April 2018
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit dem Vorrücken der alliierten Armeen zeichnete sich in den Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa am 8. Mai 1945 das Ende der NS-Herrschaft ab. Leipzig wurde am 18. April von US-Truppen befreit, die Rote Armee erreichte am 23. April das Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht in Zeithain. Das Leid der sowjetischen Kriegsgefangenen war mit ihrer Befreiung aus deutscher Gefangenschaft allerdings nicht beendet. Unter dem Generalverdacht des „Vaterlandsverrats“ wurden sie in ihrer Heimat vom NKWD auf ihre politische Zuverlässigkeit überprüft. Wer der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt wurde, gelangte in die Mühlen des sowjetischen Lagersystems. Anlässlich des 73. Jahrestags der Lagerbefreiung erinnert die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain insbesondere an das Schicksal der polnischen Kriegsgefangenen in deutschem Gewahrsam: Die vom Zentralen Museum für Kriegsgefangene Łambinowice-Opole erarbeitete Sonderausstellung „Gefangenenportraits. Lebenswege polnischer Kriegsgefangener“ ist bis Oktober in der Gedenkstätte zu sehen.
Anlässlich des „Elbe Day“ 2018, bei dem an das historische Aufeinandertreffen amerikanischer und sowjetischer Truppen in Torgau erinnert wird, fragt das DIZ Torgau nach der aktuellen Rolle des „Großen Vaterländischen Kriegs“ in der Erinnerungskultur Russlands. Bis zum 1. Mai zeigt das DIZ Torgau zudem die Ausstellung „Torgau 1945 – Ein Kriegsende in Europa“, umrahmt von Begleitprogramm.
Die Gedenkstätten Pirna-Sonnenstein und Münchner Platz Dresden befassen sich in einer gemeinsamen Veranstaltung 85 Jahre nach Inkrafttreten des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ mit der vom Dresdner Erbgesundheitsgericht 1935 angeordneten Zwangssterilisation der Avantgarde-Malerin Elfriede Lohse-Wächtler. Die Künstlerin wurde 1940 in der „Euthanasie“-Tötungsanstalt Pirna durch Giftgas ermordet. Der Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein stellt in einer weiteren Vortragsveranstaltung aktuelle Forschungsergebnisse zur Rolle des Erbgesundheitsgerichts Freiberg bei Zwangssterilisationen zur Zeit des Nationalsozialismus vor.
Weitere Ankündigungen und Aktuelles aus den Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft im Freistaat Sachsen finden Sie in unserem April-Newsletter. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Julia Spohr
Inhalt |
Bevorstehende Veranstaltungen
30.03.-02.04.2018 | Osterrundgänge am ehemaligen Justizkomplex Münchner Platz Dresden
Ein schlangenhaariges Frauengesicht – ein Mann, der auf einem Thron an der Fassade sitzt – ein weinender Apostel. Das sind nur einige Spuren aus der Geschichte des ehemaligen Justizkomplexes am Münchner Platz. An allen vier Feiertagen finden jeweils um 10 Uhr Rundgänge durch die früheren Justizgebäude und jeweils um 14 Uhr Rundgänge durch die ständige Ausstellung statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
> Mehr10.04.2018 | Staatssicherheit in Torgau. Vortrag von Dr. Helmut Müller-Enbergs
Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Kreisdienststelle Torgau des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Deren Struktur und Arbeitsweisen der Überwachung werden thematisiert. Ebenso geht es um das Netz von Inoffiziellen Mitarbeitern, das die „Stasi“ in Torgau unterhielt.
> Mehr12.04.2018 | Vortrag in Freiberg: Nationalsozialistische Zwangssterilisationen im Bereich des Erbgesundheitsgerichtes Freiberg 1933-1945
Zwischen 350.000 und 400.000 Menschen wurden während der NS-Diktatur zwangsweise unfruchtbar gemacht, mindestens 25.000 davon in Sachsen. In Freiberg befand sich seit 1934 eines der insgesamt sieben sächsischen Erbgesundheitsgerichte. Diese entschieden auf Grundlage des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwusches" über die zwangsweise Unfruchtbarmachung von Menschen, die im Nationalsozialismus als "minderwertig" galten.
