Oktober 2015
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der diesjährige Oktober steht im Zeichen des 25. Jahrestages der Wiedervereinigung Deutschlands. Viele Fernsehkanäle waren voll von Dokumentationen über die Teilung, das Leben unter der SED-Diktatur bis zu deren Überwindung durch die Friedliche Revolution 1989, den Mauerfall und den politischen Prozess bis zur Wiedervereinigung. Doch wie wird der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober in 25 Jahren, also mehr als zwei Generationen nach diesem historischen Ereignis, begangen werden? Wird es ihm ergehen wie dem 17. Juni, der in der alten Bundesrepublik Feiertag war und in Erinnerung an den Volksaufstand 1953 in der DDR als „Tag der Deutschen Einheit“ begangen wurde, jedoch zum pflichtgemäßen Kranzabwurfritual verkommen war, weil kaum noch ein Politiker an den Grundgesetzauftrag der Wiedervereinigung glaubte? Ich hoffe, nicht!
Es stellt sich die Frage: Was treibt Menschen gerade mal ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der DDR dazu, einen Schlussstrich unter die SED-Herrschaft mit ihrer Stasi-Bespitzelungs- und Zersetzungsmaschinerie setzen zu wollen, an deren Folgen Menschen bis heute leiden? Im vergangenen Jahr haben wir uns gerade erst ausführlich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren beschäftigt. Nach einem Jahrhundert wurde es Zeit, dass dies die beteiligten europäischen Länder gemeinsam und damit wesentlich objektiver als in der Vergangenheit taten. Auch des Völkermordes an den Armeniern, der am 24. April 1915 seinen Anfang nahm, wurde – zum Missvergnügen der türkischen Regierung – in der EU gedacht. Übrigens zeigt dieses Beispiel, wie sehr Täter und deren Erben auf das Vergessen der Menschen bauen! Als Hitler den Massenmord an den europäischen Juden in Auftrag gab, wischte er Bedenken mit der Bemerkung vom Tisch: „Wer spricht heute noch von den Armeniern?“ Auch zu den NS-Verbrechen sind gelegentlich Forderungen nach einem „Schlussstrich“ zu hören. Im NS-Prozess gegen Oskar Gröning hat das Landgericht Lüneburg den 94-jährigen Angeklagten im Juli zu vier Jahren Haft verurteilt. Es wurden Stimmen laut, die angesichts des hohen Alters des ehemaligen „Buchhalters von Auschwitz“ die Sinnhaftigkeit dieses Prozesses infrage stellten. Doch wer spricht von den Überlebenden der Schoah, die das Leiden an den Spätfolgen der KZs bis heute tief in sich tragen? Allein in Israel sind es noch fast 200.000.
Während nach dem Holocaust in der „antifaschistischen“ DDR alte NS-Funktionäre offiziell zur Bundesrepublik verortet wurden und man sich so aus der gesamtdeutschen Verantwortung gerade auch gegenüber den Juden stahl, saßen nicht wenige Altnazis auch in neuen Funktionen des SED-Staates und gestalteten ihn mit.
Wie schwer es in der jungen Bundesrepublik war, die NS-Zeit zu thematisieren oder die Täter gar vor Gericht zu bringen, veranschaulicht einmal mehr der Anfang dieses Monats in den Kinos angelaufene Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“. Er zeigt, wie der kompromisslose hessische Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauer (Siehe „Zitat des Monats“!) genau dafür kämpft und trotz großen Widerstandes mit den Frankfurter Auschwitzprozessen in den 1960er Jahren zumindest einen Teilerfolg erzielt. Der Schauspieler Burghart Klaußner, der den Nazi-Jäger Fritz Bauer im Film verkörpert, sagt über ihn: „Ohne ihn würde es uns heute schlechter gehen.“ Das Vor-Augen-Führen der Verbrechen hat einen Lernprozess in Gang gesetzt. So trifft der Name des Trägervereins der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden das Anliegen auf den Punkt: „Erkenntnis durch Erinnerung“ Die Art und Weise, wie wir mit den finsteren Kapiteln unserer Geschichte umgehen, wird nicht nur von Bundespräsidenten geehrt und von unseren Nachbarn in West und Ost hoch geachtet. Sie hat auch neue, tragfähige bis freundschaftliche Beziehungen mit ihnen und mit dem Staat Israel erst möglich gemacht.
