März 2017
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Anfang Februar sind in unserer neuen Heftreihe „Den Opfern ihren Namen geben“ zehn exemplarische Porträts von Menschen erschienen, die in der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein durch Giftgas oder in der früheren Heil- und Pflegeanstalt Großschweidnitz durch überdosierte Medikamente ermordet wurden. Nach wie vor wird kontrovers diskutiert, ob die Namen der Opfer offen genannt werden dürfen oder ob die Betroffenen insbesondere in Fällen psychischer Erkrankungen anonym bleiben sollten. Die Mitarbeiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein haben sich bewusst für eine Offenlegung entschieden, um die Ermordeten aus der Anonymität heraustreten zu lassen. Wir freuen uns über das große Interesse an diesen Schicksalen und die hohe Nachfrage nach den neuen Publikationen.
Nach der Präsentation der Studie „Das Frauenzuchthaus Waldheim (1933–1945)“ nimmt sich die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Geschichte eines der berüchtigtsten deutschen Zuchthäuser an. Die Gedenkstätte zeigt im März den preisgekrönten DEFA-Film aus dem Jahr 1980 mit Jutta Wachowiak in der Hauptrolle, in dessen Mittelpunkt die Darstellung des Haftalltags im Frauenzuchthaus Waldheim steht.
Die Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden am Ort der früheren MfS-Bezirksverwaltung mit geheimpolizeilicher Untersuchungshaftanstalt widmet sich am 13. und 14. März den Opfern des systematischen Dopings in der DDR. Ines Geipel, frühere DDR-Weltklassesprinterin und heutige Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe (DOH) e.V., spricht eingangs über die für die Athleten oft erheblichen gesundheitlichen Schädigungen, deren Spätfolgen mitunter erst jetzt zu Tage treten. Mitarbeiter der DOH stehen Betroffenen am zweiten Veranstaltungstag für Beratungsgespräche zur Verfügung.
Weitere Veranstaltungsankündigungen und Aktuelles aus den sächsischen Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft finden Sie in unserem März-Newsletter. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Julia Spohr
Inhalt |
Bevorstehende Veranstaltungen
02.03.2017 | Vortrag in Leipzig: „Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern“
Der Historiker Robert Sommer spricht in seinem Vortrag über die Entstehungshintergründe von Lagerbordellen sowie über ihren Betrieb im Alltag von Konzentrationslagern. Im Anschluss wird Anne Friebel (Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig) den aktuellen Forschungsstand zu den Leipziger Zwangsarbeiterbordellen im Nationalsozialismus darstellen.
> Mehr07.03.2017 | Filmvorführung in Riesa: „Female Agents – Geheimkommando Phönix“
Begleitprogramm der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain im Rahmen der Sonderausstellung „Kriegsgefangene Rotarmistinnen im KZ“.
> Mehr13.03.2017 | Vortrag und Diskussion in Dresden: „Staatliches Doping in der DDR – Situation der Dopingopfer und der neue Hilfsfonds“
Ines Geipel, einst eine Weltklassesprinterin beim DDR-Sportclub Motor Jena und heute die Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfe Vereins (DOH), spricht über das systematische Doping in der DDR.
> Mehr15.03.2017 | Vortrag in Pirna: „Die neue Gedenkstätte Bełżec als Erinnerungsort zwischen Konfrontation und Authentizität“
Der Historiker Stefan Taubner vergleicht in einem Vortrag das Erscheinungsbild der Gedenkstätte Bełżec mit anderen NS-Gedenkstätten und wirft dabei die Frage auf, inwieweit die Neukonzeption der Gedenkstätte mit ihrer Nekropole Ausgangspunkt für einen neuen Zugang in der topographischen Erschließung von Orten nationalsozialistischer Massenverbrechen sein kann.
> Mehr22.03.2017 | Filmvorführung in Dresden: „Die Verlobte“ (DEFA, 1980)
Im Zentrum des preisgekrönten DEFA-Films aus dem Jahr 1980 von Günter Reisch und Günther Rücker (Drehbuch und Regie) mit Jutta Wachowiak in der Titelrolle steht eine realitätsnahe Darstellung des „Alltags“ im Frauenzuchthaus Waldheim. Über die sächsische Haftanstalt ist soeben eine Publikation der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden erschienen.
