November 2016
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
am 12. November eröffnet die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig nach rund zweimonatiger Schließzeit eine Interims-Ausstellung, die die Zwangsarbeit in der Leipziger Rüstungsindustrie während des Nationalsozialismus am Beispiel der Hugo Schneider AG (HASAG) im Kontext des aktuellen Forschungsstandes thematisiert. Die Ausstellung „Im Provisorium“ wird in der Gedenkstätte bis zur Präsentation einer grundlegend neukonzipierten Dauerausstellung zu sehen sein.
Die Polin Maria Brzęcka-Kosk musste als damals 14-jähriges Mädchen im KZ Meuselwitz gemeinsam mit ihrer Mutter und zwei Schwestern zwangsweise Rüstungsgüter für die HASAG herstellen. Bereits während der Zeit im Konzentrationslager gelang es ihr, einzelne Erlebnisse in Zeichnungen festzuhalten. In den 1990er-Jahren hat sie ihre Erinnerungen an die Lagerhaft in polnischer Sprache niedergeschrieben. Ins Deutsche übertragen erscheint der Bericht nun Mitte November in der von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten gemeinsam mit dem Hannah-Arendt-Institut e.V. herausgegebenen Reihe „Lebenszeugnisse – Leidenswege“. Am 23. November wird die Publikation in Leipzig vorgestellt.
Das Buch „Nationalsozialistische Zwangssterilisationen in Sachsen 1933–1945“, unter maßgeblicher Beteiligung der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein erarbeitet und von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) herausgegeben, bietet einen Einblick in die menschenverachtenden Maßnahmen der sogenannten „Erbgesundheitspolitik“ im Nationalsozialismus und untersucht die Rolle der Justiz bei den „Erbgesundheitsverfahren“. Im Rahmen von Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen in Leipzig und Chemnitz am 2. und 3. November werden die Praxis der NS-Zwangssterilisationen sowie die strafrechtliche Verfolgung von Ärzten und Richtern nach 1945 beleuchtet.
Zum Tag der Deutschen Einheit präsentierte die Stiftung Sächsische Gedenkstätten sich und ihre Arbeit auf dem dreitägigen Bürgerfest vom 1. bis zum 3. Oktober 2016 in Dresden. Eine Ausstellung der Stiftung informierte über ihre Gedenkstätten an historisch authentischen Orten und vor allem über Schicksale von Opfern politischer Gewaltherrschaft, die mit damit verbunden sind. Rund 1 000 Besucher durften wir im „Stiftungszelt“ begrüßen. Wir bedanken uns für viele wertvolle Begegnungen und bereichernde Gespräche!
Unser November-Newsletter informiert Sie über weitere vielseitige Programmpunkte der sächsischen Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft in den nächsten Wochen und blickt zurück auf die geleistete Arbeit im vergangenen Monat.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Julia Spohr
Inhalt |
Bevorstehende Veranstaltungen
01.11.2016 | Podiumsdiskussion in Leipzig: Aktuelle Forschungen zu Nationalsozialismus und Zwangsarbeit im Leipziger Raum
Ein Ende 2016 erscheinender Sammelband bündelt Beiträge zu bislang unbeleuchteten Aspekten von Nationalsozialismus und Zwangsarbeit im Raum Leipzig. Autorinnen und Autoren gewähren erste Einblicke in ihre Forschungsergebnisse und diskutieren übergreifende Fragestellungen.
> Mehr02.11.2016 | Buchpräsentation in Leipzig: „Nationalsozialistische Zwangssterilisationen in Sachsen 1933-1945“
Zwischen 350.000 und 400.000 Menschen wurden während der NS-Diktatur zwangsweise unfruchtbar gemacht, mindestens 25.000 davon in Sachsen. Das Buch „Nationalsozialistische Zwangssterilisationen in Sachsen 1933-1945. Struktur und Praxis - Täter und Opfer“ bietet einen Einblick in die menschenverachtenden Maßnahmen der sogenannten „Erbgesundheitspolitik“. Im Zentrum der Veranstaltung steht die Praxis der NS-Zwangssterilisationen in Leipzig und zu den Leipziger Erbgesundheitsrichtern.
