Februar 2016
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
auch wenn uns in diesen Tagen manchmal der Wind etwas eisig um die Ohren weht, scheint der Frühling doch nicht mehr weit zu sein. Zu erkennen ist das nicht nur an den Schneeglöckchen, die im Garten der Geschäftsstelle ihre Köpfe herausstrecken, sondern auch an dem Elan, den so manche unserer Kolleginnen und Kollegen in den einzelnen Gedenkstätten der Stiftung und auch in freier Trägerschaft beim Organisieren von Veranstaltungen an den Tag legen. Das zwischen den beiden Geschichtsperioden vor und nach 1945 ausgewogene Programm für die nächsten Wochen kann sich sehen lassen! Aber auch sonst gibt es viel Neues zu entdecken. Lassen Sie sich überraschen und bleiben Sie unserer Gedenk- und Erinnerungsarbeit im Interesse der Opfer politischer Gewaltherrschaft, aber auch im Interesse unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung gewogen.
Lothar Klein
Inhalt |
Vorschau
26.01. | Sonderausstellung: Ordnung und Vernichtung. Polizei im NS-Staat
Das Stadtmuseum Riesa und die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain präsentieren gemeinsam die Sonderausstellung "Ordnung und Vernichtung. Polizei im NS-Staat".
Ort: Stadtmuseum Riesa, Poppitzerplatz 3, 01589 Riesa
28.01. | Virtuelle Ausstellung „Rotstift. Medienmacht, Zensur und Öffentlichkeit in der DDR.“ des Archivs Bürgerbewegung Leipzig e.V.
Mit seiner virtuellen Ausstellung „Rotstift. Medienmacht, Zensur und Öffentlichkeit in der DDR.“ ebnet das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. den Weg zum Verständnis historischer Realitäten. Die Präsentation zeigt die Entstehung und Entwicklung der Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR im Zeitraum 1945 bis 1990.
> Mehr21.02. | „Chor der Meinungsfreiheit“ - Interview & elektonische Musik Improvisation/Komposition von Jörg Schittkowski
Der Theatermusiker Jörg Schittkowski improvisiert aus den Interviews, welche Christopher Haley Simpson mit Mitgliedern der Gruppe der 20 führte, und weiteren Tondokumenten aus der Zeit der DDR sowie der Wende einen „Chor der Meinungsfreiheit“. Eine weitere Veranstaltung zur Ausstellung wird am Samstag, den 27. Feburar, um 11.00 Uhr stattfinden.
Ort: Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, Bautzner Str. 112a, 01099 Dresden
23.02. | Vortrag am Dienstag: Polizei im Wandel. Kontinuitäten und Brüche der Polizei im 20. und 21. Jahrhundert
Die politischen Systemwechsel – vom obrigkeitsstaatlichen Kaiserreich, zur Weimarer Demokratie, über den Nationalsozialismus bis hin zu den beiden deutschen Staaten und das vereinte Deutschland – prägen die Geschichte der Polizei im 20. Jahrhundert. Die in allen Zeiten gleiche Aufgabe „Sicherheit und Ordnung“ herzustellen tat sie jedoch mit unterschiedlichen Methoden und auf wechselnder rechtlicher Grundlage.
Ort: Stadtmuseum Riesa, Großer Vortragssaal, Poppitzer Platz 3, 01539 Riesa
25.02. | Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: Veranstaltungsreihe "Das Schweigen brechen – Schicksale ehemaliger Heimkinder"
Die Autorin Grit Poppe liest aus ihrem Jugendroman „Abgehauen“
Ort: Buchladen Bücherwald Torgau, Markt 7, 04860 Torgau
01.03. | Vorstellung des Ausstellungskataloges "Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet"
Die Gedenkstätte lädt anlässlich des Erscheinens des Katalogs "Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933–1945 | 1945–1957" am Dienstag, dem 1. März 2016, 19 Uhr in den Veranstaltungsraum der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden ein.
