Februar 2017
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
seit der Novelle des Sächsischen Gedenkstättenstiftungsgesetzes im Jahr 2012 ist die Stiftung mit einem erheblichen Aufwuchs an Aufgaben konfrontiert. Neben dem Betrieb von Gedenkstätten in eigener Trägerschaft nimmt sie zunehmend Funktionen einer Förderstiftung wahr. Die Einbindung in die Expertenkommission des Sächsischen Ministerpräsidenten anlässlich des 25. Jubiläums von Friedlicher Revolution und Deutscher Einheit 2014/2015 sowie in das 2016 beschlossene Maßnahmenpaket der Sächsischen Staatsregierung zur Stärkung der politischen Bildungsarbeit sind Meilensteine dieser Entwicklung. Seit Juni letzten Jahres gilt zudem eine neue Richtlinie für die Förderung von Einrichtungen und Projekten durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten. All dies hat die Stiftung vor zusätzliche administrative Herausforderungen gestellt. Der Stiftungsrat hat daher in der vergangenen Woche eine Evaluation der Stiftung Sächsische Gedenkstätten beschlossen, um die Arbeitspraxis der Stiftung gemessen an den gesetzlich verankerten Anforderungen bewerten zu können. Weiterhin hat der Stiftungsrat, dem sowohl Regierungsvertreter des Freistaates Sachsen und des Bundes als auch religiöser und zivilgesellschaftlicher Einrichtungen angehören, über die Förderung von Projektvorhaben im laufenden Haushaltsjahr entschieden. Für 2017 wurden im Bereich der Projektförderung rund 45 Prozent der Mittel für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Diktatur und rund 55 Prozent für die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur bewilligt.
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein hat am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus die „Kommentierte Chronik des Katharinenhofes Großhennersdorf 1934—1941“ öffentlich präsentiert. In der neuen Heftreihe „Den Opfern ihren Namen geben“ stellt die Stiftung nun zehn exemplarische Biografien von Menschen vor, die während des Nationalsozialismus als „lebensunwert“ stigmatisiert und schließlich im Rahmen der NS-„Euthanasie“ getötet wurden. Zwei der Hefte widmen sich Kindern aus dem Katharinenhof Großhennersdorf: Peter Jenewein wurde 1940 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein durch Giftgas ermordet, Ursula Heidrich fiel der „Medikamenteneuthanasie“ in der Landesanstalt Großschweidnitz zum Opfer. Die Hefte können ab sofort über die Website der Stiftung kostenfrei bestellt werden.
Am 28. Februar wird in Dresden die von der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden erarbeitete Studie zum Frauenzuchthaus Waldheim während des Nationalsozialismus vorgestellt. Die Studie fragt nach Besonderheiten des „weiblichen“ Strafvollzugs zwischen 1933 und 1945 und zeichnet anhand ausgewählter Biografien den Haftalltag in einem der berüchtigtsten deutschen Zuchthäuser nach.
Weitere Veranstaltungsankündigungen und Aktuelles aus den sächsischen Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft finden Sie in unserem Februar-Newsletter. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Julia Spohr
Inhalt |
Bevorstehende Veranstaltungen
04.02.2017 | Theateraufführung in Torgau: „Weggesperrt“ nach einem Jugendroman von Grit Poppe
Die Theaterkompanie der Freien Demokratischen Schule Kapriole aus Freiburg spielt das Stück „Weggesperrt“ nach dem gleichnamigen Jugendroman von Grit Poppe, für die Bühne bearbeitet von Jaqueline Frittel. Die Inszenierung des Theaterstücks wurde gemeinsam mit den Schülern erarbeitet.
> Mehr28.02.2017 | Podiumsdiskussion in Dresden: „Putins Russland – Inszenierung einer Weltmacht?“
Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Manfred Wilke und Dr. Markus Soldner, Moderation Jürgen Küfner.
> Mehr28.02.2017 | Buchvorstellung in Dresden: Das Frauenzuchthaus Waldheim (1933–1945)
Gab es einen spezifisch weiblichen Strafvollzug? Wie entwickelte sich der Strafvollzug an Frauen in der Waldheimer Anstalt während der nationalsozialistischen Diktatur? Diesen und weiteren Fragen geht Gabriele Hackl in ihrer überarbeiteten Masterarbeit nach, die in der Reihe „Zeitfenster“ der Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschienen ist.
> MehrAktuelles aus der Stiftung und ihren Gedenkstätten
09.01.2017 | 2016 weiterhin hohes Besucherinteresse an der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein
Im vergangenen Jahr konnte die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein in Trägerschaft der Stiftung Sächsische Gedenkstätten die zweithöchste Besucherzahl seit ihrer Eröffnung verzeichnen. Insgesamt informierten sich 2016 13.375 Menschen über „Euthanasie“-Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus in der früheren Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein.
> Mehr19.01.2017 | Internationale Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages 2017 in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein
Anlässlich der Internationalen Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar begrüßte die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein rund 90 Jugendliche, die sich in Projektseminaren am historisch authentischen Ort über die nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen informierten.
