April 2016
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
am 23. April 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde das deutsche Kriegsgefangenenlager Zeithain bei Riesa durch die Rote Armee befreit. Zwischen 1941 und 1945 waren hier mehr als 25 000 sowjetische und rund 900 Gefangene aus anderen Ländern zu Tode gekommen. In der heutigen Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain wird am 71. Jahrestag der Lagerbefreiung dieser Opfergruppe des NS-Regimes gedacht. Angehörige ehemaliger Kriegsgefangener aus Russland, Belarus und der Ukraine werden im Rahmen der Veranstaltung von ihren persönlichen Familienschicksalen berichten.
Für den aktuellen Band der Publikationsreihe „Lebenszeugnisse - Leidenswege“ hat sich der Enkel des italienischen Militärinternierten Cesare Gottardi auf Spurensuche begeben. Dessen Erinnerungen, nun in deutscher und italienischer Sprache erschienen, sind ein eindrucksvolles Zeugnis der katastrophalen Lebensbedingungen und kräftezehrenden Zwangsarbeit, die insgesamt rund 600 000 italienische Militärinternierte nach dem Kriegsaustritt des faschistischen Italien im Frühsommer 1943 in deutschen Kriegsgefangenenlagern zu erleiden hatten. Viele von ihnen haben diese Torturen nicht überlebt. Am 4. Mai wird das Buch in Dresden von Francesco Dal Lago, dem Enkel Cesare Gottardis, vorgestellt. Wir würden uns freuen, Sie bei einer dieser Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.
Aber nicht allein in Zeithain und Dresden wird in diesen Tagen an die zahlreichen Opfer politischer Gewaltherrschaft vor und nach 1945 erinnert. Wir hoffen, dass unser April-Newsletter Ihre Neugierde auf die facettenreiche Arbeit der Stiftung weckt und Sie auf anstehende Vorträge, Filmabende, Diskussionsrunden, Führungen oder Ausstellungen aufmerksam machen kann. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Julia Spohr
Inhalt |
Vorschau
20.04. | Ausstellungseröffnung in Dresden: „STASI. Die Ausstellung zur DDR-Staatssicherheit“
Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS). In neun Kapiteln geht die Ausstellung auf die Ideologie, Struktur und Wirkungsweise des MfS ein. Sie zeichnet die Entwicklung des Apparats nach und informiert über die Tätigkeitsfelder wie auch hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeiter des MfS. Besonderes Augenmerk gilt den Methoden des MfS.
> Mehr23.04. | Gedenken an Kriegsgefangene und Ausstellungseröffnung „‚Russenlager‘ und Zwangsarbeit“ in Zeithain
Anlässlich der Befreiung des Kriegsgefangenlagers Zeithain vor 71 Jahren durch die Rote Armee findet am 23. April 2016 in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain eine öffentliche Gedenkfeier statt.
> Mehr23.04. | Veranstaltungsreihe „Das Schweigen brechen – Schicksale ehemaliger Heimkinder“ in Torgau
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe präsentiert der Autor Günter Nossol erstmals sein Buch „Zeitzeuge – GJWH Torgau und 20 Jahre DDR“ am 23. April 2016 in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau.
> Mehr23.04. | Museumsnacht in Leipzig und Halle: Programm der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig und im Museum im Stasi-Bunker Machern
Anlässlich der Museumsnacht „Zauber“ in Leipzig und Halle hält die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" Leipzig mit dem Museum im Stasi-Bunker Machern ein reichhaltiges und interessantes Programm bereit.
> Mehr27.04. | Vortrag in Dresden: „Mitstreiter im Volkstumskampf. Deutsche Justiz in den eingegliederten Ostgebieten 1939–1945“
Polen im Zweiten Weltkrieg: Deutsche Richter und Staatsanwälte sind von Beginn an Teil des nationalsozialistischen Besatzungsapparats. Damit sind sie aktiv an der Germanisierung beteiligt, dem wichtigsten Ziel der deutschen Machthaber im annektierten Teil Polens. Maximilian Becker analysiert in seinem Vortrag die Geschichte dieser Annexionsjustiz im Kontext der Besatzungsgeschichte und geht den Ursachen für die radikale Urteilspraxis nach.
> Mehr03.05. | Vortrag in Pirna-Sonnenstein: „Von Danzig nach Pirna. Eine Spurensuche zum Schicksal westpreußischer Opfer der NS-Krankenmorde“
Noch immer gibt es „blinde Flecken“ bei der Erforschung der nationalsozialistischen Krankenmorde. So ist auch über die mehr als 300 Patienten aus dem damaligen Gau Danzig-Westpreußen, die vor 75 Jahren im Juli 1941 aus den dortigen Anstalten in Silberhammer und Conradstein nach Sachsen deportiert und kurz darauf in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet wurden, kaum etwas bekannt. Robert Parzer präsentiert in einem Vortrag seine Forschungsergebnisse, die er unter anderem aus bislang ungesichteten Akten in polnischen Archiven gewonnen hat.
> Mehr04.05. | Buchvorstellung in Dresden: Cesare Gottardis „Erinnerungen eines italienischen Militärinternierten“
Das Schicksal von über 600 000 Kriegsgefangenen aus dem einst mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich verbündeten Italien ist bislang in Deutschland wenig bekannt. Die Erinnerungen des in Mitteldeutschland Internierten Cesare Gottardi bringen uns dieses Kapitel der deutschen Geschichte näher. Gottardis Enkel, Francesco Dal Lago, wird den jüngst publizierten Erlebnisbericht im Stadtmuseum Dresden vorstellen.
