Dezember 2016
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Adventswochen und der bevorstehende Jahreswechsel sind Zeiten des Rückblicks, der Besinnung und der Vorfreude auf das Kommende. Auch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten kann auf spannende, freudvolle, aber auch turbulente Monate schauen – ebenso blickt sie künftigen Herausforderungen entgegen. Bei den zahlreichen Vorträgen, Filmpräsentationen, Publikationen sowie Diskussionsveranstaltungen der Gedenkstätten und Einrichtungen der Stiftung stand auch 2016 der Kern unseres gesetzlichen Auftrags stets im Mittelpunkt: an authentischen Orten die Opfer politischer Gewaltherrschaft im 20. Jahrhundert zu würdigen, die Erinnerung an die Diktaturvergangenheit wachzuhalten und sie an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.
In diesem Sinne wurde der Aufbau neuer Gedenkorte in Sachsen kurz vor Jahresende wesentlich vorangebracht. Für die Errichtung der Gedenkstätte Großschweidnitz in der Oberlausitz hat der Bund umfangreiche finanzielle Mittel in Aussicht gestellt – die Stiftung Sächsische Gedenkstätten unterstützt bereits die Grundlagenforschung zur Geschichte der früheren Heil- und Pflegeanstalt Großschweidnitz und zu den dort im Rahmen der NS-„Euthanasie“ zu Tode gebrachten Menschen. Bald soll am authentischen Ort an die rund 6.000 Großschweidnitzer Opfer der Massentötungen von Psychiatriepatienten erinnert und über die systematische Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ im Nationalsozialismus informiert werden.
Im November haben die Bauarbeiten am Gedenkort Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz begonnen. Über die ehemalige Stasi-Untersuchungshaftanstalt in der früheren Bezirkshauptstadt Karl-Marx-Stadt wurde der Freikauf von überwiegend politischen Häftlingen aus der DDR in die Bundesrepublik „abgewickelt“. Rund 30.000 Menschen verließen über diese Haftanstalt die DDR in Richtung Westen. Ein Gedenkort soll die verschiedenen Schicksale der Freigekauften und insbesondere die Hintergründe ihrer Inhaftierung verdeutlichen. Die Baumaßnahmen sollen in der ersten Jahreshälfte 2017 abgeschlossen sein.
Im Dezember erinnern die Gedenkstätten Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig und Bautzner Straße Dresden an die friedliche Besetzung der MfS-Bezirksverwaltungen durch Bürgerinnen und Bürger am 4. und 5. Dezember 1989. Der Sturm auf die Bezirksverwaltungen und Kreisdienststellen des DDR-Staatssicherheitsdienstes war der wohl wichtigste Auslöser für die Auflösung der Stasi und legte den Grundstein für die Sicherung ihrer Akten, die Zeugnis vom menschenverachtenden Überwachungswahn der SED-Führung ablegen.
Wir freuen uns darauf, Sie auch 2017 über die vielseitige Arbeit der Stiftung zu informieren. Im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Sächsische Gedenkstätten wünsche ich Ihnen eine besinnliche Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und einen friedvollen Jahreswechsel.
Julia Spohr
Inhalt |
Bevorstehende Veranstaltungen
05.12.2016 | 27. Jahrestag der friedlichen Besetzung der Dresdner Stasi-Bezirksverwaltung
Am Montag, den 5. Dezember, jährt sich die friedliche Besetzung der Stasi-Bezirksverwaltung Dresden zum 27. Mal. Aus diesem besonderen Anlass lädt die Gedenkstätte Bautzner Straße alle Interessierten zu einem kostenfreien Besuch ein.
> Mehr05.12.2016 | Buchvorstellung, Film und Gespräch in Leipzig: „Wolfgang Schnur – Der verratene Verräter“
Am 4. Dezember 1989 besetzten mutige Bürger die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Leipzig und legten in der Folge die wichtigste Stütze der SED-Diktatur lahm. An der Besetzung beteiligt war auch der extra aus Berlin angereiste Wolfgang Schnur. Der Journalist und Autor Alexander Kobylinski, Mitte der 1980er-Jahre selbst Mandant von Schnur, hat dessen umfangreiche Stasi-Akten studiert, sich mit einstigen Weggefährten unterhalten und auch mit dem inzwischen verstorbenen Wolfgang Schnur mehrere Gespräche geführt. Im Anschluss an die Buchpräsentation diskutieren Zeitzeugen über das Leben Wolfgang Schnurs und seinen Verrat sowie auch seine Rolle am 4. Dezember 1989.
> Mehr08.12.2016 | Filmvorführung und Diskussion in Dresden: „Todesstrafe — Fehler im System“
Die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, von 1907 bis 1956 Gerichtsort, Haftanstalt und Hinrichtungsstätte, präsentiert gemeinsam mit Amnesty International anlässlich des Tages der Menschenrechte eine Dokumentation über die „Fehler“ im System der Todesstrafe.
