Caroline Gohlke aus dem Erinnerungsort Torgau bei der Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages
17.03.25

Vom 23. bis 29. Januar fand die jährliche Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. In diesem Jahr stand der 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im Januar 1945 im Fokus. Rund 75 Jugendliche und junge Erwachsene aus Deutschland, Polen, Frankreich, Ungarn und Tschechien nahmen an der Veranstaltung teil. Auch drei Freiwillige aus der Stiftung Sächsische Gedenkstätten waren dabei: Emma Bähr und Vincent Adler von der Gedenkstätte Bautzen und Caroline Gohlke vom Erinnerungsort Torgau. Hier erzählt uns Caroline von ihren Eindrücken und Erlebnissen:
Nach einem Auftakt in Berlin begann für uns am Freitagmorgen die gemeinsame Fahrt nach Oświęcim (Polen). Der folgende Tag war dem Besuch der beiden Gedenkstätten KZ Auschwitz und Auschwitz-Birkenau gewidmet. Der Vormittag begann mit einer Führung durch das frühere Lager Auschwitz (auch Stammlager genannt). Die Nationalsozialisten errichteten Auschwitz 1940 zunächst als Gefängnis für politische Häftlinge, bevor es im Sommer 1942 zum größten und tödlichsten der deutschen Vernichtungslager umgewandelt wurde. Am Nachmittag folgte eine Führung über das Gelände des ehemaligen Lagers Auschwitz-Birkenau. Mindestens 1,1 Millionen Menschen wurden in den Jahren 1940 bis 1945 nach Birkenau deportiert – 900.000 von ihnen wurden direkt nach ihrer Ankunft ermordet.
Auch in den folgenden Tagen stand die Beschäftigung mit der Geschichte von Auschwitz und der Überlebenden im Mittelpunkt. Wir hatten die Gelegenheit, mit Petra Pau (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages) und Christoph Heubner (Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees) ins Gespräch zu kommen. Beide betonten die Bedeutung der Erinnerungskultur und riefen dazu auf, sich aktiv für Demokratie und gegen das Vergessen einzusetzen.
Besonders eindrucksvoll war für mich das Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Stefania Wernik. Sie wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau geboren und von dem SS-Lagerarzt Josef Mengele für pseudomedizinische Experimente missbraucht. Gemeinsam mit ihrer Mutter erlebte sie am 27. Januar 1945 die Befreiung des Lagers. Bis heute leidet sie unter den physischen und psychischen Folgen ihrer Lagerzeit.
Nach vier emotionalen und beeindruckenden Tagen ging es zum Abschluss der Jugendbegegnung zurück nach Berlin. Das Highlight der Woche war für mich die Teilnahme an der offiziellen Gedenkstunde im Plenarsaal des Bundestages zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Dort sprach neben Bundestagspräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas auch der diesjährige Gastredner Roman Schwarzmann.
Mit ihm kamen wir im Anschluss ins Gespräch. Auch Yvonne Magwas (Vizepräsidentin des Bundestages) nahm daran teil. Dabei appellierte Schwarzmann, im Kampf gegen den Faschismus nicht nachzulassen und die Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland nicht aufzugeben. Roman Schwarzmann wurde mit sieben Jahren aus dem Ghetto Berschad in der Ukraine befreit. Der heute 88-Jährige setzt sich seit vielen Jahren für die Erinnerung an die Verbrechen des Holocaust ein und baute unter anderem den Verband der Ghetto- und KZ-Überlebenden in Odessa mit auf.
Ich danke dem Team des Besucherdienstes des Deutschen Bundestages herzlich für die spannenden Tage und die gelungene Durchführung der diesjährigen Jugendbegegnung sowie für die Möglichkeit daran teilnehmen zu dürfen. Mehr Einblicke in diese und vergangene Jugendbegegnungen findet man auf www.mitmischen.de. Und wer sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Stiftung Sächsische Gedenkstätten interessiert, kann sich darüber auf der Website der Sächsischen Jugendstiftung informieren.
Verfasst von Caroline Gohlke, Erinnerungsort Torgau (Freiwilliges Soziales Jahr)
Kontakt
Pascal Straßer
Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit
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