europa. Etliche Häftlinge in den Torgauer Militärgefängnissen stammten aus Luxemburg. Zu ihnen gehörten Joseph Stephany und Jean Muller. Beide hatten versucht, sich im Zweiten Weltkrieg dem erzwungenen Kriegseinsatz für die Deutschen zu entziehen. Dafür wurden sie von deutschen Militärgerichten zum Tode verurteilt. Sie konnten überleben und in ihre Heimat zurückkehren.
Elisabeth Kohlhaas traf sich nun in Luxemburg zu Interviews mit den Familien von Jean Muller und Joseph Stephany. Ihre Kinder und Enkel teilten die bewegenden Momente der Familiengeschichten. Ihre Erzählungen zeigen, wie die Erfahrungen der Haft während des Zweiten Weltkriegs die beiden Familien bis heute prägen.
Die Lebensgeschichten zwangsrekrutierter Luxemburger Soldaten, die aufgrund von Fahnenflucht oder anderer Gründe in Torgau inhaftiert wurden, erforscht der Erinnerungsort Torgau derzeit gemeinsam mit dem Nationalen Militärgeschichtlichen Museum Luxemburgs. Geplant ist die Veröffentlichung einer gemeinsamen Publikation über Joseph Stephany. Während seiner Haftzeit in Torgau führte er heimlich ein Tagebuch, das bis heute im Familienbesitz ist. Die Publikation wird diese einzigartige Quelle erstmals der Öffentlichkeit zugänglich machen und wissenschaftlich einordnen.
Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei den Familien Muller und Stephany sowie bei Benoît Niederkorn und dem Team des Nationalen Militärgeschichtlichen Museums in Luxemburg für ihre Zeit und Gastfreundschaft. Ein großer Dank geht auch an den Filmemacher Hellmuth Sito Schlingensiepen.
Kontakt:
Pascal Straßer
Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 03421 7739684
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