Konferenz in Wrocław: „Jürgen Fuchs: ‚Sagen was ist‘ – Diktatur als grenzüberschreitende Erinnerungslandschaft“
Datum:
Veranstalter:
Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Anderer VeranstalterOrt:
Universität Wrocław, Institut für Germanistik, Pl. Biskupa Nankiera 15b, PL-50-140 Wrocław
Eine Kooperationsveranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung (Warschau), des Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (Dresden), des Präsidenten des Thüringer Landtags (Erfurt), der Stiftung Sächsische Gedenkstätten (Dresden) und des Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen (Breslau).
Für den Schriftsteller Jürgen Fuchs (1950—1999) war das Ende der sowjetischen Hegemonie über Mittel- und Osteuropa nicht nur ein politisch-historisches Ereignis, sondern vielmehr ein persönlicher Einschnitt. Denn nach dem Fall der Berliner Mauer brach samt der SED-Herrschaft auch ein Unrechtsstaat zusammen, der gegen den Künstler und Bürgerrechtler zahlreiche Repressalien ergriff und somit seine Biographie deformierte. Im literarischen Schaffen des in die DDR hineingeborenen Autors spielte die Erinnerung an das kommunistische Regime und dessen Facetten eine zentrale Rolle: in Gedichten, Romanen und Essays wusste Fuchs authentische Erinnerungslandschaften zu entdecken, die eindrucksvoll subjektive Erlebnisse, historische Dimension und die Allmacht des alltäglichen Diktatorischen verdeutlichten. Seine Texte zeichnen sich durch eine realistische Beschreibung der sozialistischen Gesellschaft aus und knüpfen an die Biographie des Betroffenen, seine Erfahrungen in und mit dem SED-Staat an. Die Literatur des in vieler Hinsicht unabhängigen Autors ist oft eine erschütternde Reise in die Zeit der zweiten deutschen Diktatur, eine Art (Wieder-)Begegnung mit Unterdrückungsmechanismen und Tabus der einst existierenden DDR.
Obwohl Jürgen Fuchs bis 1989/90 in anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks nie Fuß fasste, war er dort mit seinen Büchern und deren Übersetzungen seit Ende der 70er-Jahre präsent. Die literarische und oppositionelle Tätigkeit verschaffte Fuchs die Möglichkeit, bereits in der Zeit des Westberliner Exils Bekanntschaften mit osteuropäischen Autoren zu schließen. Die internationale Konferenz geht der Frage nach, welche Rolle Jürgen Fuchs als Vermittler von Literatur, als Wegbereiter des intellektuellen Austausches und als Mentor des Ost-West-Dialogs zukam.
Programm (PDF-Datei, 800 KB)
Weitere Informationen unter www.ifg.uni.wroc.pl (Universität Wrocław)