1945 | 2020 Kalenderblatt: Das Ende der Wehrmachtjustiz in Torgau am 25. April 1945
24.04.20
Am 25. April 1945 endete das Unrecht der Wehrmachtjustiz in Torgau. An diesem Tag traf eine kleine amerikanische Aufklärungspatrouille unter dem Kommando von Bill Robertson in der Stadt ein. Die vier US-Soldaten waren wegen des Wehrmachtgefängnisses Fort Zinna nach Torgau gekommen. Dort vermuteten sie eigene Kameraden in Haft. Auf der anderen Seite der Elbe hatten sich bereits sowjetische Einheiten einquartiert. Am Nachmittag dieses Tages kam es zu der legendären Begegnung der amerikanischen und sowjetischen Soldaten auf der zerstörten Torgauer Elbbrücke.
Während amerikanische und sowjetische Soldaten in Torgau am 25. April 1945 und in den folgenden Tagen die Begegnung feierten, mussten die vielen Gefangenen der Torgauer Wehrmachtgefängnisse auf den Gewaltmärschen noch Tage und Woche bis zu ihrer Befreiung bangen. Es ist nicht bekannt, wie viele von ihnen unterwegs umkamen. Nicht wenige wurden willkürlich von den Wehrmachtaufsehern erschossen oder nach dem Schnellurteil eines Standgerichts hingerichtet.
Im Wehrmachtgefängnis Fort Zinna waren zu diesem Zeitpunkt noch kranke und eine größere Zahl ausländische Inhaftierte anzutreffen, um die Hundert an der Zahl. Sie waren zurückgelassen worden, als Tausende Gefangene in den vorherigen Tagen aus den beiden Wehrmachtgefängnissen Brückenkopf und Fort Zinna in Torgau auf brutale Räumungsmärsche in verschiedene Himmelsrichtungen getrieben worden waren. Noch am Vortag hatten die Aufseher frühmorgens eine letzte Gruppe von Gefangenen aus dem Fort Zinna in Richtung Nordwesten losgeschickt. Das Wehrmachtgefängnis Brückenkopf war bereits seit Mitte April aufgeben. Am Morgen des 25. April 1945 verließen dann auch die Wachmänner das Wehrmachtgefängnis Fort Zinna. Wie die letzten deutschen Soldaten, die frühmorgens noch beide Torgauer Elbbrücken sprengten, flüchteten sie vor den anrückenden amerikanischen Truppen.
Die Häftlinge im Fort Zinna hatten anschließend vorsichtshalber eine Rot-Kreuz-Fahne gehisst, um nicht beschossen zu werden. Unter der Führung des französischen Offiziers André Levacher, der als Kriegsgefangener von einem deutschen Militärgericht zur Haft im Fort Zinna verurteilt worden war, hatten sie sich um die Kranken gekümmert und die Häftlinge mit Essen versorgt. Die Ankunft des amerikanischen Jeeps am Fort Zinna brachte ihnen die Gewissheit, dass sie nun endlich frei waren.
Bill Robertson wusste, dass im vormaligen Wehrmachtgefängnis Brückenkopf auf der anderen Seite des Flusses bereits sowjetische Truppen waren. Einmal in Torgau, wollte er nun auch mit ihnen zusammentreffen. Die amerikanische Patrouille begab sich zum Torgauer Schloss Hartenfels am Flussufer. Am Nachmittag reichten sich der Aufklärungsoffizier der US Army Bill Robertson und der Leutnant der Roten Armee Alexander Silwaschko auf den Trümmern der Brücke erleichtert und glücklich über den militärischen Schulterschluss die Hände.
Das Foto des amerikanisch-sowjetischen „Handschlags an der Elbe“ in Torgau, das am folgenden Tag als nachgestellte Aufnahme entstand, verbreitete sich in rasender Eile weltweit. Das Zusammentreffen der verbündeten Truppen an diesem 25. April 1945 an der Elbe – in Torgau und an anderen Orten – bedeutete einen Meilenstein im gemeinsamen Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland. Der Sieg war nun zum Greifen nah.
Kontakt:
Elisabeth Kohlhaas (DIZ Torgau, Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 03421 7739681
elisabeth.kohlhaas@stsg.de