Stiftung Sächsische Gedenkstätten gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus
27.01.23
Am heutigen 27. Januar 2023 wurde an zahlreichen Erinnerungsorten in Sachsen der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Die Gedenkstätten in Stiftungsträgerschaft beteiligten sich mit Gedenkveranstaltungen, Kranzniederlegungen und Projekten innerhalb bundesweiten Social-Media-Kampagne #LichterGegenDunkelheit.
„In ganz Sachsen gedenken wir heute der Opfer und der Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes. Millionen Menschen wurden ausgegrenzt, verfolgt, eingesperrt oder ermordet. Wir erinnern an jene Menschen, die sich mutig gegen die nationalsozialistische Diktatur stellten, die unter Lebensgefahr Widerstand leisteten und sich für jene Werte einsetzten, die auch für unsere heutige Gesellschaft maßgeblich sind: Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Diese Werte müssen immer wieder, Tag für Tag und überall gezeigt, gestärkt, gelebt werden. Die Opfer, derer wir heute gedenken, zeigen, was geschehen kann, wenn diese Werte abhandenkommen“, erinnerte die Vorsitzende des Stiftungsrates und sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch anlässlich des Gedenkens zum 27. Januar.
Stiftungsgeschäftsführer Dr. Markus Pieper weihte gemeinsam mit dem Team der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein sowie mit Angehörigen von Opfern der nationalsozialistischen Krankenmorde den neugestalteten Biografienraum ein. 22 Stelen erzählen dort von dem Schicksal der Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde. Dr. Pieper: „Die hier in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ausgestellten Lebenswege jener Menschen, die als vermeintlich Minderwertige im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden, zeigen exemplarisch, welche drastischen Folgen die Umsetzung der auf rassischen, völkischen und antisemitischen Denkmustern fußende nationalsozialistische Ideologie hatte. 90 Jahre nach der sogenannten Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 wurde die erste deutsche Demokratie zerstört. Die Freiheits- und Grundrechte aller den Nationalsozialisten missliebigen Menschen gingen verloren. In ganz Sachsen gedenken wir heute aller Opfer des Nationalsozialismus. Hier in Pirna insbesondere jenen, die in demokratischen Gesellschaften als besonders schutzbedürftig galten und gelten.“
Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein beteiligte sich auch an der bundesweiten Social-Media-Kampagne #LichterGegenDunkelheit. Dabei wurden die Namenstafeln im Gedenkbereich mit Kerzenlicht illuminiert. Auf den Glastafeln stehen über 11.500 Namen von Patienten und Patientinnen, die in der ehemaligen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet wurden.
Teil dieser digitalen erinnerungskulturellen Aktion war auch die Gedenkstätte Bautzen: Im ehemaligen Hafthaus des Gefängnisses Bautzen II wurde auf künstlerische Weise ein besonderes akustisch-visuelles Licht-Zeichen gesetzt. Zuvor legte das Team der Gedenkstätte Bautzen am Gedenkstein an der Neuschen Promenade in Bautzen einen Kranz nieder. Seit 1940 wurden in der dortigen Bautzener Waggon- und Maschinenfabrik AG Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge aus ganz Europa eingesetzt.
Die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain illuminierte das Gedenkstättengelände: Lichtkegel bestrahlten Dokumentenhaus, Baracke, Obelisk und Eingangstor für einen Abend weithin sichtbar. In der Kampagne #LichterGegenDunkelheit setzen in ganz Deutschland Gedenk- und Bildungsstätten, Museen, Dokumentationszentren und Erinnerungsinitiativen leuchtende Zeichen gegen das Dunkel.
Gemeinsam mit dem Stadtmuseum und der Stadtbibliothek Riesa führte die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain am Abend eine Lesung durch, in deren Mittelpunkt eindrückliche Schriftzeugnisse jüdischer Herkunft (Briefe, Gedichte, heimlich geschriebene Lagerberichte) standen. Darunter finden sich Zeugnisse einer aus Riesa verdrängten jüdischen Familie, aber auch die Dichtungen des Lyrikers und Opfers der Shoah Jizchak Katzenelson.
Das Team vom Erinnerungsort Torgau hielt am Nachmittag eine Gedenkstunde mit Kranzniederlegungen am Memorial vor dem Gefängnis „Fort Zinna“ für die Opfer der NS-Militärjustiz ab. Dazu fanden sich zahlreiche Gäste ein. Im Anschluss an die Veranstaltung bestand für Interessierte die Möglichkeit, die Wechselausstellung „Die nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘-Morde“ in den Räumlichkeiten des Erinnerungsortes Torgau zu besuchen.
Die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden führte gemeinsam mit der Landeshauptstadt Dresden im ehemaligen Richthof eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegungen durch. Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, Dirk Hilbert, die Prorektorin der Technischen Universität Dresden, Prof. Dr. Roswitha Böhm, die Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, Dr. Nora Goldenbogen, und der Vorsitzende des Münchner-Platz-Komitees, Wolfgang Howald, hielten Grußworte und Gedenkreden. Umrahmt wurde das Gedenken vom Chor des Gymnasiums Dresden-Klotzsche. Bereits am Vorabend wurde in der Gedenkstätte der Film „Die Schreiberin von Auschwitz“ aufgeführt. Darin erzählt die Krakauerin Zofia Posmysz davon, wie sie als 18-Jährige 1942 von der Gestapo verhaftet und wochenlang verhört wurde und in das KZ Auschwitz-Birkenau kam.
Auf Einladung der SFZ Förderzentrum gGmbH und des Demokratieprojektes „Unantastbar Mensch“ nahm der stellvertretende Stiftungsgeschäftsführer Sven Riesel an der Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“ in der Landeserziehungsanstalt Chemnitz-Altendorf teil. Auf dem heutigen Gelände des Rehabilitationszentrums für Blinde wurde im Beisein des Sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, dem Landesbeauftragten für Inklusion der Menschen mit Behinderungen Michael Welsch, der Schirmherrin der Stiftung „Schwarz-Rot-Bunt“ Karola Becker und dem Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze und weiteren geladenen Gästen der Opfer gedacht und an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnert. Musikalisch wurde das Programm durch den inklusiven Chor „Kaleidoskop“ des SFZ eindrucksvoll umrahmt. Die Veranstaltung endete mit der Niederlegung von Blumen am Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer der „Euthanasie“.
Sven Riesel
Stellvertretender Geschäftsführer | Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0351 4695545
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