Eröffnung der Sonderausstellung „DIE JUGEND DER ANDEREN“ in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
Datum:
Veranstalter:
Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof TorgauOrt:
Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, Fischerdörfchen 15, 04860 Torgau
Eindrückliche Fotografien der Leipziger Fotografin Christiane Eisler und Gesprächsprotokolle der Journalistin Gundula Lasch aus dem Alltag in einem DDR-Jugendwerkhof.
Christiane Eislers Fotodokumentation aus dem Jugendwerkhof Crimmitschau ist ein einzigartiges Zeitdokument, denn Fotografien vom Innenleben der DDR-Umerziehungseinrichtungen sind eine Seltenheit. Die Fotografin hatte 1982 als Studentin im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst eine Fotogenehmigung erhalten und belichtete über mehrere Monate etwa 90 Filme, die den Alltag und die innere Verfassung der dort lebenden Mädchen auf subtile Weise und mit einem kritisch-offenen Blick eingefangen haben.
30 Jahre später fragte Fotografin Christiane Eisler gemeinsam mit der Leipziger Journalistin Gundula Lasch: Wie ist es den Mädchen von damals später ergangen? Wie leben sie heute? Welche Folgen hatte ihr Aufenthalt im Jugendwerkhof für sie persönlich? Die Ausstellung “Die Jugend der anderen“ wirft einen Blick zurück auf bittere Jugendwerkhof-Jahre heute erwachsener Frauen. Dabei kommen die Betroffenen unkommentiert zu Wort und können so aus ihrer Opferrolle treten. “Unser Ziel war es, in einem Foto- und lnterviewprojekt das Schicksal der Mädchen von damals und ihr Leben nach dem Jugendwerkhof Crimmitschau sichtbar zu machen“, erklärt Christiane Eisler. Dabei wollten sich die Autorinnen dem Thema ganz bewusst aus der Perspektive der ehemaligen Insassinnen annähern: “Wir sprechen nicht über die Betroffenen, sondern lassen sie für sich selbst reden“, so Gundula Lasch. Über Aufrufe in verschiedenen Internet-Foren und verschiedene Recherchen kamen Eisler und Lasch mit zahlreichen Ehemaligen aus Crimmitschau in Kontakt. Die Mehrzahl der Frauen war leider nicht bereit, ihr Schicksal und Leben öffentlich zu machen. Das zeigt, wie tabuisiert noch heute für viele Betroffene ihre Zeit im Jugendwerkhof ist. Die Angst vor Verurteilungen, Vorurteilen und Stigmatisierung in der Gesellschaft ist für viele noch allgegenwärtig.
Neben vielen bisher unveröffentlichten Fotos stellt die Ausstellung in Form von Erinnerungsprotokollen exemplarische Einzelschicksale der Mädchen des Jugendwerkhofs Crimmitschau vor. Sie zeigen, wie unterschiedlich ihre Lebenswege waren und auf welche Weise die Folgen der DDR-Umerziehung sie bis heute begleiten.
Zur Ausstellungseröffnung am 18. April um 18:00 Uhr werden die beiden Autorinnen über die intensiven Begegnungen mit den Protogonistinnen ihrer Ausstellung sprechen. Dabei präsentieren die Fotografin Christiane Eisler und die Journalistin Gundula Lasch auch den Katalog zur Ausstellung.
Die musikalische Begleitung übernimmt die ehemalige DDR-Band ‚Dialog II“ aus Crimmitschau. Ihr damaliger Hit „963 — alle fahrn vorbei“, der sich auf die DDR-Postleitzahl von Crimmitschau bezieht, wurde auch im Jugendwerkhof gesummt, wenn wieder einmal ein Mädchen nicht pünktlich aus dem Urlaub zurückkehrte.
Die Ausstellung ist vom 19.04. bis 31.05.2013 Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr sowie Samstag, Sontag und an Feiertagen von 14:00 bis 18:00 Uhr in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau zu sehen.
Für weitere Presse-Auskünfte:
Juliane Thieme, Tel. 03421I714203, j.thiemejugendwerkhof-torgau.de
Christiane Eisler, Tel. 017313945648, eisler-fotogmx.de
Gundula Lasch, Tel. 017213462168, glaschaol.com
Mehr Informationen zur Ausstellung gibt es hier.