Vernetzungstreffen zur partizipativen Erschließung von Stätten der NS-Zwangsarbeit in Sachsen auf der Festung Königstein
25.09.23
Am vergangenen Samstag (23. September 2023) richtete die Stiftung Sächsische Gedenkstätten zusammen mit der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG) und der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen das Vernetzungstreffen „Partizipative Erschließung von Stätten von NS-Zwangsarbeit in Sachsen“ aus. 50 Akteurinnen und Akteure aus Sachsen, der Bundesrepublik und Tschechien, die sich mit dem Themenkomplex in verschiedenen Institutionen und Gedenkstätten oder auf Basis ehrenamtlichen Engagements beschäftigen, folgten der Einladung.
Das gemeinsame Vernetzungstreffen wurde auf der Festung Königstein ausgerichtet. Am Fuß der Festung und in einem nahe gelegenen Waldstück befanden sich die KZ-Außenlager Orion I und Orion II. Eine von Sven Gerstner-Nitschke (AKuBiZ e. V.), Dr. Michael Strobel (Landesamt für Archäologie Sachsen) und Dr. Maria Pretzschner (Festung Königstein gGmbH) angeleitete Exkursion führte zu den historischen Orten und den zum Teil noch auffindbaren baulichen Spuren der Lager. Von diesen Lagern aus mussten die Häftlinge einen mehr als vier Kilometer langen Fußweg bis zu den Stollenbaustellen an den Sandsteinbrüchen täglich zurücklegen. Im geographischen Raum zwischen Pirna und Bad Schandau gab es während des Zweiten Weltkriegs einen massiven Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Der Bau von Industrieanlagen und Stollen forderte hunderte Todesopfer. In der lokalen und überregionalen Erinnerung ist dies kaum bekannt.
Am Tagungsort auf der Festung Königstein gab es zuvor mehrere Impulse und Kommentare: Sven Gerstner-Nitschke stellte das vom AKuBiZ e. V. getragene Projekt gedenkplaetze.info und die Möglichkeiten der Beteiligung an diesem Projekt vor. Die Informationen auf gedenkplaetze.info werden auf breiter Nutzungsbasis verwendet, etliche Akteurinnen und Akteure beteiligen sich am Zusammentragen und Erstellen des Contents zu verschiedenen Orten unterschiedlicher Verfolgungskontexte im Nationalsozialismus. Das Projekt wurde in diesem Jahr von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten mit 27.370 Euro gefördert und vonseiten der Gedenkstätten Pirna-Sonnenstein und Großschweidnitz fachlich unterstützt.
Anschließend erläuterte Michael Strobel, wie das Landesamt für Archäologie Sachsen Informationen aus solchen Projekten wie gedenkplaetze.info für die Erfassung und Kartierung von NS-Zwangslagern nutzen kann.
Anke Binnewerg und Carola Ilian stellten die Durchführung ihres Projektes „Das Kriegsende im Tharandter Wald. Ein Mitmach-Raum-Tagebuch“ retrospektiv vor. Sehr anschaulich und nachvollziehbar schilderten sie das Erreichen der Projektziele sowie die Herausforderungen und Unabsehbarkeiten, die partizipative Formen von Wissenserschließung mit sich bringen können. In diesem Jahr haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie eine gemeinsame Erfassung von Orten der NS-Zwangsarbeit in Sachsen aussehen kann. Auch dieses Projekt wurde 2022 und 2023 von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten mit insgesamt 29.400 Euro gefördert.
Zwischen den Beiträgen und in den Pausen gab es für alle Teilnehmenden Gelegenheiten, sich zu vernetzen und darüber auszutauschen, wie man das Wissen zu Orten der NS-Zwangsarbeit weiter zusammenführen kann und wie ehrenamtlich Engagierte und Institutionen noch zielgerichteter ihre Tätigkeiten verknüpfen können.
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten dankt allen Teilnehmenden sowie allen Mitorganisierenden für das Gelingen dieses gelungenen Vernetzungstreffens. Ebenfalls danken wir der Festung Königstein gGmbH für die großzügige Gastgeberschaft.
Kontakt
Sven Riesel (Stellvertretender Geschäftsführer | Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
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