60 Jahre Mauerbau: Projekt in Torgau und Sandbostel über politische Repressionen in der DDR und die Flucht von Jugendlichen
10.08.21
Vor 60 Jahren, am 13. August 1961, ließ die SED-Führung die Berliner Mauer errichten. Ost-Berlin und die DDR waren von da an vom Westen abgeriegelt. Die Teilung Deutschlands, hervorgegangen aus dem Zweiten Weltkrieg, war festgeschrieben. Aus Anlass des Jahrestags findet im Herbst im sächsischen Torgau und im niedersächsischen Sandbostel ein mehrtägiges Schülerprojekt statt. Es steht unter dem Titel „Jugendliche in der DDR zwischen Flucht und Repression“.
Dieses Projekt wird in Kooperation des Dokumentations- und Informationszentrums Torgau (DIZ)/Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte Lager Sandbostel sowie dem Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) durchgeführt. Es wird durch das Lasub vollumfänglich gefördert. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler besuchen einen Geschichtskurs der 11. Jahrgangsstufe des Johann-Walter-Gymnasiums in Torgau.
Die Schülerinnen und Schüler befassen sich in dem Projekt mit dem Jugendgefängnis in Torgau und mit dem Notaufnahmelager für geflüchtete Jugendliche aus der DDR in Sandbostel in Niedersachsen. In diesem Lager fanden bis zum Mauerbau mehr als 300 000 geflüchtete Jugendliche ihre erste Aufnahme.
Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit den Lebenswegen von Jugendlichen in der DDR, die aus politischen Gründen im Jugendgefängnis in Torgau inhaftiert waren. Gleichzeitig richtet sich der Blick auf die Biografien von Jugendlichen, die in den Westen flüchteten, weil sie in der DDR kein selbstbestimmtes Leben vor sich liegen sahen. Die Schülerinnen und Schüler begeben sich vor Ort in Torgau und in Sandbostel auf Spurensuche und sprechen mit Zeitzeugen. Auf einer Homepage werden sich die Ergebnisse des Projekts später nachlesen lassen.
Herbert Wolff, Staatssekretär im sächsischen Kultusministerium, betont die Bedeutung des Projekts für die Gegenwart: „Für unsere Schülerinnen und Schüler ist DDR-Geschichte heute scheinbar so fern wie das Mittelalter und nicht mehr Teil ihrer historischen Erfahrungen. Doch die Beschäftigung mit der deutschen Teilung, den beiden deutschen Staaten, den Sehnsüchten der Jugendlichen auf beiden Seiten der Mauer, den Repressionen im Osten, dem Kalten Krieg sowie dem friedlichen Weg des Widerstands in den Wendezeiten birgt unglaubliches Potential, um sich und seine eigenen Werte zu reflektieren. Das ist nicht immer einfach, weil mit der DDR-Geschichte auch schwere Familienschicksale verbunden sein können. Ich wünsche den Schülerinnen und Schülern in diesem Projekt intensive Diskussionen, spannende Begegnungen und eine Menge Forschergeist.“
Kontakt:
Elisabeth Kohlhaas
Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, Projektkoordinatorin „Neukonzeption der Dauerausstellung“
Tel.: 03421 7739681
elisabeth.kohlhaas@stsg.de