Schicksale verfolgter Dresdner Juden im Internet. Stiftung Sächsische Gedenkstätten veröffentlicht Namen von jüdischen NS-Opfern
18.07.13
Seit wenigen Tagen veröffentlicht die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erstmals die Namen von ca. 6 000 jüdischen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Dresden auf ihrer Website: https://www.stsg.de/cms/dresdner-juden
Die Datenbank „Juden in Dresden 1933-1945“ basiert auf dem „Buch der Erinnerung“, das vom Arbeitskreis Gedenkbuch der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. unter Leitung von Frau Lilli Ulbrich erarbeitet wurde. Darin sind aus nationalen und internationalen Archiven, von jüdischen Gemeinden, von Friedhofsverwaltungen sowie einer Vielzahl von privaten Quellen recherchierten Namen von Dresdner Juden erfasst, die deportiert oder ermordet wurden bzw. verschollen sind. Manchen Dresdner Juden ist vor dem Einsetzen der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie noch die Emigration gelungen. Dennoch ist der größte Teil von ihnen – meistens über das Judenlager Hellerberg und die so genannten Judenhäuser – in die Vernichtungslager deportiert worden. Nur wenige haben den Holocaust überlebt. Bei Kriegsende zählte die Jüdische Gemeinde noch 41 von einst rund 5 000 Mitgliedern. Das Projekt zur Schicksalsklärung der Dresdner Juden wurde durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten gefördert und wird auf Wunsch der Jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit künftig von der Stiftung betreut. Die Präsentation vergleichbarer Daten anderer sächsischer jüdischer Gemeinden wird ins Auge gefasst.
Die alphabetisch geordnete Datenbank enthält Angaben zu Name, Vorname, Geburtsname und zum Lebenszeitraum der Person. Per Mausklick am Ende einer Zeile gibt die Datenbank weitere Informationen wie Geburtsdatum, Todestag, Adresse, Vater, Mutter, Partner, Kinder sowie Hinweise zu dessen Schicksal preis. In manchen Biografien sind von einer Person mehrere Schreibweisen der Namen aufgeführt. Juden, die aus dem Osten nach Dresden kamen, erhielten oft einen deutsch klingenden Eintrag zu Namen und Geburts- bzw. Herkunftsorten. Unterschiedliche Quellen führten gelegentlich zu Mehrfacheinträgen.
Siegfried Reiprich, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, erklärte dazu: „Was geschah, geschah direkt hier, bei uns, in der Nachbarschaft, wenn auch in einer anderen Zeit. Dies werden wir nie vergessen.“ Somit haben jetzt Angehörige und Interessierte die Möglichkeit, nach ehemaligen Dresdner Juden zu recherchieren, zu denen der Stiftung Informationen vorliegen. Soweit vorhanden, werden auf Antrag weitere Auskünfte erteilt.