Ort: Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Münchner Platz 3, 01187 Dresden, Veranstaltungsraum
03.03. | Podiumsdiskussion: Verfolgt. Verhört. Verurteilt. Stasi-Haft in Dresden und Berlin
Welche Bedeutung kam den Stasi-Gefängnissen in der DDR der Ära Honecker zu? Gab es Unterschiede zwischen der zentralen U-Haftanstalt Hohenschönhausen und Dresden? Wie erlebten die politischen Gefangenen die Willkürbehandlung?
Ort: Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, Bautzner Straße 112a, 01099 Dresden
05.03. | Archiv Bürgerbewegung Leipzig (ABL) beteiligt sich am Tag der Archive
Das ABL hat am Tag der Archive geöffnet. Führungen durch das Archiv um 10.00 und 12.00 Uhr ermöglichen einen Blick „hinter die Kulissen“, mit Magazinbesichtigung und Einsicht in die Bestände des Archivs. Gezeigt wird außerdem die Wanderausstellung „Exit. Reise ohne Rückkehr?“.
Ort: Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., Haus der Demokratie Leipzig, Bernhard-Göring-Str. 152, 04277 Leipzig
06.03. | Kostenfreie Führung durch die Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden
Neben dem ehemaligen sowjetischen Haftkeller umfasst der geführte Rundgang das Untersuchungshafthaus, den Stasi-Festsaal und das Büro des letzten Leiters der Stasi-Bezirksverwaltung in Dresden.
Ort: Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, Bautzner Straße 112a, 01099 Dresden - Treff im Foyer!
10.03. | THEATERAUFFÜHRUNG „Krieg – Stell Dir vor, er wäre hier“
Der Autorin geht es in dem Stück um die Empathie mit Kriegsflüchtlingen und um das Aufzeigen von Situationen, denen Migranten ausgesetzt sind. In ihrer erschreckenden Vision geht es um hochaktuelle Themen wie Flucht, Migration und Fremdenfeindlichkeit.
Ort: Gedenkstätte Bautzen, 02625 Bautzen, Weigangstraße 8a, Veranstalungsraum 4. Etage
17.03. | VERANSTALTUNGEN IM RAHMEN VON „LEIPZIG LIEST 2016“
Jede Menge Buchpräsentationen, Lesungen mit den Autoren, Gespräche, ein Konzert und eine Theatervorführung umfasst das Programm der Leipziger Gedenkstätte vom 17. bis 20. März.
Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Dittrichring 24, 04109 Leipzig
Neues aus der Arbeit der Stiftung und ihrer Gedenkstätten
27.01. | Sächsischer Innenminister eröffnet Ausstellung
Am 26. Januar 2016 wurde im Stadtmuseum Riesa die Ausstellung „Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat“ vom Sächsischen Staatsminister des Inneren, Markus Ulbig eröffnet. Neben dem Innenminister nahmen daran auch der Oberbürgermeister der Stadt Riesa, Marco Müller, der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, der Leiter des Präsidiums der Bereitschaftspolizei Sachsen, Polizeipräsident Horst Kretzschmar, sowie die Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Sachsen e.V., Cathleen Martin, teil. Im Anschluss an die Grußworte führte der Kurator, Andreas Mix, die Gäste durch die Ausstellung.
> Mehr28.01. | Zwei Denkzeichen unberechtigt entfernt
Ende Dezember 2015 oder Anfang 2016 sind zwei Tafeln der Mahnmals Denkzeichen von Unbekannten entfernt worden. Die beiden Tafeln mit der Aufschrift "Urne" und "Knochenmühle" befanden sich an der Gabelung des Canalettoweges zur Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein und an dem Mauerabschnitt vor der Gedenkstätte.
