Workshop und Zeitzeuginnengespräch: „Abseits der sozialistischen Norm - Zur staatlichen Disziplinierung von Frauen und Mädchen in der DDR“
Datum:
Veranstalter:
Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, Anderer VeranstalterOrt:
EAH Jena, Carl-Zeiss-Promenade 2, 07745 Jena
Die Tagung „Alltagswelten von Frauen* im pOST-Sozialismus“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Fachbereich Sozialwesen der Ernst-Abbe-Hochschule Jena und dem Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ und der Landeszentrale für politische Bildung. Sie findet am 18. und 19. November 2022 vorrangig in den Räumen der EAH Jena statt. Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau bietet gemeinsam mit der Riebeckstraße 63 e.V. den Workshop „Abseits der sozialistischen Norm. Zur staatlichen Disziplinierung von Frauen und Mädchen in der DDR“ und ein Zeitzeuginnengespräch an.
Zum Thema des Workshops: Das festgeschriebene Erziehungsziel in der DDR war die Herausbildung „sozialistischer Persönlichkeiten“. Unangepasste und verhaltensauffällige Jugendliche konnten schnell in den Fokus staatlicher Institutionen geraten. Befand sie die Jugendhilfe als „schwererziehbar“ konnte sie gegen den Willen der Eltern eine „Umerziehung“ in einem Spezialkinderheim oder einem Jugendwerkhof anordnen. Einweisungsgründe wie „Schulbummelei“ oder „Disziplinverstöße“ verweisen auf unterschiedliche Verstöße gegen die sozialistische Norm. Mit „Sexueller Triebhaftigkeit“ oder „Sexueller Verwahrlosung“ jedoch wurde vor allem vermeintliches Fehlverhalten von Mädchen markiert. Diszipliniert wurden unangepasste Mädchen allerdings auch im Namen der Medizin. Wegen angeblicher Geschlechtskrankheiten wurden ungefähr 3.000 Mädchen und Frauen auf Geschlossenen Stationen der Venerologie unter Zwang eingewiesen, täglich gegen ihren Willen untersucht und auch ohne Befund therapiert. Nicht selten spielten in den Biografien der Betroffenen beide Einrichtungen eine Rolle. Diesem Umstand möchte der Workshop nachgehen. Vermittelt über ausgewählte Biografien wird der Workshop in vergleichender Perspektive die Geschichte des GJWH Torgau und der Venerologischen Station in Leipzig in den Blick nehmen und vor dem Hintergrund staatlicher Disziplinierungsmaßnahmen diskutieren. Für die Betroffenen bedeuten die belastenden Erfahrungen in der repressiven Heimerziehung oder der medizinisch begründeten Zwangsunterbringung in einer Venerologischen Station bis heute anhaltende körperliche und seelische Folgeschäden.
Dauer des Workshops: 90 Minuten
Eine Veranstaltung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof (GJWH) Torgau in Kooperation mit der Initiative Riebeckstraße 63 e.V.
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Weitere Informationen & Kontakt:
Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
Manuela Rummel (m.rummel@jugendwerkhof-torgau.de)
www.jugendwerkhof-torgau.de