Neue Opferdatenbank der Gedenkstätte Großschweidnitz
26.04.17
Ende März 2017 konnte der Verein Gedenkstätte Großschweidnitz das vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz geförderte Projekt „Opferdatenbank“ abschließen.
Damit verfügt der Verein erstmalig über eine nahezu komplette Opferdatenbank. Darin sind die während des Zweiten Weltkriegs in der ehemaligen Landesanstalt Großschweidnitz verstorbenen bzw. im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde getöteten Patienten erfasst. Dazu wurden in den vergangenen zwei Jahren von insgesamt sieben verschiedenen Bearbeitern alle im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden aufbewahrten Patientenakten (über 5500) gesichtet, ausgewertet und in der Datenbank erfasst. In einigen Fällen fehlten jedoch Patientenakten. Durch die Auswertung weiterer Unterlagen konnten insgesamt über 5800 Namen ermittelt werden. Unter den Erfassten befinden sich auch rund 250 bei Kriegsende evakuierte Patienten, deren Schicksal teilweise noch ungeklärt ist.
Damit ist ein namentliches Gedenken an die Opfer möglich. Die Ergebnisse des Projektes sind ein wichtiger Baustein für die memoriale Gestaltung des ehemaligen Anstaltsfriedhofes und die Konzeption der zukünftigen Dauerausstellung der Gedenkstätte Großschweidnitz. Anfragen Angehöriger können nun zügig und fundiert beantwortet werden. Die Ergebnisse sollen in das Gedenkbuchprojekt der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein einfließen, die, ebenso wie das Sächsische Hauptstaatsarchiv, das Projekt wesentlich unterstützt hat.
Darüber hinaus haben die Forschungsarbeiten auch neues Wissen zu den NS-Krankenmorden in Großschweidnitz zu Tage gefördert. Großschweidnitz wurde für Patienten aus dem gesamten Deutschen Reich (u.a. Schlesien, Rheinland, Ostpreußen) und Zwangsarbeitern aus den besetzten Gebieten (u.a. Sowjetunion, Polen, Italien) zum Todesort. Wer bei seiner Aufnahme von den Ärzten und Schwestern als störend, unruhig oder pflegeaufwendig eingeschätzt wurde, verstarb meist innerhalb eines halben Jahres. Auffallend ist dabei die Häufung bestimmter Todesursachen, die auf gezielte Tötungen durch überdosierte und damit tödlich wirkende Beruhigungsmittel (Lungenentzündung) und/oder systematische Unterernährung und Mangelversorgung (Marasmus/Entkräftung) hindeuten. Von den Tötungen betroffen waren häufig ältere Menschen, die ab 1942 gezielt aus sächsischen und schlesischen Altersheimen nach Großschweidnitz verbracht wurden. Ab 1943, mit der der Einrichtung einer sogenannten Kinderfachabteilung, wurden auch gezielt Kinder und Jugendliche ermordet.
Kontakt:
Gedenkstätte Großschweidnitz e.V.
Tel. 03585 832667
vorstand@gedenkstaette-grossschweidnitz.org