Stiftung Sächsische Gedenkstätten erinnert an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953
17.06.22
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erinnerte heute in Torgau an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR. Elisabeth Kohlhaas vom Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau legte am Memorial am Fort Zinna in Torgau einen Gedenkkranz nieder und hielt ein stilles Gedenken an die Opfer der Niederschlagung des Aufstandes.
Am 17. Juni 1953 begehrten hunderttausende Menschen in der DDR mit Demonstrationen und Arbeitsniederlegungen gegen die Diktatur der SED-Staatsführung auf. In über 700 Orten in der ganzen DDR forderten sie wirtschaftliche Reformen, freie Wahlen und die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands. In vielen Orten wurden Betriebe bestreikt, öffentliche Gebäude gestürmt und Häftlinge aus den Gefängnissen befreit. Auch im DDR-Gefängnis Fort Zinna in Torgau war am 17. Juni 1953 die Häftlingsarbeit eingestellt. In der ungewissen Situation – in der Haftanstalt kursierten nur Gerüchte über die Proteste – herrschte eine beklemmende Stille, alle Häftlinge waren in den Zellen eingesperrt, die politischen Gefangenen wurden isoliert untergebracht.
Der Volksaufstand wurde mit Polizeigewalt und vor allem mit dem Einsatz sowjetischer Panzer und Soldaten blutig niedergeschlagen. Die Proteste um die Tage des 17. Juni 1953 herum forderten über 50 Todesopfer, mehr als 15.000 Menschen wurden verhaftet. Im Torgauer Fort Zinna wurden zahlreiche Menschen aufgrund ihrer Beteiligung an dem Volksaufstand eingesperrt.
Der 17. Juni 1953 ist ein zentrales Datum in der deutschen Demokratiegeschichte. Die Parteiführung der SED zeigte, dass sie ihren Machtanspruch in der damals noch jungen DDR nur mithilfe von Gewalt und mit Unterstützung sowjetischen Militärs halten konnte. Die brutale Niederschlagung des Aufstandes hallte über drei Jahrzehnte nach, bis 1989 mit der Friedlichen Revolution die Umsetzung der Forderungen der im Juni 1953 aufbegehrenden, mutigen Menschen gelang.
Weitere Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen fanden unter anderem in Bautzen auf der Gräberstätte „Karnickelberg“ und in Görlitz mit der Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt sowie ab 16 Uhr in Leipzig in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Alle Dienstgebäude des Freistaates Sachsen wurden zur Erinnerung an die Opfer des 17. Juni 1953 landesweit beflaggt.
Um 18 Uhr wird Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, im Stadtmuseum Dresden im Rahmen einer Veranstaltung anlässlich des Gedenkens an den 17. Juni 1953 einen Vortrag mit dem Titel „Sowjetische Militärtribunale in Dresden 1950–1952“ halten.
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