Zum Tag der Deutschen Einheit erinnert die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig an die Friedliche Revolution und das Ende der Teilung
02.10.23
In Erinnerung an eines der bedeutendsten Ereignisse der Nachkriegsgeschichte bietet die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ am Dienstag, den 3. Oktober 2022, mehrere Sonderführungen an. Darüber hinaus findet eine Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit statt. Am Abend beginnen die „HerbstFilmtage“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal mit dem Spielfilm „Der Ballon“. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ will bewusst auf die Bedeutung des Nationalfeiertages hinweisen, der den Schlusspunkt einer Entwicklung symbolisiert, die mit dem ebenso symbolischen Tag der Friedlichen Revolution am 9. Oktober ihren Anfang nahm.
Die Wiedervereinigung vor 33 Jahren prägt Deutschland und ganz Europa bis heute. Die Friedliche Revolution 1989/90 war der Ausgangspunkt für den Sturz des SED-Regimes und öffnete den Weg zur deutschen Wiedervereinigung. Getragen wurde sie von mutigen Bürgern in vielen Städten wie Berlin, Dresden oder Plauen, die mit ihren Demonstrationen Freiheit und Bürgerrechte sowie einen demokratischen Rechtsstaat forderten. Die Entscheidung fiel letztendlich jedoch in Leipzig am 9 Oktober 1989 und fand ihre konsequente Fortsetzung im Fall der Mauer am 9. November 1989 in Berlin sowie in der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 in einem zusammenwachsenden Europa. Die gewaltfreie Wiedererringung von Freiheit und Demokratie durch die Bürger ist eine zentrale Geschichtserfahrung ganz Europas. Diese gemeinsame positive Erinnerung brauchen wir in Zeiten von massiven Spannungen, gewaltsamen Konflikten und diktatorischen Rückentwicklungen als einen Ausgangspunkt für die aktive Gestaltung unserer europäischen Zukunft. Jüngsten Meinungsumfragen zufolge aber sind nur noch 39 % der Ostdeutschen mit der Demokratie zufrieden. Offenbar gerät zunehmend in Vergessenheit wovon wir uns 1989 mit der Friedlichen Revolution befreit haben.
Zunehmend werden die Ereignisse von 1989 für tagesaktuelle politische Bemühungen konterkariert oder gar mißbraucht. Die Politik darf den Anschluss an die Bevölkerung nicht verlieren. Wir müssen miteinander reden und es muss uns wieder bewusst werden, was 40 Jahre Unfreiheit, Überwachung und Repression in der DDR bedeutet haben. Der von dem ehemaligen KGB-Offizier Putin angezettelte völkerrechtswidrige Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine zeigt überdeutlich wie die Mechanismen einer Diktatur wieder in brutalster Form aktuell sind. Auch deshalb will die Gedenkstätte am Tag der Deutschen Einheit mit verschiedenen Veranstaltungen die Bedeutung der 1989 auch in Ostdeutschland errungenen Freiheit und des demokratischen Rechtsstaates vermitteln.
Am 3. Oktober zeigen Sonderführungen den Weg von der SED-Diktatur zur Wiedervereinigung Greifbar werden die Ereignisse im Herbst ’89 durch verschiedene Sonderführungen der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Als ein zentraler Erinnerungsort zu Diktatur und Demokratie in Deutschland informiert die Gedenkstätte sowohl über Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der Staatssicherheit als Garant der SED-Diktatur als auch über die gewaltlose Selbstbefreiung im Zuge der Friedlichen Revolution. Seit 2012 ist die Gedenkstätte Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“, was die Bedeutung des Ortes für die Friedliche Revolution und das Ende der deutschen und europäischen Teilung unterstreicht.