Die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin, Autorin und Filmregisseurin Freya Klier hat kürzlich in einem Interview geäußert, dass auch die Aufarbeitung der DDR-Diktatur noch einige Zeit brauche. Darum laute ihr persönliches 11. Gebot: „Du sollst Dich erinnern!“
Ich hoffe, dass auch Sie sich diesen Slogan zu Eigen machen können und unserem Gedenk- und Erinnerungsauftrag gewogen bleiben.
Lothar Klein
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Neues aus der Arbeit der Stiftung und ihrer Gedenkstätten
18.09. | Pflegeeinsatz der Reservistenkameradschaft Achim e.V.
Neun Reservisten der Reservistenkameradschaft Achim e.V. und zwei aktive Soldaten der Bundeswehr kamen vom 7. bis zum 18. September für den bereits 8. Pflegeeinsatz im Rahmen der seit 2011 vereinbarten Partnerschaft mit dem Förderverein Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain e.V. nach Zeithain. In ihrem diesjährigen Pflegeeinsatz führten die Teilnehmer Arbeiten auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Jacobsthal durch. Der Kriegsgefangenenfriedhof Jacobsthal wurde zwischen Dezember 1941 und November 1942 für die Bestattung der Toten aus dem Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager 304 (IV H) Zeithain eingerichtet. Nach Recherchen der Gedenkstätte liegen auf dem Friedhof mindestens 7 683 sowjetische Kriegsgefangene begraben, an deren individuelles Schicksal auf 48 Namenstafeln gedacht wird.
> Mehr30.09. | Arbeiten an neuer Dauerausstellung. Gedenkstätte Bautzen zeigt ab 2017 die Geschichte der Bautzener Gefängnisse während des Nationalsozialismus
Der Name "Bautzen" steht für die Verfolgung und Inhaftierung politisch unliebsamer Personen zwischen 1945 und 1989. Im "Gelben Elend" und im "Stasi-Knast" waren während der Zeit der sowjetischen Besatzung und der SED-Dikatur tausende Menschen aus Willkür und politischen Gründen eingesperrt. Dass Bautzen auch ein Haftort mit nationalsozialistischer Vergangenheit war, hat sich dagegen im öffentlichen Bewusstsein nicht verankert. Eine neue Ausstellung in der Gedenkstätte Bautzen soll diese weithin unbekannte Geschichte der Bautzener Gefängnisse dokumentieren und an deren Opfer erinnern.
> Mehr30.09. | Mitarbeiter sächsischer Gedenkstätten werden mit Bundestverdienstkreuz ausgezeichnet
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten beglückwünscht Gabriele Beyler, Bettina Klein und Tobias Hollitzer zur Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Joachim Gauck wird am 1. Oktober im Berliner Schloss Bellevue insgesamt 15 Frauen und 17 Männer mit dieser Auszeichnung für ihr herausragendes gesellschaftliches Engagement ehren.
> Mehr10.10. | 19. Sonnenstein-Symposium: Das Gedenkbuch für die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Sachsen – Eine Zwischenbilanz
Bereits mehrere Jahre bemüht sich eine kleine Forschungsgruppe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten um die Erstellung eines Gedenkbuches für die Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde in Sachsen.
> Mehr12.10. | Rückschau auf das 19. Sonnenstein-Symposium, 10. Oktober 2015
Seit 2012 bemüht sich die Stiftung Sächsische Gedenkstätten um die Erstellung eines Gedenkbuches für die Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde aus und in Sachsen. Eine Vielzahl von Akten, Karteikarten, aber auch Informationen von Hinterbliebenen werden dafür von einer kleinen Arbeitsgruppe erfasst und ausgewertet.
