Juni 2016
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vor 75 Jahren, im Sommer 1941, begann der Krieg des nationalsozialistischen Deutschen Reiches gegen die Sowjetunion. Mehr als fünf Millionen Soldaten der Roten Armee gerieten bis 1945 in deutsche Gefangenschaft – über die Hälfte von ihnen kam in Kriegsgefangenenlagern der Wehrmacht ums Leben. Die Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten unterstützt Angehörige, Historiker, Journalisten oder Behörden bei der Schicksalsklärung und blickt zurück auf ein erfolgreiches Jahr: Allein in den vergangenen zwölf Monaten wurden mehr als 3 000 Auskünfte erteilt.
Ebenfalls im Sommer 1941 begannen mit der „Sonderbehandlung 14f13“ Vergasungen von Häftlingen aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern – dort existierten zu diesem Zeitpunkt noch keine Gaskammern zur massenhaften Tötung von Insassen. In der psychiatrischen Anstalt Pirna-Sonnenstein wurden nachweislich Gefangene aus den KZ Sachsenhausen, Buchenwald und Auschwitz durch Giftgas ermordet. Während auf dem Sonnenstein die „Sonderbehandlung“ noch im August 1941 beendet wurde, lief in anderen Einrichtungen die Ermordung von KZ-Häftlingen bis 1944 weiter. In einem Vortrag am 21. Juni in der heutigen Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein werden Abläufe und Strukturen der Mordaktionen beleuchtet.
Die frühere zentrale DDR-Hinrichtungsstätte in der Leipziger Südvorstadt wird justizgeschichtlicher Erinnerungsort. Die größtenteils originalerhaltene Anlage soll in den kommenden Jahren baulich erschlossen und für die Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich gemacht werden. Zwischen 1960 und 1981 wurden hier sämtliche Todesurteile der DDR-Strafjustiz vollstreckt. Bislang war das Gelände nur im Rahmen von Sonderführungen begehbar.
Am 10. Juni ist die neue Förderrichtlinie der Stiftung Sächsische Gedenkstätten in Kraft getreten. Sie soll dazu beitragen, die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR zu erhalten, auszubauen und zu professionalisieren. Ab sofort kann jede natürliche oder juristische Person mit Wohnsitz oder Sitz im Freistaat Sachsen Projektfördermittel beantragen, zudem sind Antragsfristen und Vergabeverfahren transparenter und verbindlicher geregelt.
Hiermit seien nur einige Schlaglichter der kommenden und zurückliegenden Wochen genannt. Unser Juni-Newsletter informiert Sie über weitere vielseitige Programmpunkte der sächsischen Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft in den nächsten Wochen und blickt zurück auf die geleistete Arbeit im vergangenen Monat. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Julia Spohr
Inhalt |
Bevorstehende Veranstaltungen
17.06.2016 | Gedenkfeier in Leipzig für die Opfer des Volksaufstands vom 17. Juni 1953
Mit dem Aufstand vom 17. Juni 1953 erreichte der Widerstand gegen die kommunistische Diktatur seit 1945 seinen Höhepunkt. Markus Meckel, Vorsitzender des Stiftungsrates der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, hält in Leipzig die Gedenkrede anlässlich des 63. Jahrestags des Volksaufstands.
> Mehr17.06.2016 | Gedenkkonzert für die Opfer des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 in der Gedenkstätte Bautzen
Zum Jahrestag des Volksaufstandes am 17. Juni 1953 in der DDR veranstaltet das Bautzen-Komitee e.V. in der Gedenkstätte Bautzen ein Gedenkkonzert mit dem Polizeichor Berlin.
> Mehr21.06.2016 | Vortrag in Pirna zur „Sonderbehandlung 14f13“ in Schloss Hartheim 1941-1944
Florian Schwanninger, Leiter des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim, wird in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein über die neuesten Erkenntnisse zu Abläufen, Strukturen und Selektionen der „Sonderbehandlung 14f13“ in Schloss Hartheim berichten.
> Mehr25.06.2016 | Buchlesung „Winter im Herzen“ in der Gedenkstätte GJWH Torgau
Buchlesung mit Autorin und Zeitzeugin Marianne Döring im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Das Schweigen brechen – Schicksale ehemaliger Heimkinder“.
> Mehr25.06.2016 | Neuer Stadtteilrundgang zur NS-Zwangsarbeit in Leipzig-Volkmarsdorf
Mit über 100 000 Betroffenen und mehr als 400 Unterkünften innerhalb des Stadtgebiets nahm Leipzig eine zentrale Rolle im System nationalsozialistischer Zwangsarbeit ein. Während des Rundgangs durch den Stadtteil Leipzig-Volkmarsdorf werden verschiedene historisch authentische Orte aufgesucht.
> Mehr01.07.2016 | Buchpräsentation und Podiumsgespräch in Leipzig
Anlässlich des 71. Jahrestages des Besatzungswechsels lädt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ am 1. Juli 2016 zu einer Buchpräsentation mit Filmvorführung und Podiumsgespräch über das Ende der amerikanischen Besatzung und den beginnenden Aufbau der kommunistischen Diktatur unter sowjetischer Besatzung in Leipzig ein.
> MehrAktuelles aus der Stiftung und ihren Gedenkstätten
25.05.2016 | TV-Tipp: „Schatten des Krieges“
Die zweiteilige Fernsehdoku der ARD setzt sich mit dem Tod von fast drei Millionen Soldaten der Roten Armee in deutscher Kriegsgefangenschaft auseinander. Jens Nagel, Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, berichtet im Film über Verbrechen der Wehrmacht in deutschen Kriegsgefangenenlagern.