> Mehr12.02. | Ausgewogene Verwendung von Stiftungsgeldern
Jüngst ist in Pressebeiträgen eine vermeintlich einseitige Schwerpunktsetzung bei der Verwendung von Stiftungsgeldern auf den Bereich Aufarbeitung des Unrechts in der SBZ/DDR kritisiert worden. Die Kritik gründet auf der Antwort der Sächsischen Staatsregierung auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Claudia Maicher (Grüne) vom 7.11.2015 (Drucksache 6/3224). Hierzu ist festzustellen:
1. Die Aussage, während Projekte zur SBZ/DDR rund 85 Prozent der Förderung ausmachten, würden für Projekte zur NS-Diktatur nur 15 Prozent der Mittel erhalten, bezieht sich ausschließlich auf den Bereich der Projektförderung. Der Anteil der Projektförderung am Gesamthaushalt der Stiftung beträgt etwa 15-20 Prozent. Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Stiftung liegt jedoch nicht bei der Projektförderung, sondern in den zu ihr gehörenden fünf Gedenkstätten in eigener Trägerschaft.
2. Die Gedenkstätten Pirna-Sonnenstein und Ehrenhain Zeithain sind Orte, die sich ausschließlich der Aufarbeitung von NS-Verbrechen widmen. Bei der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden und beim Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau liegt der Schwerpunkt auf der Aufarbeitung der NS-Diktatur. In der Gedenkstätte Bautzen liegt der Schwerpunkt auf der Aufarbeitung der kommunistischen Gewaltherrschaft in der SBZ/DDR, aber sie vermittelt auch die Geschichte der Bautzner Haftanstalten im Nationalsozialismus. Das aktuelle Ausstellungsvorhaben „Bautzen I und II im Nationalsozialismus. 1933 – 1945“ – die künftig dritte Dauerausstellung in der Gedenkstätte Bautzen – wird vom Freistaat Sachsen und dem Bund mit einem Gesamtvolumen von ca. 465.000 Euro gefördert.
3. Die Gedenkstättenstruktur ist wesentlich durch das vom Sächsischen Landtag beschlossene Sächsische Gedenkstättenstiftungsgesetz (SächsGedenkStG) festgelegt. Und sie ist auch historisch bedingt: In Sachsen bestand – anders als etwa in Thüringen oder Brandenburg – keines der großen Hauptlager des NS-KZ-Systems. Demgegenüber war Sachsen das Zentrum der Friedlichen Revolution 1989 in der DDR.
4. Dass gerade 2014/15, den 25. Jahrestagen von Friedlicher Revolution, Mauerfall und Wiedervereinigung, Gedenkorte und Initiativen gefördert wurden, die für die Aufarbeitung SED-Diktatur stehen, liegt auf der Hand.
5. Entscheidend bei der Verteilung der Fördergelder im Bereich Projektförderung ist der Eingang förderfähiger Anträge. Es hat keine Ablehnung von Projektanträgen im NS-Bereich in nennenswertem Umfang gegeben. Im 3. Quartal 2015 hat die Stiftung auch Initiativen in der NS-Aufarbeitung gezielt zur Antragstellung aufgefordert.
Fazit: Der Vorwurf der einseitig überwiegenden Förderung von Projekten, die SBZ/DDR betreffend, ist nicht haltbar. Tatsächlich werden die Stiftungsgelder annähernd gleichmäßig für die Erinnerung an die Opfer der NS-Diktatur und für die Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR eingesetzt.
Einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung – Ausstellungen, Veranstaltungen, Publikationen etc. – gibt der öffentliche Bericht über die Tätigkeit der Stiftung 2013/2014.
15.02. | Neue wissenschaftliche Referentin nimmt Tätigkeit in der Geschäftsstelle der Stiftung auf
Am 15. Februar hat Frau Dr. Julia Spohr (34) aus Berlin ihre neue Tätigkeit in der Geschäftsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten aufgenommen. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaften und Soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert und an der Freien Universität Berlin über die Geschichte der früheren zentralen Untersuchungshaftanstalt des DDR-Staatssicherheitsdienstes in Berlin-Hohenschönhausen promoviert. Nach Tätigkeiten für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und beruflichen Stationen in der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen sowie beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in Berlin verstärkt die Historikerin als wissenschaftliche Referentin das Team der Stiftung.