> Mehr07.05. | Neue „Stolpersteine“ werden in Leipzig verlegt
Bisher liegen 309 „Stolpersteine“ an 134 Orten in Leipzig. Jetzt werden 25 weitere Steine und erstmalig eine „Stolperschwelle“ für Opfer der NS-Diktatur folgen. Vor den ehemaligen Wohnorten ermordeter Mitbürger verlegt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig diese Erinnerungsmale ebenerdig in den Gehweg.
> Mehr10.05. | Vortrag in Bautzen: „Das Erbgesundheitsgericht Bautzen und die NS-Zwangssterilisationen im Bereich des Gesundheitsamtes Bautzen (1934–1945)“
Das am 14. Juli 1933 von der Reichsregierung erlassene „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ führte auch in Ostsachsen zur Etablierung eines Systems der NS-„Erbgesundheitspolitik“. Das am Landgericht Bautzen bestehende Erbgesundheitsgericht verfügte von 1934 bis 1945 über hunderte Männer und Frauen die Zwangssterilisation. Dr. Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, porträtiert in seinem Vortrag Tatbeteiligte und Opfer dieses lange vergessenen NS-Unrechts.
> Mehr11.05. | Ausstellungseröffnung in Dresden: „Verordnete Freundschaft. Die Sowjetische Besatzung 1945 bis 1994“
Ein halbes Jahrhundert lang lebten sowjetische Besatzer und DDR-Bewohner neben- und miteinander, bis 1989 die Mauer fiel und die letzten 546 000 Soldaten friedlich abzogen. Die Ausstellung von Freya Klier fragt danach, wie DDR- und Sowjetbürger zwischen hermetisch abgeriegelten KGB-Vierteln, Kasernengeländen und frei zugänglichen „Russen-Magazinen”, zwischen der Furcht vor gewaltsamen Übergriffen und Mitleid mit dem harten Leben der einfachen Soldaten einander wahrgenommen haben.
> Mehr26.05. | Filmvorführung in Bautzen: „Erich Mielke – Meister der Angst“
Eine Filmvorführung in der Gedenkstätte Bautzen im Rahmen des 27. Bautzen-Forums „Macht und Gewalt. Zum Herrschaftssystem der SBZ/DDR“ gemeinsam mit dem sächsischen Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung Leipzig.
> MehrNeues aus der Arbeit der Stiftung und ihrer Gedenkstätten
06.04. | Biografie des Gründervaters des modernen sächsischen Anstalts- und Wohlfahrtswesens an sächsische Sozialministerin übergeben
Wohl kaum eine Persönlichkeit hat das sächsische Wohlfahrtswesen des 19. Jahrhunderts nachhaltiger geprägt als Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänckendorf (1765-1836). Er engagierte sich für die Durchsetzung einer menschenwürdigen Fürsorge für verarmte und psychisch erkrankte Menschen. Sein Bemühen mündete in der Gründung der Heilstätte Sonnenstein, die innerhalb kurzer Zeit europaweit zum Vorbild für psychiatrische Einrichtungen wurde.
> Mehr11.04. | Patientenakten des ehemaligen Bezirksheims Saalhausen von Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein übernommen
Im Herbst 2015 hatte die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein die Gelegenheit, die überlieferten Patientenakten des ehemaligen Bezirkspflegeheims Saalhausen (heute Freital-Saalhausen) zu übernehmen. Ab sofort stehen über 1 200 Akten der wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung und können nach Rücksprache mit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein eingesehen werden.
> MehrRückblick
17.03. | Freie Presse: Aufbau einer Gedenkstätte in Stollberg wird vorangetrieben
Mit 5 000 Euro unterstützt die Stiftung ein Interimsbüro für die sich im Aufbau befindliche Gedenkstätte im ehemaligen Frauengefängnis Hoheneck in Stollberg/Erzgebirge. Neben der sächsischen Gedenkstätten-Stiftung beteiligen sich die Bundesstiftung Aufarbeitung mit 9 000 Euro sowie die Stadt Stollberg mit 1 500 Euro an dem Konzept.
> Mehr19.03. | Torgauer Zeitung: Sächsisches Landeskommando der Bundeswehr auf Stippvisite in Torgau
Bericht über den Besuch des Landeskommandos Sachsen der Bundeswehr in der Stadt Torgau und seinen Rundgang auch das Dokumentations- und Informationszentrum der Stiftung im Schloss Hartenfels.
> Mehr07.04. | MDR Info: Sachsen fördert keine Schülerfahrten zu KZ-Gedenkstätten
Der Zentralrat der Juden fordert immer wieder: Besuche in KZ-Gedenkstätten sollten für Schüler ab der neunten Klasse verpflichtend sein, um die Verbrechen der NS-Diktatur verstehen zu können. Die meisten Bundesländer fördern Schülerfahrten zu NS-Gedenkstätten bereits seit Jahren mit eigenen Programmen. Nicht so Sachsen. Warum nicht?
> Mehr07.04. | Lausitzer Rundschau: Jugendwerkhof Torgau - Zur Begrüßung ging es in den Arrest
Bericht über die Eröffnung einer Ausstellung über den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau im Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.
> MehrImpressum
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Julia Spohr
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.
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