> Mehr03.11.2016 | Buchvorstellung in Chemnitz: „Nationalsozialistische Zwangssterilisationen in Sachsen 1933-1945“
Zwischen 350.000 und 400.000 Menschen wurden während der NS-Diktatur zwangsweise unfruchtbar gemacht, mindestens 25.000 davon in Sachsen. Das Buch „Nationalsozialistische Zwangssterilisationen in Sachsen 1933-1945. Struktur und Praxis - Täter und Opfer“ bietet einen Einblick in die menschenverachtenden Maßnahmen der sogenannten „Erbgesundheitspolitik“. Im Zentrum der Veranstaltung steht die Praxis der NS-Zwangssterilisationen in Chemnitz sowie die strafrechtliche Verfolgung von Ärzten und Richtern nach 1945 im Regierungsbezirk Chemnitz.
> Mehr03.11.-05.11.2016 | Konferenz in Wrocław: „Jürgen Fuchs: ‚Sagen was ist‘ – Diktatur als grenzüberschreitende Erinnerungslandschaft“
Obwohl Jürgen Fuchs bis 1989/90 in anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks nie Fuß fasste, war er dort mit seinen Büchern und deren Übersetzungen seit Ende der 1970er-Jahre präsent. Die internationale Konferenz geht der Frage nach, welche Rolle Jürgen Fuchs als Vermittler von Literatur, als Wegbereiter des intellektuellen Austausches und als Mentor des Ost-West-Dialogs zukam.
> Mehr04.-05.11.2016 | Seminar in Herrnhut: „Freiheit und Verantwortung im Denken des tschechischen Philosophen Jan Patočka (1907–1977)“
Das Leben des tschechischen Philosophen Jan Patočka umfasst die Schrecken des 20. Jahrhunderts. Im Rahmen eines von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten geförderten Seminars befasst sich die Umweltbibliothek Großhennersdorf mit Patočka und seiner intellektuellen Auseinandersetzung mit politischer Gewaltherrschaft im Jahrhundert totalitärer Diktaturen in Europa.
> Mehr09.11.2016 | Vortrag in Dresden: Karl Hermann Frank (1898-1946). Ein sudetendeutscher Nationalsozialist
In der Bundesrepublik weitgehend unbekannt, personifiziert Karl Hermann Frank aus tschechischer Sicht wie kaum ein anderer die Unterdrückung durch die Deutschen in der entscheidenden Phase der tschechisch-deutschen „Konfliktgemeinschaft“. René Küpper analysiert in seinem Vortrag Karl Hermann Franks Rolle auf dem Weg zum Münchener Abkommen 1938. Vor allem betrachtet er die Besatzungspolitik, die der überzeugte Nationalsozialist maßgeblich lenkte.
> Mehr12.11.2016 | Ausstellungseröffnung in Leipzig: „Im Provisorium. NS-Zwangsarbeit in Leipzig und beim Rüstungskonzern HASAG“
Anlässlich ihres 15-jährigen Jubiläums eröffnet die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig am 12. November 2016 eine Interims-Ausstellung, die markante Sammlungsgegenstände und Fotografien im Kontext des aktuellen Forschungsstandes präsentiert. Diese Interims-Ausstellung soll bis zu einer grundlegenden Neukonzeption der Dauerausstellung in der Gedenkstätte zu sehen sein.
> Mehr17.11.2016 | Vortrag in Leipzig: „KZ-Außenlager in Sachsen“
Ab 1942 entstanden in Sachsen 60 Außenlager der Konzentrationslager Flossenbürg, Buchenwald und Groß-Rosen. Der Historiker Ulrich Fritz (Stiftung Bayerische Gedenkstätten) zeichnet die Entstehungsgeschichte der KZ-Außenlager in Sachsen in einem Vortrag nach.
> Mehr23.11.2016 | Buchvorstellung in Leipzig: „Als Mädchen im KZ Meuselwitz – Erinnerungen von Maria Brzęcka-Kosk“
Fast drei Millionen Polinnen und Polen mussten während des Zweiten Weltkrieges in deutschen Wirtschaftsunternehmen Zwangsarbeit leisten, unter ihnen auch Stanisława Brzęcka mit ihren Töchtern Halina, Krystyna und Maria. Die Erinnerungen der damals 15-jährigen Maria Brzęcka-Kosk erscheinen nun als 24. Heft der von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten gemeinsam mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung herausgegebenen Reihe „Lebenszeugnisse – Leidenswege“. Die Publikation wird in Anwesenheit von Dorota Kosk, Tochter von Maria Brzęcka-Kosk, vorgestellt.