Wir heißen Frau Dr. Spohr im Freistaat Sachsen herzlich willkommen und freuen uns auf die Zusammenarbeit.
> Mehr18.01. | NEUER MITARBEITER DER GEDENKSTÄTTE BAUTZEN HAT SEINE TÄTIGKEIT AUFGENOMMEN
Am 18. Januar 2016 hat der Historiker Alexander Heinert (50) seine neue Tätigkeit als Referent für Zeitzeugenarbeit, Schicksalsklärung und Ausstellungsbetreuung in der Gedenkstätte Bautzen aufgenommen. Er betreut das Zeitzeugenbüro und wird die Gedenkstätte bei der Erforschung der Geschichte der Haftorte Bautzen I und II im Nationalsozialismus und in der SBZ/DDR unterstützen. Wir heißen Herrn Heinert herzlich willkommen und freuen uns auf die Zusammenarbeit.
> Mehr15.02. | Aktueller Tätigkeitsbericht der Stiftung abrufbar
Seit vergangener Woche kann der aktuelle Tätigkeitsbericht der Stiftung für die Jahre 2013/14 hier als Broschüre bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden.
> MehrNeues aus weiteren zeitgeschichtlichen Orten in Sachsen
27.01. | Veranstaltungen in Flößberg anlässlich des Holocaustgedenktages
Der Förderverein Gedenkstätte Flößberg e.V. und die Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. hatten dazu zwei Veranstaltungen im Umfeld des KZ-Außenlagers Flößberg geplant.
> MehrRückblick
19.01. | Ordnung und Vernichtung im Museum
Die Sächsische Zeitung berichtet über die Sonderausstellung "Ordnung und Vernichtung", welche im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Stadtmuseum Riesa und der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain gezeigt wird.
> Mehr27.01. | Ausstellung „Ziel: Umerziehung“ eröffnet
Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit
Gestern hat Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh die Wanderausstellung „Ziel: Umerziehung“ der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau im Foyer der Stadtbibliothek eröffnet.
28.01. | DDR-Sonderheime für Kinder: Vom System ruhiggestellt
Zu DDR-Zeiten landeten als sehr schwierig abgestempelte Mädchen und Jungen in einem von vier Sonderheimen. Dort sollten sie für das System wieder „hingebogen“ werden.
> Mehr09.02. | Grit Poppe liest aus „Abgehauen“
Das Team der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau und Buchhandlung Bücherwald präsentieren am Donnerstag, dem 25. Februar 2016, um 18.30 Uhr im Bücherwald eine Lesung mit lokalem Bezug.
> Mehr10.02. | Die Spur der Ahnen - Schicksal Russenkind
Die Sendung "Spur der Ahnen" des MDR hilft der Tochter eines sowjetischen Besatzers und einer Deutschen, das Schicksal ihres Vaters zu entschlüsseln. Auch die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain ist an der Suche beteiligt.
