1945 | 2020 Kalenderblatt: Hinrichtung von sechs Soldaten in Torgau vor 75 Jahren
06.04.20
Mitte 1943 verlegte das Reichskriegsgericht seinen Sitz von Berlin nach Torgau. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges sprach der oberste Militärgerichtshof der Nationalsozialisten seine Urteile in Torgau im Dienste von Abschreckung und gnadenloser Härte. Darunter waren hunderte Todesurteile gegen Soldaten und Zivilisten.
So ließ das Gericht am 6. April 1945, vor 75 Jahren, noch sechs Hinrichtungen in Torgau vollstrecken. Bruno Sklarski, Herbert Dreier, Albert Hinzmann, Peter Dillmann, Max Heigel und Martin Herbst verloren ihr Leben. Sie wurden Opfer des Durchhalteterrors am Kriegsende – nur wenige Tage, bevor das Reichskriegsgericht vor der anrückenden Roten Armee aus der Stadt flüchtete und sich kurz später auflöste.
Die Todesurteile gegen die Soldaten waren schnell innerhalb kürzester Zeit von der Anklage bis zur Bestätigung durchgepresst worden. Die Anklage lautete auf Fahnenflucht, „Zersetzung der Wehrkraft“ oder Kriegsverrat. Die sechs Männer wurden auf dem Gelände des Wehrmachtgefängnisses Fort Zinna in Torgau erschossen. Anschließend wurden sie auf dem nahe gelegenen städtischen Friedhof begraben.
Heute sind die damals Hingerichteten rehabilitiert. Die Urteile der nationalsozialistischen Militärgerichte wegen der drei genannten Tatbestände sind seit etlichen Jahren pauschal aufgehoben, weil mit ihnen Unrecht begangen wurde.
Die Kleinstadt Torgau an der Elbe spielte im Europa des Zweiten Weltkriegs eine bedeutende Rolle für die Wehrmachtjustiz. Nicht nur das Reichskriegsgericht war in Torgau angesiedelt. Mit den Militärgefängnissen Fort Zinna und Brückenkopf war Torgau auch das Zentrum des Strafvollzugs der Wehrmacht. Etwa 60 000 Gefangene waren während des Krieges in Torgau inhaftiert. Zu ihnen gehörten viele Widerstandskämpfer aus den besetzten Ländern in Europa. Die Wehrmachtjustiz stellte ein wichtiges Herrschaftsinstrument der Nationalsozialisten dar.
Mit dem Zusammentreffen von amerikanischen und sowjetischen Soldaten am 25. April 1945 in Torgau hatte das Unrecht der Wehrmachtjustiz in der Stadt ein Ende.
Kontakt:
Elisabeth Kohlhaas (DIZ Torgau, Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03421 7739681
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