> Mehr30.11.2016 | Filmvorführung in Dresden: „Kaputt“ – Inhaftierung im Frauengefängnis Hoheneck
Zwei ehemalige Insassinnen der DDR-Frauenhaftanstalt Hoheneck im Erzgebirge berichten in dem Kurzfilm „Kaputt“ über ihre Gefangenschaft. Im Anschluss an die Filmpräsentation sprechen Gabriele Stötzer, eine der beiden Zeitzeuginnen des Films, der Regisseur Alexander Lahl sowie der Historiker Sebastian Lindner (BStU, Berlin) über Haftbedingungen und Zwangsarbeit im Frauengefängnis Hoheneck.
> MehrAktuelles aus der Stiftung und ihren Gedenkstätten
03.10.2016 | 1 000 Besucher im Zelt der Stiftung beim Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden
Rund 1 000 Interessierte nutzten die Angebote der Stiftung Sächsische Gedenkstätten beim Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden. Eine mobile Ausstellung informierte vom 1. bis 3. Oktober über Opfer politischer Gewaltherrschaft während des Nationalsozialismus und der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR sowie über die vielfältigen Themen und pädagogischen Angebote der heutigen an historisch authentischen Orten befindlichen Gedenkstätten in direkter Trägerschaft der Stiftung.
> Mehr05.10.2016 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein stellt Bilder des Malzirkels der AWO Pirnaer Werkstätten aus
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein präsentiert die 21. Ausstellung des Malzirkels der AWO Pirnaer Werkstätten. Der Kurs, der bereits seit 1991 besteht, vereint Menschen mit individuellen und kreativen Fähigkeiten. Im Treppenhaus der Gedenkstätte werden Bilder gezeigt, die eine farbenprächtige Vielfalt und einen abwechslungsreichen Formenkanon aufweisen.
> Mehr06.10.2016 | Stiftungsgeschäftsführer Siegfried Reiprich: „Keine Unterscheidung in Opfer erster und zweiter Klasse“
Jüngst ist in Pressebeiträgen erneut publiziert worden, die Stiftung Sächsische Gedenkstätten betreibe die Aufarbeitung politischer Gewaltherrschaft im Nationalsozialismus nachlässig und fördere entsprechende Einrichtungen in nicht ausreichendem Maße. Ebenso wird vorgebracht, die Stiftung Sächsische Gedenkstätten würde dem Umstand ungenügend Rechnung tragen, dass Institutionen zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Diktatur aufgrund ihrer personellen Überalterung bei der Beantragung von Fördermitteln benachteiligt seien. Eine Stellungnahme des Geschäftsführers Siegfried Reiprich.
> Mehr31.10.2016 | Fachworkshop in Frankenberg „Das NS-Konzentrationslager Sachsenburg“ – Ein Ergebnisbericht
Die Geschichte des NS-Konzentrationslagers Sachsenburg bei Frankenberg (1933–1937) war Thema eines am 29. Oktober 2016 von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten gemeinsam mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. veranstalteten fachöffentlichen Workshops. Die Teilnehmer tauschten sich über den Forschungsstand zum bedeutendsten Konzentrationslager in Sachsen aus.
> MehrAktuelles aus weiteren zeitgeschichtlichen Erinnerungsorten in Sachsen
26.10.2016 | Gedenkstätte GJWH Torgau beim 12. Jugendgeschichtstag in Dresden
Auf den bevorstehenden Jugendgeschichtstagen am 17. und 18. November 2016 im Sächsischen Landtag in Dresden werden Jugendliche ihre Erlebnisse, Neuigkeiten und Erfahrungen auszutauschen. Die Bildungsreferentin der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau leitet dabei den Workshop „Erziehung hinter Gittern – Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau“.
> MehrPresseschau
08.10.2016 | SZ-Online: „Mit Blechschild auf Spurensuche“
Bericht über den Rotarmisten Arsenij Danilow, 1941 bis 1943 Kriegsgefangener im Lager Zeithain.
> Mehr26.10.2016 | Dresdner Neueste Nachrichten: „Gedenkstätte Bautzen: Gefangen im Haus des Schweigens“
Bericht über die Einrichtung der MfS-Sonderhaftanstalt Bautzen II vor 60 Jahren.
> Mehr28.10.2016 | Torgauer Zeitung: Bundestagsvize besuchte Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
Bericht über den Besuch der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Petra Pau (Die LINKE), in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau.
> MehrImpressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Texte/Redaktion: Dr. Julia Spohr (Wissenschaftliche Referentin/Leitung Öffentlichkeitsarbeit)
V.i.S.d.P.: Siegfried Reiprich (Geschäftsführer)
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historisch authentische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie stärken. Zudem fördert sie Gedenkstätten, Archive und Initiativen in freier Trägerschaft sowie Projekte juristischer oder natürlicher Personen.
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