> MehrKalenderblatt
16.02.1945 | DATUM DER LETZTEN GEPLANTEN DEPORTATION VON DRESDNER JUDEN
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland begannen auch in Dresden die Repressionen gegen jüdische Mitbürger. Der schrittweisen Entwürdigung, Entrechtung, Enteignung und Ausgrenzung folgten ab der Reichspogromnacht vom 9. November 1938, in der die berühmte Semper-Synagoge zerstört wurde, Deportationen und die Ermordung. Die meisten Dresdner Juden wurden in das Ghetto von Riga deportiert, wo viele von ihnen verhungerten. Weitere starben, oft nach wenigen Jahren Zwangsarbeit für die NS-Rüstungsindustrie in einem der zehn Außenlager des KZ Flossenbürg, die es im Stadtgebiet Dresdens gab, in einem der Vernichtungslager oder auf Todesmärschen vor Kriegsende. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 wurde die Innenstadt Dresdens bei einem verheerenden Angriff britischer und amerikanischer Bomber, der einen Feuersturm auslöste, weitestgehend in Schutt und Asche gelegt. Da die Bomben auch das Zentralgebäude der Gestapo zerstört hatten, konnte diese die für den 16. Februar angesetzte Deportation der letzten 198 Juden aus dem Regierungsbezirk Dresden nicht planmäßig durchführen. Etwa 40 Juden starben im Dresdner „Judenhaus“ durch Bomben, während andere trotz Nutzungsverbots in Luftschutzräumen überlebten. Sie mussten jedoch in den Folgetagen aus der Stadt fliehen, da die Gestapo weiter nach ihnen suchte. Etwa 70 Dresdner Juden entkamen so dem Holocaust. (1) Darunter waren Henny Wolf (heute Brenner) und ihre Familie, (2) Heinz Joachim Aris, heute Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen der jüdischen Gemeinden und Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der später weltberühmte tschechische Puppenspieler und Schöpfer der berühmten Figuren Spejbl und Hurvinek, Josef Skupa, (3) und der Literaturwissenschaftler Professor Victor Klemperer, der damals in sein Tagebuch schrieb: „Wen aber von den etwa 70 Sternträgern diese Nacht verschonte, dem bedeutete sie Errettung, denn im allgemeinen Chaos konnte er der Gestapo entkommen.“ (4) Henny Brenner hat ihre damaligen Erlebnisse in ihrem Buch „Das Lied ist aus“ dokumentiert. In der Einleitung schreibt sie: „Den Bomben, die in jener denkwürdigen Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 die Stadt Dresden dem Erdboden gleichmachten, verdanke ich mein Überleben. Was alles musste passiert sein, dass ein Mensch im Angesicht des verheerendsten Untergangs, den eine deutsche Stadt je erlebte, innerlich aufatmen konnte? Was musste im Kopf eines zwanzigjährigen Mädchens vorgehen, das die Zerstörung ihrer von Kindheit an vertrauten Umgebung als ihr eigenes Überlebenswunder betrachtete? Dies zu erzählen will ich versuchen, beginnend mit jener Nacht, die für uns wie für alle Dresdner eine entscheidende Wende markierte.“ (5)
Quellen:
1: Nora Goldenbogen: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Dresden seit 1938. Dresdner Hefte 45; Oliver Reinhard: Von der „Friedens-Oase“ zur Trümmerwüste – Dresden im Bombenkrieg. In: Oliver Reinhard; Matthias Netzner; Wolfgang Hertl (Hg.), Das rote Leuchten – Dresden und der Bombenkrieg, Dresden 2005, S. 96–98.
2: Frank Junghänel: „Uns kann nur ein großer Angriff retten“. In: Berliner Zeitung, 12. Februar 2005.
3: Autorenkollektiv: Unterhaltungskunst A-Z. Henschelverlag, Berlin 1975, S. 256f.
4: Victor Klemperer: LTI: Notizbuch eines Philologen. (1966) Reclam, Universal-Bibliothek Band 278, Leipzig 1980, S. 273.
5: Henny Brenner, „Das Lied ist aus“, goldenbogen verlag, Dresden 2005.
Foto: Deportationsbefehl, ebenda S. 77, mit freundlicher Genehmigung des Verlages.
Zitat des Monats
Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen.
Arthur Schopenhauer (*22.02.1788, † 21.09.1860) deutscher Philosoph, Autor und Hochschullehrer
Foto: Gemälde von 1859, Wikimedia Commons
Impressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Julia Spohr
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.
Nutzen Sie bitte diese Seite zum Bestellen bzw. Abbestellen des Newsletters.