Am Dienstag, den 3. Oktober 2023 bietet die Gedenkstätte 11 und 14 Uhr den Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ an. Dieser erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Der Rundgang beginnt am Nikolaikirchhof, wo schon im Frühjahr ’89 der Ruf nach Freiheit laut wurde. Von dort führt er über den Augustusplatz zu markanten Punkten der Leipziger Innenstadt, an denen die historische Entwicklung des Jahres 1989 aufgezeigt wird. Die Besucher durch- und erlaufen sich damit die Chronik des Herbstes ’89, erleben, wie sich Leipzig seitdem entwickelt hat und erfahren die Bedeutung der Friedlichen Revolution für den heutigen demokratischen Rechtsstaat. Treffpunkt ist am Hauptportal der Nikolaikirche. 16 Uhr wird dann der Geländerundgang „Stasi intern - Hinter den Kulissen der Runden Ecke“ angeboten. Das ehemalige Stasi-Areal hinter der „Runden Ecke“ birgt noch heute viele original erhaltene Räumlichkeiten, die sonst nicht zugänglich sind. Bei der Führung „Stasi intern“ durch die ehemalige Zentrale der Leipziger Staatssicherheit auf dem Matthäikirchhof können diese vom Keller bis zum Boden besichtigt werden. Dazu gehören die verbunkerten Schutzräume im zweiten Kellergeschoss für den Kriegsfall, der Wartebereich der Stasi-eigenen Poliklinik oder die Kegelbahn des MfS. Auch Überbleibsel der einstigen Aktenvernichtung können entdeckt werden. Der Rundgang ist auch für jene interessant, die sich für die anstehende Neugestaltung des Areals interessieren, das zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ weiterentwickelt werden soll. Treffpunkt ist das Foyer der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.
16 Uhr: Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit 2023 im ehemaligen Stasi-Kinosaal „Einigkeit und Recht und Freiheit“ Die Wiedervereinigung vor 33 Jahren prägt Deutschland und ganz Europa bis heute. Die Friedliche Revolution 1989/90 war der Ausgangspunkt für den Sturz des SED-Regimes. Und öffnete den Weg zur deutschen Wiedervereinigung. Getragen wurde sie von mutigen Bürgern in Städten wie Berlin, Dresden oder Plauen, die mit ihren Demonstrationen Freiheit und Bürgerrechte sowie einen demokratischen Rechtsstaat forderten. Die Entscheidung fiel letztendlich am 9. Oktober 1989 in Leipzig und fand ihre konsequente Fortsetzung im Fall der Mauer am 9. November 1989 in Berlin sowie in der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 in einem zusammenwachsenden Europa. Der ev. Arbeitskreis der CDU erinnert in seiner Feierstunde an die Geschehnisse. Die Festrede hält der Oberbürgermeister von Plauen, Steffen Zenner.
19 Uhr: Auftakt der „Herbst-Filmtage“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ vom 3. bis 8. Oktober 2023 im ehemaligen Stasi-Kinosaal Die „Herbst-Filmtage“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zeigen im Kinosaal der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Filme, die sich mit der SED-Diktatur der DDR, der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit sowie dem nachfolgenden Transformationsprozess befassen. Gerade in Zeiten, in denen totalitäre und antidemokratische Ideen wieder stärkere gesellschaftliche Akzeptanz erlangen, können Besucher für die mit der Friedlichen Revolution wiedererrungenen Werte – Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – sensibilisiert werden. Der Eintritt ist an allen Tagen frei.
Dienstag, 3. Oktober 2023, 19 Uhr: „Der Ballon“ Die Herbst-Filmtage beginnen mit einem spannenden Spielfilm über eine der spektakulärsten Fluchtgeschichten. Der Film nach einer wahren Begebenheit von Regisseur Michael Bully Herbig berichtet wie die Familien Strelzyk und Wetzel im Sommer 1979 mit einem selbst gebauten Heißluftballon von Thüringen aus der DDR nach Westdeutschland fliehen wollen. Nachdem der erste Versuch scheitert und die Stasi die Ermittlungen aufnimmt, gelingt unter großem Druck der zweite Versuch über die innerdeutsche Grenze aus der SED-Diktatur in den Westen.
Mittwoch, 4. Oktober 2023, 19 Uhr: „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“ und „Die Tränen der Kinder. Wochenkrippen in der DDR“ Am Mittwoch werden gleich zwei von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderte Dokumentarfilme gezeigt. Die Gleichberechtigung der Frau wurde oftmals als Musterbeispiel gelungener Frauenpolitik dargestellt. Aber wie lebten Frauen in der DDR tatsächlich? Waren sie wirklich gleichberechtigt - oder stand dies lediglich auf dem Papier? Die Filmemacherinnen Freya Klier und Nadja Klier haben Frauen aus verschiedenen DDR-Generationen und aus Stadt und Land um ihre Erinnerungen gebeten und in dem Film „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“ dokumentiert. Und wie erging es deren, in Wochenkrippen untergebrachten, Kindern? Der Film „Die Tränen der Kinder“ von Katja Aischmann und Steffen Hengst setzt sich mit diesem Kapitel der DDR-Geschichte auseinander. Auch Frauen sollen beim Aufbau des sozialistischen Staates helfen. Doch wohin mit den vielen Säuglingen und Kleinkindern, wenn die Mütter bereits sechs Wochen nach der Geburt wieder zur Arbeit gehen müssen? Mindestens 100.000 Kinder waren zwischen 1950 und dem Ende der DDR in den Wochenkrippen von Montag bis Freitag untergebracht. Die Unterbringung in der Masse und die Trennung von den Eltern hinterlässt Spuren.