Auf dem 19. Sonnenstein-Symposium, gemeinsam veranstaltet von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, dem Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein e.V. und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, wurde nun eine kritische Zwischenbilanz der bisherigen Arbeit gezogen. Dazu wurden nicht nur neu gewonnene Erkenntnisse präsentiert, sondern auch methodische Fragen und Erfahrungen anderer Gedenkinitiativen diskutiert.
> MehrNeues aus weiteren zeitgeschichtlichen Erinnerungsorten in Sachsen
02.10. | Der Vorstand des Bürgerkomitees Leipzig e.V. gratuliert Tobias Hollitzer zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
Am 1. Oktober 2015 wurde Tobias Hollitzer das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse im Schloss Bellevue durch den Bundespräsidenten Joachim Gauck verliehen. Der Vorstand des Bürgerkomitee Leipzig e.V., in dem sich Tobias Hollitzer seit der Friedlichen Revolution unermüdlich engagiert, gratuliert dem Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu dieser hohen Auszeichnung. „Damit wird sein beharrlicher Einsatz für Freiheit und demokratische Grundrechte aber auch für eine ehrliche und offene Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur gewürdigt.“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Prof. Jürgen Wenge.
> Mehr09.10. | Lange Ausstellungsnacht im Museum in der "Runden Ecke" Leipzig - Zeitgeschichte am Originalort
Die „Runde Ecke“ war während der Montagsdemonstrationen 1989 in Leipzig der neuralgische Punkt, an dem immer die Gefahr einer gewaltsamen Eskalation bestand. Heute können sich Menschen dort über dieses Kapitel der Leipziger Stadt- und Regionalgeschichte informieren.
> Mehr13.10. | Film: »Der Rat der Götter« (DEFA 1950)
Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
»Der Rat der Götter« thematisiert auf Grundlage von Akten der Nürnberger Prozesse die Verstrickung des IG Farben-Konzerns in nationalsozialistische Verbrechen.
> Mehr12.10. | Wanderausstellung „Die Friedliche Revolution in Leipzig“ in der Frankfurter Paulskirche zu sehen
Die Ausstellung, die seit 2009 in Leipzig in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu sehen ist, gastierte als Wanderausstellung bereits im Sächsischen Landtag, in der Sächsischen Aufbaubank in Dresden und im Stasi-Museum in Berlin. Darüber hinaus war sie in Auszügen auf Kongressen aber auch in Schulen zu sehen. Nun war sie vom 21. August bis 12. Oktober in der Frankfurter Paulskirche zugast.
> Mehr14.10. | Hinter vorgehaltener Hand. Politische Denunziation in der DDR
Die Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden lädt zu Vortrag und Gespräch über das heikle Thema mit Dr. Anita Krätzner-Ebert, BStU, ein.
Das Phänomen der Denunziation und seine konkreten Praktiken wurden in der DDR-Forschung bislang kaum berücksichtigt.
01.10. | Auszeichnung für Gabriele Beyler und Bettina Klein - Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit
Bundespräsident Joachim Gauck zeichnete am 1. Oktober, anlässlich des bevorstehenden Tags der Deutschen Einheit, 15 Frauen und 17 Männer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus - darunter auch Gabriele Beyler und Bettina Klein, tätig im Vorstand des Trägervereins der Gedenkstätte, für ihr großes bürgerschaftliches Engagement bei der Aufarbeitung der Geschichte des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau.
> Mehr08.10. | Wanderausstellung »AUF BIEGEN UND BRECHEN« der Gedenkstätte GJWH Torgau auf Station in Zwickau
Die mobile Ausstellung ist vom 8. Oktober bis 11. November 2015 im Käthe-Kollwitz-Gymnasium Zwickau zu sehen. Die Ausstellung informiert Schüler und Besucher über die Geschichte des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau. Anhand von Fotos, Dokumenten und Begleittexten wird der menschenunwürdige Alltag der Jugendlichen nachgezeichnet, die diese gefängnisähnliche Unterbringung durchlaufen mussten.