> Mehr03.06.2016 | Sächsischer Verdienstorden für das Ehepaar Rosowski aus Hamburg
Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat Marianne und Rolf Rosowski am 1. Juni den Sächsischen Verdienstorden verliehen. Die Auszeichnung würdigt ihre Verdienste um das geistig-kulturelle Erbe der sächsischen Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler, die während der NS-Diktatur in der „Euthanasie“-Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet wurde.
> Mehr10.06.2013 | Neue Förderrichtlinie der Stiftung Sächsische Gedenkstätten tritt in Kraft
Der Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten hat in seiner Sitzung am 10. Juni 2016 eine neue Förderrichtlinie beschlossen. Sie löst die seit 2003 geltenden Fördergrundsätze ab.
> Mehr10.06.2018 | Arbeitsgruppe bereitet Evaluation der Stiftung vor
Der Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, welche beauftragt worden ist, bis zur nächsten Stiftungsratssitzung am 12.12.2016 einen konkreten Evaluationsauftrag vorzubereiten.
> Mehr14.06.2016 | Mehr als 3 000 Auskünfte an Angehörige von sowjetischen Kriegsgefangenen
Seit mittlerweile rund sieben Jahren hilft die Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Angehörigen von vermissten oder in Gefangenschaft geratenen Soldaten der Roten Armee bei der Schicksalsklärung. Allein in den vergangenen 12 Monaten wurden über 3 000 Anfragen beantwortet.
Aktuelles aus weiteren zeitgeschichtlichen Erinnerungsorten in Sachsen
19.05.2016 | Enthüllung einer Gedenktafel für politische Gefangene der DDR-Strafvollzugseinrichtung Karl-Marx-Stadt
Zur Erinnerung an die politischen Gefangenen des SED-Regimes, die in der DDR-Strafvollzugseinrichtung Karl-Marx-Stadt seit Beginn der 1970er-Jahre ihre Haftstrafe verbüßen mussten, wurde am 24. Mai 2016 an der heutigen Justizvollzugsanstalt (JVA) Chemnitz in der Reichenhainer Straße 236 eine von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten geförderte Gedenktafel enthüllt.
> Mehr30.05.2016 | GJWH Torgau thematisiert staatliche Repression von Kindern und Jugendlichen beim 27. Bautzen-Forum
Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof (GJWH) Torgau stellte im Rahmen des 27. Bautzen-Forums Funktion und Struktur der Spezialheime in der DDR vor.
> Mehr10.06.2016 | Ehemalige DDR-Hinrichtungsstätte in Leipzig wird justizgeschichtlicher Erinnerungsort
Der Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten hat in seiner Sitzung am 10. Juni 2016 beschlossen, die zu weiten Teilen im Original erhaltene frühere zentrale DDR-Hinrichtungsstätte in der Leipziger Südstadt zu einem Erinnerungsort auszubauen. Zwischen 1960 und 1981 wurden hier sämtliche Todesurteile der DDR-Strafjustiz vollstreckt.
> MehrPresseschau
13.05.2016 | Freie Presse: Gedenktafel erinnert an DDR-Häftlinge
Am Gefängnis an der Reichenhainer Straße in Chemnitz wird jener Gefangener gedacht, die dort aus politischen Gründen einsaßen.
> Mehr20.05.2016 | Mitteldeutsche Zeitung: Erinnerung an Jugendwerkhof Torgau verarbeitet
Bericht über die Präsentation des Buches „Zeitzeuge - GJWH Torgau und 20 Jahre DDR“ in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
> Mehr29.05.2016 | Aachener Zeitung: Stelen auf dem „Russenfriedhof“ in der Städteregion Aachen werden gesegnet
Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten ermöglichte Identifizierung sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter auf einem Ehrenfriedhof in der Städteregion Aachen.
> Mehr30.05.2016 | Berliner Zeitung: „Bilder, die einem den Atem verschlagen“
ARD produziert zwei Dokus über den deutschen Überfall auf die Sowjetunion vor 75 Jahren.
> Mehr06.06.2016 | Dresdner Neueste Nachrichten: Staatsministerin Stange würdigt Kuratorium „Gedenkstätte Sonnenstein e.V.“
Die Sächsische Ministerin Dr. Eva-Maria Stange würdigte im Rahmen des 20. Sonnenstein-Symposiums die Arbeit des Kuratoriums „Gedenkstätte Sonnenstein e.V.“ anlässlich seines 25-jährigen Bestehens. Der Verein nimmt sich der Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer „Euthanasie“-Morde in der Region an.
> Mehr07.06.2016 | Sächsische Zeitung: „Ehre für den Mut zur Aufklärung“
Das Kuratorium Sonnenstein arbeitet die Geschichte der Tötungsanstalt in Pirna auf. Beim 20. Sonnenstein-Symposium am 4. Juni 2016 blickte der Verein auf 25 Jahre ehrenamtliche Arbeit zurück.
08.06.2016 | Torgauer Zeitung: „Bin zuversichtlich, dass Gauck nach Torgau kommt“
Bericht über pädagogische Angebote der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof (GJWH) Torgau.
> Mehr08.06.2016 | MDR: „Meine Eltern – Spione bei der Wismut?“
Von der Dokumentationsstelle der Stiftung unterstützter Bericht über die mühevolle Schicksalsklärung von Menschen, die Opfer einer gnadenlosen sowjetischen Militärjustiz wurden.
> MehrImpressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Julia Spohr
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historisch authentische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie befördern.
Nutzen Sie bitte diese Seite zum Bestellen bzw. Abbestellen des Newsletters.