Donnerstag, 5. Oktober 2023, 19 Uhr: „Stasi auf dem Schulhof – Mielkes Kinderspione“ und „Umgewendet – Schule nach dem Mauerfall“ Am Ende der DDR waren ungefähr 8.000 Kinder und Jugendliche Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit. Sie wurden in Jugendclubs oder an den Schulen angesprochen. Der Film „Stasi auf dem Schulhof“ beleuchtet den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, die die Stasi zu Spitzeldiensten zwang. Der Film "Umgewendet – Schule nach dem Mauerfall" von Katharina Herrmann rekonstruiert anhand von bewegenden Archivaufnahmen und Zeitzeugenberichten, wie sich Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer zwischen Chaos und Aufbruch 1990 ihren Weg in die neue Zeit bahnten. Es wird spürbar, wie tiefgreifend die Erfahrungen von damals für die jungen Menschen und die Lehrkräfte waren und wie sie bis in unsere Gegenwart hineinwirken.
Freitag, 6. Oktober 2023, 19 Uhr: „Das schweigend Klassenzimmer“ Im Mittelpunkt des Filmes von Lars Kraume steht eine Abiturklasse in der DDR, die sich anlässlich des Ungarischen Volksaufstandes 1956 im Unterricht zu einer Schweigeminute für die Opfer entscheidet. Als die Abiturienten Kurt und Theo 1956 von Westberlin in die DDR zurückkehren, haben sie Schockierendes zu berichten. Sie haben Bilder vom Ungarischen Volksaufstand gesehen und animieren ihre Mitschüler zu einer Schweigeminute im Geschichtsunterricht. Mit den Reaktionen des SED-Systems auf diese Solidaritätsbekundung hatten weder die Schüler noch ihre Eltern oder die Schulleitung gerechnet.
Samstag, 7. Oktober 2023, 19 Uhr: „Deutschlandspiel“ Deutschlandspiel ist ein zweiteiliger deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 2000. Das Doku-Drama entstand für das ZDF unter der redaktionellen Mitarbeit von Guido Knopp und erzählt die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung. Neben Spielszenen kommen die wesentlichen Protagonisten der Wiedervereinigung und weitere Zeitzeugen in Interviews zu Wort. Die Spielszenen werden außerdem von Original-Dokumenten unterstützt. Eine Montage aus Spielszenen, Dokumentarmaterial und Aussagen prominenter Entscheidungsträger, die den nur ein Jahr dauernden Wiedervereinigungsprozess spiegelt.
Sonntag, 8. Oktober 2023, 19 Uhr: „Rote Fini“ und „Die Spezialkommission - geheime Mordermittlung in der DDR“ Wirtschaftskriminalität, verschwundene Millionen und Kapitalverbrechen wie Serienmorde in der DDR sind die Themen mit denen sich die beiden Filme von Gabi Schlag auseinandersetzen. Ist Rudolfine Steindling, genannt „rote Fini“, die größte Wirtschaftskriminelle des vergangenen Jahrhunderts? Mit Charme und Resolutheit bringt sie den Handel mit der DDR via Österreich in Schwung. Als einzige Frau in einer reinen Männerwelt arbeitet sie mit allen Mitteln, die ihr im Kalten Krieg zur Verfügung stehen und verdient dabei Millionen. Nach dem Mauerfall beansprucht die Treuhand dieses Geld und möchte die „SED-Millionen“ für das wiedervereinigte Deutschland beschlagnahmen. Doch wem gehört das Geld? Und wo befinden sich die Millionen? Die Dokumentation „Die Spezialkommission“ erzählt, welche Kapitalverbrechen in der DDR von den Spezialkommissionen aufgeklärt und in den meisten Fällen vertuscht wurden, ohne dass die Öffentlichkeit jemals davon erfahren hätte. Mit Hilfe von ehemaligen Volkspolizisten, Mitgliedern der Spezialkommissionen, Verbindungsoffizieren, Wissenschaftlern und Experten stellt der Film erstmalig die besondere Rolle der Spezialkommissionen bei der Aufklärung, aber auch der Geheimhaltung von Verbrechen dar. Gezeigt wird, wie sich die Einmischung der Spezialkommissionen auf die Arbeit der Kriminalpolizei und die Praxis der Verbrechensbekämpfung in der DDR insgesamt auswirkte.
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