> MehrRückblick
02.10. | Bundesverdienstkreuz in Empfang genommen
Am 2. Oktober haben Gabriele Beyler und Bettina Klein das Bundesverdienstkreuz aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck auf Schloss Bellevue in Empfang genommen. Die beiden Frauen wurden mit dem Orden für ihr ausdauerndes Engagement seit der Wiedervereinigung für die Aufarbeitung der Geschichte des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau geehrt.
> Mehr16.09. | Gauck ehrt Sachsen und Thüringer - Bundesverdienstkreuz für demokratisches Engagement
Am 1. Oktober wird Bundespräsident Joachim Gauck 15 Frauen und 17 Männer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik auszeichnen. Aus Sachsen wird die Auszeichnung Gabriele Beyler und Bettina Klein überreicht: Beide haben sich für die Aufarbeitung der Geschichte des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau eingesetzt. Aus Leipzig wird Tobias Hollitzer, der Leiter des Museums in der Runden Ecke, geehrt werden.
> Mehr15.09. | 4. Sächsisches Geschichtscamp - In Plauen auf Zeitreise in die DDR
"Halt - Grenzposten - Stehenbleiben oder ich schieße!" - 25 Jahre nach der Deutschen Einheit gingen Schüler in Plauen auf eine besondere Zeitreise. Das diesjährige Geschichtscamp in Plauen setzte sich mit der Geschichte an der Grenze, den Fluchtversuchen, Zwangsaussiedlungen, Ausreiseanträgen, die Arbeit der Staatssicherheit und der Friedlichen Revolution auseinander.
> Mehr17.09. | "Roland Jahns Teilnahme war eine große Bereicherung"
Das 13. Treffen ehemaliger Heimkinder war auch für Gabriele Beyler von der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof eine besondere Situation: Erstmals waren auch ehemalige West-Heimkinder zu Gast.
> Mehr17.09. | Verdienstorden für drei Sachsen
Bundespräsident Joachim Gauck zeichnet am 1. Oktober im Schloss Bellevue auch drei Sachsen mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Es sind dies Gabriele Beyler und Bettina Klein vom Vorstand des Fördervereins Jugendwerkhof Torgau und Tobias Hollitzer, Bürgerrechtler und Leiter des Museums in der Runden Ecke Leipzig.
> Mehr12.09. | Heimkinder erinnern an Leid in Erziehungseinrichtungen
Etwa 130 ehemalige Heimkinder sind am 12. September im sächsischen Torgau zusammengekommen, um an ihre Leiden in früheren staatlichen Erziehungseinrichtungen zu erinnern. Zu dem Treffen, das seit Jahren regelmäßig in Torgau stattfindet, waren dieses Mal nicht nur ehemalige Heimkinder aus Ost-, sondern auch aus Westdeutschland eingeladen. Gastredner war Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.
> Mehr01.10. | Große Ehrung zum 25. Jahrestag der Einheit
Bundespräsident Joachim Gauck zeichnet fünf Sachsen mit dem Bundesverdienstkreuz aus
Bundespräsident Joachim Gauck zeichnet heute im Berlinder Schloss Bellevue 15 Frauen und 17 Männer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik aus - darunter sind diesmal fünf Sachsen und Thüringer, die am 25. Jahrestag der Einheit für ihr demokratisches Engagement geehrt werden. Gabriele Beyler und Bettina Klein erhalte die Ehrung, weil sie sich für die Aufarbeitung des Geschichte des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau eingesetzt und eine Gedenkstätte initiiert haben, die heute von Land und Bund gefördert wird.
16.09. | Auszeichnung für Beyler und Klein
Gabriele Beyler aus Süptitz und Bettina Klein (Leipzig) werden am 1. Oktober durch Bundespräsident Gauck mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland im Schloss Bellevue ausgezeichnet.
> Mehr19.09. | Vom Leben mit zwei Gesichtern
Geradezu begeistert nutzen die jungen Teilnehmer des 4. Sächsischen Geschichtscamps die Möglichkeit, mit Zeitzeugen der Friedlichen Revolution in Plauen ins Gespräch zu kommen.