> Mehr12.04.2018 | Filmvorführung und Zeitzeugengespräch in Leipzig: „Ja, Andrei Iwanowitsch“
Andrei Iwanowitsch Moiseenko ist einer der letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald und der Zwangsarbeit bei der Firma HASAG in Leipzig. Das Filmteam der Regisseure Hannes Farlock und Sinie Gory begleitete Andrei Iwanowitsch Moiseenko über ein Jahr mit der Kamera, fuhr gemeinsam mit ihm und seinem besten Freund zum 70. Jahrestag der Befreiung Buchenwalds nach Weimar und filmte Moiseenko in unzähligen Alltagssituationen.
> Mehr13.04.2018 | „Kindheit hinter Stacheldraht“. Zeitzeugengespräch mit Alexander Latotzky beim Thementag über sowjetische Speziallager
Alexander Latotzky wurde im sowjetischen Speziallager Bautzen geboren. Als Erwachsener machte er sich auf die bewegende Suche nach seinem Vater, der als sowjetischer Wachsoldat im Torgauer Speziallager Nr. 8 im Fort Zinna gedient hatte. Das Zeitzeugengespräch findet im Rahmen eines Thementags des DIZ Torgau über „Sowjetische Speziallager“ statt.
> Mehr18.04.2018 | Vortrag und Gespräch in Dresden: „Z. B. Elfriede Lohse-Wächtler. NS-Zwangssterilisation und das Erbgesundheitsgericht Dresden“
„Bei der Frieda gewesen. op. 2.12.35 traurig“, notierte der Bruder von Elfriede Lohse-Wächtler. Die Künstlerin hatte sich vergeblich gegen ihre Sterilisierung im Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt gewehrt. Grundlage dieser Zwangsmaßnahme gegen sie und Hundertausende weitere Menschen war das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933. Der Rolle des Erbgesundheitsgerichts Dresden bei der Umsetzung der Maßnahme, der justiziellen Praxis, dem Stand der Aufarbeitung in Sachsen und weiteren Fragen geht Dr. Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna Sonnenstein, in seinem Vortrag und einem anschließenden Gespräch nach.
> Mehr18.04.2018 | Gedenkveranstaltung zum 73. Jahrestag der Befreiung Leipzigs
Am Abend des 18. April 1945 erreichten amerikanische Truppen Leipzig und befreiten die Stadt kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Zum 73. Jahrestag der Befreiung Leipzigs durch die US-Armee findet eine Gedenkveranstaltung statt, zu der der US-Generalkonsul Timothy Eydelnant die Gedenkrede hält.
> Mehr23.04.2018 | Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain 1945
Anlässlich des 73. Jahrestages der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain erinnert die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain an die im Lager Zeithain verstorbenen Kriegsgefangenen. Die Gedenkveranstaltung steht unter Schirmherrschaft des Präsidenten des Sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler. Die Sonderausstellung „Gefangenenportraits. Lebenswege polnischer Kriegsgefangener“, erarbeitet vom Zentralen Museum für Kriegsgefangene Łambinowice-Opole, wird im Rahmen der Gedenkfeier eröffnet.
> Mehr24.04.2018 | Der Zweite Weltkrieg im Gedächtnis Russlands. Vortrag von Christoph Meißner
Der „Handschlag an der Elbe“ in Torgau am 25. April 1945 ist als eine historische Wegmarke des Sieges über das faschistische Deutschland im „Großen Vaterländischen Krieg“ (1941–1945) im historischen Gedächtnis des postsowjetischen Russlands verankert. Christoph Meißner (Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst) wird skizzieren, wie sich Russlands Erinnerungskultur nach 1945 entwickelte und wie sie sich heute charakterisieren lässt. Ein vorsichtiger Ausblick in die Zukunft rundet die Ausführungen ab.