> Mehr22.03.2017 | Filmvorführung und Gespräch in Leipzig: „Learning to milk a cow – Lernen eine Kuh zu melken“
Mit 19 Jahren wurde Raja, die Großmutter der Filmemacherin, aus der sowjetischen Ukraine nach Deutschland verschleppt, um während des Nationalsozialismus auf einem bayerischen Bauernhof zu arbeiten. Mit Glück und Durchhaltekraft konnte sie den Holodomor (Hungertod) in ihrem Herkunftsland und die Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Deutschland überleben. Der Film „Learning to milk a cow“ zeichnet ein persönliches Porträt einer ukrainischen Zwangsarbeiterin im Deutschen Reich.
> Mehr31.03.2017 | Andacht an den Gefangenenaufstand im „Gelben Elend“ Bautzen von 1950
Der erste und größte Häftlingsaufstand der DDR wurde am 31. März 1950 brutal niedergeschlagen. Viele der gegen die unmenschlichen Haftbedingungen aufbegehrenden Gefangenen wurden schwer verletzt. Die Gedenkstätte Bautzen erinnert gemeinsam mit dem Bautzen-Komitee e.V. an die Ereignisse vor 67 Jahren.
> MehrAktuelles aus der Stiftung und ihren Gedenkstätten
03.02.2017 | „Den Opfern ihren Namen geben“: Neue Heftreihe mit biografischen Porträts von Opfern der NS-Krankenmorde in Sachsen erschienen
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein hat die ersten zehn biografischen Porträts von Opfern der NS-Krankenmorde veröffentlicht, die in einer neuen Heftreihe mit dem programmatischen Titel „Den Opfern ihren Namen geben“ erscheinen. Die Heftreihe widmet sich denjenigen Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten als vermeintlich „nutzlose Esser“ im Rahmen der „Euthanasie“ ermordet wurden und deren Lebenswege häufig in Vergessenheit geraten sind.
> Mehr15.02.2017 | Marian Sobkowiak im Alter von 92 Jahren verstorben
Am 10. Februar 2017 ist Marian Sobkowiak im Alter von 92 Jahren in seiner Heimatstadt Gostyń verstorben. Als Mitglied der polnischen Widerstandsgruppe „Schwarze Legion“ wurde er am 13. Mai 1942 wegen Nichtanzeige von unerlaubtem Waffenbesitz zu einer zweijährigen Lagerhaft verurteilt und anschließend ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt.
> Mehr28.02.2017 | Teilnahmewettbewerb: Evaluation der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Seit der Novelle des Sächsischen Gedenkstättenstiftungsgesetzes im Jahr 2012 ist die Stiftung Sächsische Gedenkstätten mit einem erheblichen Aufwuchs an Aufgaben konfrontiert. Um die Arbeitspraxis der Stiftung mit Blick auf die gesetzlich verankerten Anforderungen bewerten zu können, hat der Stiftungsrat eine Evaluation beschlossen. Interessierte Anbieter, Unternehmen etc. können sich bis einschließlich 07.03.2017 um die Berücksichtigung bei der Vorauswahl für die sich dann anschließende Freihändige Vergabe bewerben.
> MehrPresseschau
03.02.2017 | Rheinische Post: „Beeindruckender Besuch in Bautzen“
24 Gymnasiasten aus Rees am Niederrhein haben die Gedenkstätte Bautzen besichtigt. Aus dem Besuch, bei dem sie Zeitzeugen der SED-Diktatur befragten, entstehen Dokumentarfilme, die dem Schicksal politischer Häftlinge nachgehen.
> Mehr09.02.2017 | Die Welt: „Königspaar verabschiedet sich“
Bericht über den Besuch des niederländischen Königspaars in der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig am 9. Februar 2017.
> Mehr18.02.2017 | Dresdner Neueste Nachrichten: „Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein gibt den Opfern einen Namen“
Unter dem Titel „Den Opfern ihren Namen geben“ hat die Gedenkstätte die ersten zehn biografischen Porträts von Opfern der NS-Krankenmorde, der sogenannten „Aktion T4“, herausgebracht.
> MehrImpressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Julia Spohr
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historisch authentische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie stärken. Zudem fördert sie Gedenkstätten, Archive und Initiativen in freier Trägerschaft sowie Projekte juristischer oder natürlicher Personen.
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