Das diesjährige Geschichtscamp vom 15. bis 19. September in Plauen stand unter dem Thema „Halt - Grenzposten - Stehenbleiben oder ich schieße!“ Die Jugendlichen befassten sich mit der Zwangsaussiedlung im Grenzgebiet, erhielten Einblicke in Stasi-Akten, nahmen an verschiedenen Workshops teil, besuchten das Deutsch-deutsche Museum im einst geteilten Dorf Mödlareuth.
18.09. | Auf Zeitreise durch die deutsch-deutsche Geschichte
43 Jugendliche aus Sachsen und weiteren Bundesländern nehmen am Geschichts-Camp in Plauen teil. Auch in Hof machen sie Station.
Derzeit findet in der Hofer Partnerstadt Plauen das vierte Sächsische Geschichts-Camp statt. Jugendliche der neunten bis 13. Klasse kommen mit engagierten Zeitzeugen der deutschen Teilung ins Gespräch und besuchen historische Orte, wo sie sich intensiv mit der Geschichte in der Region auseinandersetzten können.
Vorschau
20.10. | Film: »Rotation« (DEFA 1949)
Cineding, Karl-Heine-Str. 83, 04229 Leipzig-Plagwitz
Der Film »Rotation« richtet den Blick auf die »kleinen Leute«: der Arbeiter Hans Behnke ist an Politik nicht interessiert, bis ihn sein Schwager bittet, eine Druckmaschine zu reparieren, auf der antifaschistische Flugblätter hergestellt werden.
> Mehr28.10. | „Sprüche aus Asche“ Ein Text-Bildband von Hans-Jörg Schönherr und Christoph Kuhn
Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden
Der Fotograf Hans-Jörg Schönherr hat 1986 im Dresdner Stadtgebiet Plakate mit SED-Losungen aufgenommen – quasi im letzten Moment, bevor sie verschwanden –, die in ihrer Absurdität heute wie eine Vorwegnahme des Zusammenbruchs der DDR erscheinen. Mitte der neunziger Jahre fotografierte er an denselben Orten die Werbetafeln der neuen Zeit, die „Agitation des freien Marktes“.
> Mehr08.11. | Film »Der letzte der Ungerechten« (Lanzmann, 2013)
Kinobar Prager Frühling (Haus der Demokratie)
Der Film besteht aus Gesprächen zwischen dem ehemaligen Rabbiner Benjamin Murmelstein und Claude Lanzmann, die 1975 stattfanden. Murmelstein erzählt von der erzwungenen jüdischen Kollaboration mit den Nazis in Form so genannter Judenräte, die gezielt in die Vernichtungsmaschinerie eingebunden wurden.
10.11. | Die „Wende" aus meiner Sicht - Diskussionsabend 25 Jahre Deutsche Einheit
Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden
Zum Diskussionsabend über 25 Jahre Deutsche Einheit hat sich die Gedenkstätte interessante Zeitzeugen eingeladen.
> Mehr11.11. | NS-Kulturpolitik im Protektorat Böhmen und Mähren. Konzepte - Praktiken - Reaktionen
Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
Volker Mohn, Historiker an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, geht der Frage nach, aus welchen Motiven heraus sich das NS-Besatzungsregime in Böhmen und Mähren für diese Art der Kulturpolitik entschied und ob es so etwas wie einen „kulturpolitischen Masterplan“ gab.
> Mehr15.11. | Chorkonzert zum Volkstrauertag
Gedenkstätte Bautzen
Das traditionelle Chorkonzert zum Volkstrauertrag in der Gedenkstätte Bautzen ist in diesem Jahr jenen Gefangenen gewidmet, deren Aufstand im „Gelben Elend“ vor 65 Jahren brutal niedergeschlagen wurde. Es war der größte Häftlingsaufstand in der DDR.