> MehrAktuelles aus der Stiftung und ihren Gedenkstätten
11.11.2016 | Neue Publikation: „Als Mädchen im KZ Meuselwitz – Erinnerungen von Maria Brzęcka-Kosk“
Gemeinsam mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. hat die Stiftung Sächsische Gedenkstätten den Zeitzeugenbericht „Als Mädchen im KZ Meuselwitz – Erinnerungen von Maria Brzęcka-Kosk“ herausgegeben. Die Publikation erscheint als Heft 24 der Reihe „Lebenszeugnisse – Leidenswege“ und gibt einen anschaulichen Einblick in die grausamen Lebensbedingungen von KZ-Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern im Deutschen Reich während des Nationalsozialismus.
> Mehr14.11.2016 | Setzung von Namenstafeln unbekannter sowjetischer Kriegsopfer in Großenhain
Am 16. November 2016 erinnerten Jugendliche auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof Öhringer Straße in Großenhain an die dort anonym bestatteten sowjetischen Kriegsgefangenen, die 1941 bis 1945 in Großenhain verstorben sind.
> Mehr22.11.2016 | Neue Mitarbeiterin nimmt ihre Tätigkeit im DIZ Torgau auf
Am 14. November 2016 hat Elisabeth Kohlhaas ihre neue Tätigkeit als Referentin für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit im DIZ Torgau aufgenommen. Die Politikwissenschaftlerin hat über die Wehrmachtjustiz publiziert und unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Leipzig gearbeitet.
> Mehr22.11.2016 | Neuer Mitarbeiter nimmt seine Tätigkeit in der Gedenkstätte Bautzen auf
Am 1. November 2016 nahm Herr Ralf Marten seine neue Tätigkeit als Referent für Zeitzeugenarbeit in der Gedenkstätte Bautzen auf. Künftig betreut er das Zeitzeugenbüro der Gedenkstätte und erforscht die Geschichte der Haftorte Bautzen I und II im Nationalsozialismus und in der SBZ/DDR.
> Mehr30.11.2016 | Dokumentationsstelle erweitert Auskunft über rehabilitierte deutsche Opfer sowjetischer Verfolgung
Hunderttausende Deutsche wurden während des Zweiten Weltkriegs oder danach von sowjetischen gerichtlichen und außergerichtlichen Organen verfolgt, viele von ihnen zu Unrecht aus politischen Gründen verurteilt. 13.359 Namen von seitdem rehabilitierten Deutschen sind nunmehr mit Geburtsdatum und Geburtsort online abrufbar. Grundlage hierfür ist, dass das Auswärtige Amt im Mai 2008 dem Freistaat Sachsen die Aufgabe der Betreuung von Personen übertragen hat, die ihre oder die Rehabilitierung Dritter anstreben.
> MehrPresseschau
02.11.2016 | Freie Presse: „Kaßberg-Gefängnis: Erster Spatenstich für Gedenkort“
Die Bauarbeiten für die Errichtung eines Gedenkortes haben begonnen. Künftig soll dort an die Geschichte der Haftanstalt erinnert werden.
> Mehr03.11.2016 | Freie Presse: „Gedenkort am Kaßberg-Gefängnis soll bis zum Frühjahr fertig sein“
Seit Jahren wird diskutiert, wie mit dem besonderen Schauplatz deutsch- deutscher Geschichte umgegangen werden soll. Nun schaufeln erstmals Bagger.
> Mehr11.11.2016 | Sächsische Zeitung: „Gedenkstätte Großschweidnitz erhält Geld vom Bund“
Die Euthanasie-Gedenkstätte in Großschweidnitz bekommt 750 000 Euro. Damit sollen gleich mehrere Dinge finanziert werden, darunter eine Dauerausstellung.
> Mehr12.11.2016 | MDR online: „Starkes Signal für Gedenkstätte“
Der Bund gibt 750.000 Euro zum Aufbau einer Gedenkstätte in Großschweidnitz. Sie soll an die fast 6.000 Euthanasieopfer während der NS-Zeit erinnern. Die Gemeinde und ein Förderverein bemühen sich schon seit Jahren um einen solchen Erinnerungsort.
> Mehr15.11.2016 | Sächsische Zeitung: „Namensfahnen für Kriegsopfer“
Jugendliche haben am Buß- und Bettag mit einer ungewöhnlichen Aktion in Großenhain an Kriegsgefangene erinnert.
> Mehr22.11.2016 | Dresdner Neueste Nachrichten: „Tillich und Jahn betonen in Dresden Bedeutung der Stasi-Aufarbeitung“
Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, hat den Einsatz der Gedenkstätte auf der Bautzner Straße in Dresden um den Erhalt des früheren Untersuchungsgefängnisses der DDR-Staatssicherheit gewürdigt. Gemeinsam mit Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich besuchte er am Dienstag das Museum.
> MehrImpressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Texte/Redaktion: Dr. Julia Spohr (Wissenschaftliche Referentin/Leitung Öffentlichkeitsarbeit)
V.i.S.d.P.: Siegfried Reiprich (Geschäftsführer)
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historisch authentische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie stärken. Zudem fördert sie Gedenkstätten, Archive und Initiativen in freier Trägerschaft sowie Projekte juristischer oder natürlicher Personen.
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