> Mehr23.01.2017 | Neue Publikation der Stiftung Sächsische Gedenkstätten: Kommentierte Chronik des Katharinenhofes Großhennersdorf 1934–1941
Gemeinsam mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. hat die Stiftung Sächsische Gedenkstätten die „Kommentierte Chronik des Katharinenhofes Großhennersdorf 1934–1941“ herausgegeben. Die Publikation ist als Heft 25 der Reihe „Lebenszeugnisse – Leidenswege“ erschienen und gibt einen anschaulichen Einblick in das Leben und den Alltag der im Katharinenhof untergebrachten Mädchen und Jungen mit Behinderungen, die während des Nationalsozialismus als „Minderwertige“ zunehmend diskriminiert wurden.
> Mehr23.01.2017 | Gedenkveranstaltung zum 27. Januar 2017 in Torgau
Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnerte das DIZ Torgau an die vielen Soldaten, die von der Wehrmachtjustiz verurteilt, inhaftiert, hingerichtet oder unter schlimmsten Bedingungen in Strafeinheiten zur „Bewährung“ an die Front geschickt wurden.
> Mehr24.01.2017 | Projektförderung durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten für das Haushaltsjahr 2017 und Evaluation der Stiftung beschlossen
Der Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten hat in seiner Sitzung am 23. Januar 2017 die Gewährung von Projektförderungen aus Mitteln der Stiftung Sächsische Gedenkstätten für das Haushaltsjahr 2017 beschlossen. Darüber hinaus hat der Stiftungsrat eine Evaluation beschlossen, um die Arbeitspraxis der Stiftung mit Blick auf ihre gesetzlich verankerten Aufgaben bewerten zu können.
> MehrAktuelles aus weiteren zeitgeschichtlichen Erinnerungsorten in Sachsen
17.01.2017 | Neue Plakatausstellung: „Verordnete Solidarität“ – Der Umgang mit „Fremden“ in der DDR
Die Plakatausstellung „Verordnete Solidarität“, erarbeitet vom Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., zeigt die historischen Ursachen von Fremdenangst, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus in Ostdeutschland.
> Mehr24.01.2017 | Niederländisches Königspaar besucht am 9. Februar die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
Am 9. Februar 2017 wird das niederländische Königspaar in der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig zu Gast sein. König Willem-Alexander und Königin Máxima werden über das ehemalige Gelände der Rüstungsfabrik Hugo Schneider AG (HASAG) und durch die neue Interims-Ausstellung in der Gedenkstätte geführt.
> MehrPresseschau
10.01.2017 | Sächsische Zeitung: „Mehr Besucher aus dem Ausland“
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein verzeichnet ein ungebrochen großes Interesse. Rund 14.000 Besucher informierten sich 2016 am historisch authentischen Ort über die nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde.
> Mehr13.01.2017 | Sächsische Zeitung: „Freiwillig im Stasi-Knast“
Die Sächsische Zeitung zur Arbeit der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden aus Anlass ihres 20-jährigen Bestehens.
> Mehr23.01.2017 | Sächsische Zeitung: „Noch vor dem Toten hatten sie Angst“
Bericht über die Präsentation des Dokumentarfilms „Viktors Kopf“ in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar.
> Mehr24.01.2017 | Sächsische Zeitung: „Warum Ursel schon mit 15 sterben musste“
Bericht über die Arbeit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein zur Erinnerung an die Opfer der NS-„Euthanasie“ aus Anlass der Veröffentlichung der Kommentierten Chronik des Katharinenhofes Großhennersdorf, in der die Diakonisse Gertrud Oberlein tägliche Geschehnisse im Katharinenhof zwischen 1934 und 1941 festhielt und das Erlebte persönlich bewertete.
> Mehr25.01.2017 | Mitteldeutsche Zeitung: „Gedenken in Torgau: Erinnerung an Opfer der Militärjustiz“
Der 27. Januar wird in Deutschland als offizieller Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau lud daher zu einer Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung an das Memorial vor dem Fort Zinna (Justizvollzugsanstalt Torgau) ein.
> Mehr26.01.2017 | Sächsische Zeitung: „Drei Tage in der NS-Tötungsanstalt“
Jugendliche aus ganz Europa besuchten die Gedenkstätte auf dem Pirnaer Sonnenstein. Bericht der Sächsischen Zeitung zur Internationalen Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar.
> Mehr26.01.2017 | Sächsische Zeitung: „Dokumentarfilm ‚Viktors Kopf‘ in Dresden“
2013 begab sich Carmen Eckhardt auf Spurensuche, vor und hinter der Kamera, um das Schicksal ihres Urgroßvaters zu ergründen. Die Ergebnisse ihrer Recherchen hat die Regisseurin in einem Film dokumentiert: „Viktors Kopf“ wurde in der Gedenkstätte Münchner Platz anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar gezeigt.
> Mehr28.01.2017 | Sächsische Zeitung: „Holocaust-Gedenken: Redner ziehen Parallelen zur AfD“
Bericht über die Gedenkfeier der Landeshauptstadt Dresden zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.
> MehrImpressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Texte/Redaktion: Dr. Julia Spohr (Wissenschaftliche Referentin/Leitung Öffentlichkeitsarbeit)
V.i.S.d.P.: Siegfried Reiprich (Geschäftsführer)
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historisch authentische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie stärken. Zudem fördert sie Gedenkstätten, Archive und Initiativen in freier Trägerschaft sowie Projekte juristischer oder natürlicher Personen.
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