„Auf alles vorbereitet? Planungen, Abläufe und Hintergründe zur entscheidenden Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 und die Rolle der Feuerwehr mit einem Lehrfilm der Volkspolizei“
Datum:
Veranstalter:
Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" LeipzigOrt:
Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Dittrichring 24, 04109 Leipzig
Der 9. Oktober 1989 ist als „Tag der Entscheidung“ in die jüngste deutsche Geschichte eingegangen, weil die Montagsdemonstration von weit über 70 000 friedlichen Menschen entgegen anderslautender Ankündigungen nicht gewaltsam niedergeschlagen werden konnte. Über die Gründe und Hintergründe wird seit 35 Jahren immer wieder spekuliert. Inzwischen gibt es einen Lehrfilm der Deutschen Volkspolizei aus dem Frühjahr 1989, der zeigt, wie das SED-Regime seine Macht auch mit polizeilicher Gewalt sichern wollte und sich sehr intensiv auf die Auseinandersetzung mit dem eigenen Volk vorbereitet hatte. Auch die Feuerwehr, damals Teil der Deutschen Volkspolizei, sollte gegen die Demonstration zum Einsatz kommen.
So war geplant, Feuerwehren als Wasserwerfer gegen die Demonstranten einzusetzen.
Am Mittwoch, 2. Oktober 2024, 19 Uhr kommen nach einführenden Vorträgen mit Filmvorführung der in den brisanten Herbsttagen amtierende Chef der Leipziger Feuerwehr, der Branddirektor a.D. Jochen Füssel und der Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer mit einander und dem Publikum insbesondere über die Rolle der Feuerwehr in den Herbsttagen 1989 ins Gespräch. Mit dem 9. Oktober als städtischem Gedenktag erinnert Leipzig an eine der bedeutendsten Ereignisse der jüngsten Demokratiegeschichte in Deutschland. An jenem Tag entschied sich in Leipzig, ob die Revolution friedlich oder blutig enden würde. Weit mehr als 70 000 Menschen überwanden ihre Angst und stellten sich auf dem Leipziger Ring mit den Rufen „Wir sind das Volk!“ und „Keine Gewalt!“ der bewaffneten SED-Diktatur entgegen. Dieser Tag war der Wendepunkt auf dem Weg zu einer wirklich Friedlichen Revolution für Freiheit und Bürgerrechte und zu einem demokratischen Rechtsstaat in der gesamten damaligen DDR, an deren Ende die Deutsche Einheit in einem vereinten Europa stand.
Am Mittwoch, den 02.10.2024 um 19 Uhr Filme, Fotos, Vorträge und Gespräch im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runde Ecke“. Die DDR-Sicherheitskräfte waren von den Demonstrationen im Herbst 1989 nicht überrascht, sondern bereits im Juni 1989 gab es auf dem Truppenübungsplatz in Belzig bei Potsdam eine zentrale Großübung zur Auflösung und Niederschlagung von Protesten durch die Volkspolizei. Es wurde die neue aus Helmen, Schlagstöcken und Schilden bestehende Sonderausrüstung vorgestellt. Die Ausrüstung von Volkspolizei-LKW mit Räum- und Schiebeschildern aber auch die Umnutzung von Feuerwehrfahrzeugen als Wasserwerfer war ebenso akribisch geplant. Selbst die Beimischung von blauem Farbstoff in das Löschwasser zur Markierung von Demonstranten war vorbereitet. Dies alles dokumentierte die Deutsche Volkspolizei in einem Lehrvideo.
Es schien, als seien die Sicherheitskräfte bestens vorbereitet auf die Proteste des Herbstes 1989. Bei den Einsätzen bis zum 7. Oktober 1989 verlief alles noch nach Plan. Doch die Sicherheitskräfte hatten nicht mit den weit über 70 000 Personen gerechnet, die am 9. Oktober 1989 in Leipzig mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ friedlich gegen die SED-Diktatur demonstrierten. Viele Demonstranten rechneten mit dem Schlimmsten, auch damit, dass die Polizei auf sie schießen könnte, hatte die SED doch in der Leipziger Volkszeitung deutlich damit gedroht. Doch die Staatsmacht ließ die Demonstranten an diesem Montag gewähren. Die bewaffneten DDR-Sicherheitskräfte schritten nicht ein. Was war die Ursache? Der Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer beleuchtet in einem einführenden Vortrag die Gründe, die zum Rückzug der Sicherheitskräfte führten, analysiert Hintergründe und schildert den Ablauf dieses entscheidenden Ereignisses der Friedlichen Revolution. Die besondere Rolle der Feuerwehr als Teil der Deutschen Volkspolizei skizziert der in den brisanten Herbsttagen amtierende Chef der Leipziger Feuerwehr, der Branddirektor a.D. Jochen Füssel ebenso wie die Fragen, die dieser geplante Mißbrauch der Feuerwehr in den eigenen Reihen auslöste. Wie wurden die Kameraden in Leipzig auf den 9. Oktober eingestimmt? Welche Pläne gab es und welche Aktionen waren real vorbereitet? Warum kam der perfide Plan des DDR-Innenministeriums nur in Plauen zur Anwendung, wo am 7. Oktober 1989 wirklich ein Tanklöschfahrzeug als Wasserwerfer eingesetzt wurde? Nach den einführenden Vorträgen mit Filmvorführungen kommen die beiden miteinander und dem Publikum ins Gespräch.
Kontakt:
Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker
Tel.: 0341 9612443
Fax: 0341 9612499
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