Tagungsrückblick „Erinnerungskultur digital – Impulse, Herausforderungen, Strategien“
10.10.22
Vom 6. bis 8. Oktober 2022 fand die Tagung „Erinnerungskultur digital – Impulse, Herausforderungen, Strategien“ in Dresden statt. Rund 120 Teilnehmende aus 67 Vereinen, Initiativen und Einrichtungen fanden in diesem Rahmen zusammen. Die Sächsische Bibliotheksgesellschaft (SäBiG) richtete die Tagung mit Eröffungsdiskussion und anschließenden Workshop-Formaten gemeinsam mit der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und sieben weiteren Partnereinrichtungen aus.
Die Eröffnungsdiskussion „Digital – Macht – Geschichte“ am 6. Oktober in der Frauenkirche wurde mit einem digitalen Impuls von der Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien, Claudia Roth, eingeleitet. Stiftungsgeschäftsführer Dr. Markus Pieper sprach mit den Podiengästen über die Unterschiede der Erinnerungskulturen in Deutschland, Polen und Tschechien sowie über gemeinsame Perspektiven und Möglichkeiten, die europäischen Erinnerungsorte digital stärker sichtbar zu machen.
Am folgenden Freitag und Sonnabend ging es in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) mit einem umfangreichen Workshopprogramm in diverse inhaltliche Ebenen zum Kontext Digitalisierung und Erinnerungskultur. Die Austauschformate widmeten sich unter anderem dem Gamingbereich als Raum digitaler Erinnerungskultur, Potentiale von Social-Media-Plattformen in der Geschichtsvermittlung sowie Methoden und Techniken zur Digitalisierung historischer Zeitzeugnisse. Tagungsbesucherinnen und -besucher konnten auf dem Projektemarkt praktische digitale Vorhaben der digitalen Erinnerungskultur kennenlernen – und ausprobieren.
Der stellvertretende Stiftungsgeschäftsführer Sven Riesel führte gemeinsam mit Dr. Frank Britsche (TU Dresden), Prof. Dr. Oliver Plessow (Universität Rostock) und Anna Schüller (Lehrerin, Chemnitz) den Workshop „Chancen digitalen Vermittelns und Lernens für Gedenkstätten und Schulen“ durch. Die Teilnehmenden behandelten die Leitfragen: Wie interagieren Gedenkstätten, Geschichtsdidaktik und Schule im digitalen Medienwandel der Erinnerungskultur? Welche Herausforderungen historisch-politischen Lernens können mit welchen digitalen Vermittlungsformen bewältigt werden? Wie profitieren Multiplikatorinnen und Multiplikatoren von den Digitalisierungsfortschritten? Welche Impulse gibt es für eine engere und nachhaltige Vernetzung?
Sven Riesel fasst eines der Workshopergebnisse zusammen: „Zeitgemäße erinnerungskulturelle Arbeit und Gedenkstättenpädagogik brauchen auf jeden Fall mehr Digitalität im Sinne der Informations- und Wissenvermittlung, historisch-politischen Bildung und der Stärkung demokratischer Werte. Aber sie brauchen auch die Präsenz vor Ort. Im Gegensatz zu anderen kulturellen Hinterlassenschaften und Einrichtungen lassen sich Gedenkstätten mit ihren zugrunde liegenden realen historischen Orten als Zeugnisse der Verfolgung und des Unrechts nicht ohne weiteres in den digitalen Raum übertragen. Der Workshop hat auch deutlich gemacht, dass jedes digitale Angebot einen Mehrwehrt in der beschriebenen Vermittlungsarbeit ausmachen kann, der ganz konkrete Besuch einer Gedenkstätte aber immer zentral im Mittelpunkt stehen soll.“
Alle Veranstaltenden stellten am Ende der Tagung fest, dass die Ziele der Vernetzungs- und Austauschveranstaltungen erfüllt wurden: Die Auswirkungen, Chancen und Möglichkeiten eines „digitalen Erinnern“ wurden im Rahmen der Tagung in ihrer Vielfalt und Tiefe ausgelotet, Akteure und Akteurinnen miteinander vernetzte, etliche künftige Projektideen vereinbart, aber auch bestehende strukturelle Schwächen herausgestellt. Letztere wurden vor allem in der Abschlussdiskussion erörtert, die sich im Spannungsfeld zwischen dauerfinanzierten Institutionen und zivilgesellschaftlichen Initiativen mit beschränkten Projektmitteln auswirken. Zugleich wurde festgestellt, dass an jedem Einzelthema der Workshops intensiv weitergearbeitet werden sollte, bestenfalls so, wie es die Tagung praktizierte: interdisziplinär und mit allen sowohl institutionell tätigen wie auch ehrenamtlich engagierten Akteurinnen und Akteuren im Bereich der digitalen Erinnerungskultur.
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Sven Riesel
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