> Mehr19.11. | Lokale Erinnerungskulturen im Vergleich
Galerie für zeitgenössische Kunst (GFZK) Leipzig
Ein Gespräch mit Carmen Hause und Marco Brenneisen zu Formen der Erinnerung an nationalsozialistische Konzentrationslager zwischen 1945 und 1970. Moderation: Ann-Katrin Düben
> MehrZitat des Monats
„Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird.“
Fritz Bauer (1903 bis 1986) war ein deutsch-jüdischer Generalstaatsanwalt Hessens, der einen maßgeblichen Beitrag für das Zustandekommen der Frankfurter Auschwitzprozesse leistete, sich als einer der Ersten für eine Rehabilitierung der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 eingesetzte und Israel entscheidende Hinweise zum Ergreifen Adolf Eichmanns durch den Mossad in Argentinien gab. Nach ihm ist auch das Fritz-Bauer-Institut benannt, ein Studien- und Dokumentationszentrum in Frankfurt am Main, das sich mit der Geschichte und Wirkung des Holocausts befasst.
Quelle: Zitat und Foto aus der Ausstellung über Fritz Bauer im Otto-Borst-Saal des Hauses der Geschichte in Stuttgart im Oktober 2012, gestaltet von Schülern des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums Stuttgart, wo Bauer 1924 sein Abitur abgelegt hat.
Kalenderblatt
28.10.1938 | Beginn der „Polenaktion“ in Sachsen
Im Zuge der vom Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei mit Schnellbrief vom 26. Oktober und der Verordnung vom 28. Oktober 1938 für das gesamte Reichsgebiet angeordneten Ausweisung polnischer Juden wurden unter Leitung des Dresdner Polizeipräsidenten kurzfristig aus dem Regierungsbezirk 724 Personen (Männer, Frauen und Kinder) und damit ca. 90 Prozent der hier lebenden polnisch-jüdischen Bevölkerung gegen 13.14 Uhr mit einem vom Bahnhof Dresden-Neustadt aus eingesetzten Sonderzug unter Bewachung von Dresdner Schutzpolizeibeamten zuerst nach Beuthen und von dort aus über die deutsch-polnische Grenze abgeschoben. Die Festnahme war überraschend in den Abendstunden des 27. Oktober erfolgt. Als Sammelstellen und Unterkunft für die Nacht dienten polizeiabschnittsweise „geeignete Lokale“. Der Transport zum Neustädter Bahnhof erfolgte am Vormittag des 28. Oktober mittels 35 Militär-LKWs. Gleichzeitig wurden aus dem Regierungsbezirk Leipzig 1.598 (ca. 50 Prozent der dort lebenden polnisch-jüdischen Bevölkerung) und aus den Regierungsbezirken Chemnitz und Zwickau 482 (ca. 78 Prozent der dort lebenden polnisch-jüdischen Bevölkerung), mithin insgesamt 2804 Personen aus Sachsen abgeschoben.
Deutschlandweit waren davon ca. 17.000 polnische Jüdinnen und Juden betroffen. Als Reaktion darauf suchte der 17-jährige Sohn eines betroffenen Ehepaars, Herschel Grünspan (Grynszpan), am 7. November 1938 die deutsche Botschaft in Paris auf und schoss auf den Botschaftssekretär Ernst vom Rath. Dieser starb zwei Tage danach an den Verletzungen. Das nahmen die Nationalsozialisten zum Anlass, in der Nacht vom 9. zum 10. November in ganz Deutschland ein Pogrom zu inszenieren und mit brutaler Gewalt nun auch gegen deutsche Juden vorzugehen, deren Synagogen anzuzünden, die Schaufensterscheiben ihrer Geschäfte zu zerstören und diese zu plündern. Dabei wurden 91 Juden ermordet, rund 30.000 verhaftet und in Konzentrationslager eingesperrt.
Quellen:
Norbert Haase/Stefi Jersch-Wenzel/Hermann Simon (Hg.), Die Erinnerung hat ein Gesicht. Fotografien und Dokumente zur nationalsozialistischen Judenverfolgung in Dresden 1933-1945, bearbeitet von Marcus Gryglewski, Erscheinungsjahr:1998, Band 04 der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, ISBN: 3-378-01026-6; mehr zum Inhalt hier!
Ephraim-Carlebach-Stiftung Leipzig, Juden in Leipzig und Sachsen, Modulare Unterrichtsangebote, Modul „Pogromnacht 1938“ (PDF)
Impressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Julia Spohr
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.
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