Bruno Gimpel (1886–1943)
Bruno Gimpel wurde am 14. Januar 1886 als Sohn von Julius Gimpel und dessen Ehefrau Anna, geb. Elkan, in der Hansestadt Rostock geboren. Sein Vater war Kaufmann und Mitinhaber der Firma Max & Julius Gimpel, Tuch-, Leinen-, Manufaktur- und Modewarengeschäft am Rostocker Hopfenmarkt.
Nach der Schule ging Gimpel bis 1905 in seiner Heimatstadt für drei Jahre bei dem Dekorationsmaler Krause in die Lehre. Es schloss sich bis 1908 ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf bei dem Grafiker Fritz Helmuth Ehmcke und dem Architekten, Maler, Graphiker und Kunsthandwerker Peter Behrens an. Von 1911 bis 1914 setzte er seine Studien bei Otto Gussmann an der Dresdner Kunstakademie fort.
Im Ersten Weltkrieg meldete er sich freiwillig zum Dienst als Krankenpfleger (November 1914 bis Ende 1917). Später diente er an der französischen Front als Kanonier und erlitt dabei eine Verletzung.
Ab 1921 lebte und wirkte Bruno Gimpel ständig in Dresden. Hier heiratete er 1923 die Sängerin und Lautenspielerin Irene Herzing, die am 21. November 1895 als Tochter des Dresdner Kunstmalers Andreas Herzing und dessen Ehefrau Bertha, geborene Munke, in Dresden geboren worden war. Sie war als Musiklehrern tätig. Gimpel arbeitete in der Folge als Maler, Werbegrafiker und Plakatgestalter. Er pflegte den Kontakt zur Künstlergemeinschaft „Brücke“ und war Vorsitzender der Dresdner Ortsgruppe des Bundes Deutscher Gebrauchsgrafiker. Gimpel war auch politisch interessiert und Mitglied der SPD. Er nahm aber auch am Leben der Jüdischen Gemeinde Anteil.
Gimpels moderne Entwürfe für Plakate, Vignetten, Werbedrucksachen oder Briefköpfe aus dieser Zeit sind vom Expressionismus und dem Stil der Sezessionisten beeinflusst und zeigen – ganz im Stil seines Lehrers Peter Behrens – klare, strenge Formen. Mehrere Ausstellungen Dresdner Gebrauchsgrafik räumten ihm repräsentativen Platz ein.
Seiner Heimat an der Ostseeküste blieb er, sowohl durch jährliche Sommeraufenthalte in der Künstlerkolonie Ahrenshoop als auch mit seinen Motiven, treu. 1919 war er Mitbegründer der „Vereinigung Rostocker Künstler“ und konnte in seiner Heimatstadt regelmäßig ausstellen. Die Stadt beauftragte ihn unter anderem mit der Gestaltung von Wand- und Glasbildern für Kirchen und Wandgemälden an öffentlichen Gebäuden sowie mit dem Wandschmuck am Rostocker Krematorium.
1935 wurde Bruno Gimpel aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner als entartet eingestuften Kunst von den Nationalsozialisten die Berufsausübung als Maler und Graphiker untersagt. Die Künstlervereinigungen hatten ihn schon 1933 ausgeschlossen. Seine Frau verlor ihre Arbeit bereits kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten. Daraufhin konnte sich Gimpel künstlerisch nur noch innerhalb der Jüdischen Gemeinde engagieren. Unter anderem gestaltete er den Kopf des Gemeindeblatts sowie zwei Gedenktafeln für den Erweiterungsbau der Synagoge. Von 1937 bis 1939 gab Gimpel jüdischen Kindern Zeichenunterricht, seine Frau musizierte mit ihnen. Außerdem betreuten sie jüdische Dresdner Kinder aus armen Verhältnissen in einem Ferienlager in Porschendorf bei Dresden.
1936 hatte Bruno Gimpel während einer Reise versucht, seine Emigration nach Schweden vorzubereiten, was jedoch misslang. Weil sich seine nichtjüdische Frau nicht von ihm scheiden ließ, konnte sie ihn vor der Deportation in eines der Vernichtungslager bewahren, jedoch war er der zunehmenden Ausgrenzung, Entwürdigung und Entrechtung ausgeliefert. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde er mehrmals kurzzeitig verhaftet und verhört. Dann erfolgte die Verpflichtung zur Zwangsarbeit bei der Teefirma „Willy Schlüter“ in der Wormser Straße 30c, wo er zusammen mit den Professoren Victor Klemperer und Heinrich Wilhelm Conradi Kräutertees abfüllen und verpacken musste. Dies führte zunehmend zur Verschlechterung seines Gesundheitszustandes. Ein starkes Augenleiden führte 1942 zur Erblindung seines linken Auges. Auch das rechte Auge war stark angegriffen.
Nachdem sein Freund Prof. Dr. med. Heinz Conradi im Dresdener Polizeigefängnis ums Leben gekommen war und er im April 1943 durch die Gestapo gezwungen wurde, seine Wohnung in der Deutsche-Kaiser-Allee 10 (heute Mendelssohnallee 10) in Dresden-Blasewitz aufzugeben und in eines der „Judenhäuser“ umzuziehen, konnte er die Schikanen nicht mehr länger ertragen und setzte seinem Leben am 28. April 1943 ein Ende. In seinem Tagebuch hielt Victor Klemperer am 1. Mai 1943 fest: „Der Maler Bruno Gimpel war allen sympathisch, und er ist nicht ganz ein Opfer der Gestapo; er stand vor der Erblindung, er hing wohl nicht mehr fest am Leben, und als er nun seine Wohnung aufgeben sollte und unter dem Druck der Mordfälle in seiner nächsten Nähe – Conradi saß bei Schlüter neben ihm, sie plauderten den ganzen Tag – öffnete er in Abwesenheit seiner arischen Frau den Gashahn.“
Seine Frau Irene verstarb 83-jährig am 16. Mai 1979 in Dresden. Der Grabstein der beiden ist bis heute auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in Dresden erhalten. Die Erinnerung an Bruno Gimpel wird unter anderem durch die „Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Kultur und Geschichte“ im Rostocker Max-Samuel-Haus wachgehalten.
Zur Person
Nachname: | Gimpel |
Vorname: | Bruno |
Nation/Land: | Deutschland |
Geburtsdatum: | 14.01.1886 |
Geburtsort: | Rostock |
Sterbedatum: | 28.04.1943 |
Sterbeort: | Dresden |
Letzter frei gewählter Wohnort: | Dresden-Blasewitz, Deutsche-Kaiser-Allee 10 (heute: Mendelssohnallee), 01309 Dresden |
Begräbnisstätte: | Neuer Israelitischer Friedhof in Dresden, Fiedlerstraße 3, 01307 Dresden |
Ergänzungen
Quelle(n)/ Literatur |
Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (Hrsg.): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden - deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945, Dresden 2006, S. 112-113. Klaus Tiedemann: Der Maler und Grafiker Bruno Gimpel (1886-1943), in: Medaon. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung, H. 1, 2007, Weblink |
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