Gut besuchte Präsentation zum NS-KZ Sachsenburg gibt neue Impulse für die Aufarbeitung
23.03.17
Etwa 40 Interessierte fanden am 22. März 2017 den Weg in das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden, um den Vortrag von PD Dr. Mike Schmeitzner (HAIT) und Dr. Bert Pampel (Stiftung Sächsische Gedenkstätten) über das frühe Konzentrationslager Sachsen zu hören.
Schwerpunkte der etwa 50-minütigen Präsentation, die sich als Projektbericht verstand, waren: Das System der frühen Konzentrationslager in Sachsen, Entwicklungslinien und Lage des Lagers Sachsenburgs als staatliches Konzentrationslager und Instrument mit der Zielsetzung, „das kommunistische Untermenschentum auszurotten“ (O-Ton SA-Standarte Limbach-Oberfrohna in einem Standortbefehl vom 10.03.1933), wie auch jegliche Opposition (z. B. von Sozialdemokraten, Gewerkschaftern, aus den Reihen der Kirche etc.) auszuschalten, das Lager Sachsenburg nach der Übernahme durch die SS im Juli 1934, die bisherigen Forschungen in der DDR und nach 1989, die Bemühungen um die Errichtung einer Gedenkstätte und die Planungen für einen Sammelband, der sich als wissenschaftliche Grundlage der Vermittlungsarbeit in der künftigen Gedenkstätte versteht.
PD Dr. Mike Schmeitzner präsentierte unter anderem einen Artikel auf der ersten Seite der NS-Zeitung „Der Freiheitskampf“ vom 18. Juli 1935, in dem so genannten „Rasseschändern“ offen mit einer Haft im KZ Sachsenburg gedroht wurde. Dr. Bert Pampel stellte exemplarisch zwei Biographien von Gefangenen des Lagers vor und verwies auf das Projekt der Erfassung der von der Gruppe um Dietmar Wendler und Dr. Hans Brenner ermittelten ca. 7 000 Namen von Sachsenburg-Gefangenen in einer Datenbank. Die Referenten äußerten die Hoffnung, dass der Band vor allem im Hinblick auf eine weitere Differenzierung der Häftlingsgesellschaft sowie in Bezug auf die SA- und SS-Täter Neues bieten wird.
Nachfragen und Hinweise der Zuhörer bezogen sich unter anderem auf die Rechtsgrundlagen der Verschleppungen und Verhaftungen im Frühjahr 1933, auf die Probleme der Gefangenen nach der Entlassung aus dem KZ, auf die Facetten der Außenwahrnehmung des Lagers, auf Berichte von Wehrmachtsoldaten in westalliierter Kriegsgefangenschaft über das KZ Sachsenburg, auf die DDR-Gedenkstätte Sachsenburg sowie auf aktuelle Probleme bei der Entwicklung der Gedenkstätte.
Die meisten Teilnehmer der Veranstaltung, zu denen auch einige Beiträger für die geplante Publikation gehörten, zeigten sich im Anschluss zufrieden, interessiert und angeregt von Vortrag und Diskussion.