> Mehr24.04.2018 | Sonderausstellung in Zeithain: „Gefangenenportraits. Lebenswege polnischer Kriegsgefangener“
Polinnen und Polen kämpften vom ersten Tag des Zweiten Weltkrieges bis zur deutschen Kapitulation und gerieten dabei in Gefangenschaft. Daraus ergaben sich vielfältige Schicksale, die beispielhaft in der vom Zentralen Museum für Kriegsgefangene Łambinowice-Opole erarbeiteten Ausstellung gezeigt werden. Ob als Soldaten beispielsweise für die polnische Heimatarmee Armia Krajowa oder unter britischem Kommando – die unterschiedlichen Biographien verdeutlichen, dass Polen an allen Fronten gegen die deutsche Wehrmacht kämpften.
> Mehr27.04.2018 | Sonderführung in der Gedenkstätte Bautzner Straße: „Die Stasi in Dresden“
1953 wurde das Areal an der Bautzner Straße der Dresdner Staatssicherheit übergeben. Diese baute es zu ihrer Bezirksverwaltung mit eigener Untersuchungshaftanstalt aus. Dort waren bis 1989 Menschen aus politischen Gründen inhaftiert. Im Rahmen der Sonderführung am historisch authentischen Ort wird insbesondere auf Haftgründe, Haftbedingungen und einzelne Schicksale eingegangen.
> Mehr28.04.2018 | Sonderführung durch die Ausstellung „Torgau 1945 – Ein Kriegsende in Europa“ im DIZ Torgau
Die Sonderausstellung zeigt die historische Begegnung der amerikanischen und sowjetischen Soldaten in Torgau am 25. April 1945. Der „Handschlag an der Elbe“ war der Vorbote des ersehnten Kriegsendes. Anhand von historischen Großfotos zeigt die Sonderausstellung diese Geschichte und die weiteren Geschehnisse in Torgau um die symbolträchtige Begegnung.
> MehrAktuelles aus der Stiftung und ihren Gedenkstätten
14.03.2018 | „Ich hatte den Abgrund vor Augen“. Zeitzeuge Hartmut Behle zu Gast im DIZ Torgau
Bewegende Momente für Torgauer Schüler: Auf Einladung des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Torgau traf eine 11. Klasse des Johann-Walter-Gymnasiums zu einem Zeitzeugengespräch mit Hartmut Behle zusammen.
> Mehr28.03.2018 | Zwangsrekrutiert für die Wehrmacht. Sonderausstellung im DIZ Torgau über Luxemburg im Zweiten Weltkrieg
Am 8. Mai 2018 um 19 Uhr eröffnet das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau die Sonderausstellung "Gezwungen in die Wehrmacht. Luxemburg im Zweiten Weltkrieg". Wir freuen uns, diese Ausstellung erstmals in Deutschland präsentieren zu können.
> MehrAktuelles aus weiteren zeitgeschichtlichen Orten in Sachsen
23.03.2018 | „Runde Ecke“ Leipzig sucht Honorarkräfte für Führungen
Zur personellen Verstärkung bei Führungen durch die Ausstellungen sowie für den Stadtrundgang sucht die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig neue Gruppenbegleiterinnen und Gruppenbegleiter auf Honorarbasis.
> Mehr26.03.2018 | Rückblick: Archiv Bürgerbewegung Leipzig beim 9. „Tag der Archive“
Am 9. „Tag der Archive“ beteiligte sich auch das Archiv Bürgerbewegung Leipzig. Unter dem Motto „Demokratie und Bürgerrechte“ nutzten zahlreiche Besucher die Gelegenheit, Einblick in die Archivbestände aus der Zeit des Ringens um Demokratie und Bürgerrechte im Herbst 1989 zu nehmen.
> MehrImpressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Texte/Redaktion: Dr. Julia Spohr (Wissenschaftliche Referentin/Leitung Öffentlichkeitsarbeit)
V.i.S.d.P.: Siegfried Reiprich (Geschäftsführer)
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Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historisch authentische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie stärken. Zudem fördert sie Gedenkstätten, Archive und Initiativen in freier Trägerschaft sowie Projekte juristischer oder natürlicher Personen.
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