Gedenkveranstaltungen anlässlich des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR
17.06.24
Heute jährt sich der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR zum 71. Mal. Sachsenweit wird an etlichen Orten mit Gedenkveranstaltungen, Kranzniederlegungen und Vermittlungsangeboten an die für unsere gesamtdeutsche Geschichte wichtigen Ereignisse erinnert.
- Die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Barbara Klepsch eröffnet heute die 2. Jugendfreiheitskonferenz in der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden. Schülerinnen und Schüler aus Sachsen, Bayern, Polen und Tschechien kommen zusammen, um über Widerstand unter den Bedingungen einer Diktatur, über Mut, Gewissen und den Wert von Freiheit heute zu diskutieren. Die Veranstaltung wird von der Sächsischen Staatskanzlei in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus sowie der Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Gedenkstätte Bautzner Straße ausgerichtet. Von 11 Uhr bis 16 Uhr gibt es für Schülerinnen und Schüler Workshops, Führungen im Haus mit Audioguides, Präsentationen, Gespräche mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen sowie Historikern und Historikerinnen. Ab 12:30 Uhr findet ein Austausch mit Ministerpräsident Michael Kretschmer und Dr. Nancy Aris, die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, statt.
- Die Gedenkstätte Bautzen und der Bautzen-Komitee e. V. laden um 16 Uhr auf der Gräberstätte am Karnickelberg in Bautzen zu einer Gedenkstunde ein. Nach der Begrüßung der Anwesenden und einer Ansprache zur Bedeutung des Tages findet das Totengedenken statt. Anschließend findet eine Schweigeminute am Hochkreuz und ein Kranzniederlegung an der Gedenkmauer statt.
- Kultusminister Christian Piwarz besucht heute mit rund 20 Schülern einer 11. Klasse der Rahn-Schule das Archiv Bürgerbewegung Leipzig. In einer Gesprächsrunde mit dem Minister, der Fachoberschulklasse und der Zeitzeugin Kim Pickenhain geht es um die Jugendkultur der DDR, speziell um die von der Staatssicherheit ins Visier genommene Punk-Szene.
- Der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis lädt gemeinsam mit der Stadt Chemnitz und der Vereinigung der Opfer des Stalinismus/Gemeinschaft von Verfolgten und Gegnern des Kommunismus (VOS) zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung an der Stele für die Opfer des kommunistischen Regimes in der Hohen Straße (gegenüber des Landgerichts) ein. Oberbürgermeister Sven Schulze, Schülerinnen und Schüler des Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasiums Chemnitz sowie die Vizepräsidentin des Bundesarchivs Alexandra Titze werden ab 11 Uhr Reden halten. Am Nachmittag findet im Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis ein Gesprächsforum des Johann-Amos-Comenius-Clubs Sachsen der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtags mit geladenen Gästen statt (nichtöffentlich).
- In der Straße des 17. Juni erinnert um 15:30 Uhr der Bürgerkomitee Leipzig e. V., Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker, gemeinsam mit der Stadt Leipzig mit einer Gedenkveranstaltung an den Aufstand vom 17. Juni 1953.
Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 ist eines der zentralen Ereignisse der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte. Barbara Klepsch, Staatsministerin für Kultur und Tourismus und Vorsitzende des Stiftungsrates, betont: „Der 17. Juni und der Herbst 1989 erinnern uns daran, dass es Freiheit und Demokratie nicht zum Nulltarif gibt. Sie sind keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis eines langen, auch schmerz- und leidvollen Weges – nicht nur für uns, sondern auch für unsere europäischen Nachbarn. Und wir können sie wieder verlieren, wenn wir nicht darauf aufpassen. Wir sind es den Opfern der beiden deutschen Diktaturen schuldig, an sie zu erinnern und die Verbrechen dieser Zeit weiter aufzuarbeiten. Das ist der gesetzliche Auftrag der Sächsischen Gedenkstätten.“
Am 17. Juni 1953 protestierten in der DDR über eine Million Menschen in mehr als 700 Städten und Gemeinden gegen die SED-Diktatur. Sachsen war eines der Zentren des Volksaufstandes. Aus einem Streik der Arbeiterinnen und Arbeiter wurde ein Freiheitskampf der DDR-Bevölkerung. Im Zuge des Aufstandes wurden Kreisleitungen und Bezirksleitungen der SED gestürmt und besetzt, aus vielen Gefängnissen politische Gefangene befreit. Die Menschen forderten bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, Freiheit, Demokratie und die Einheit Deutschlands. Das sowjetische Militär und die Volkspolizei der DDR schlugen die Proteste mit voller Härte nieder. Es gab etwa 50 Tote. Die SED bezeichnete den Aufstand als „faschistischen Putschversuch“ und verhaftete rund 15.000 Menschen als so genannte „Rädelsführer“ und „Provokateure“. Viele der mutig Aufbegehrenden wurden zu Gefängnisstrafen, einige gar zum Tode verurteilt.
Infolge des Aufstandes baute die SED-Diktatur ihre Machtsicherung massiv aus: Die DDR-Staatssicherheit wurde umstrukturiert und personell gestärkt. Mittels zahlreicher politischer Säuberungen wurden vermeintlich oder tatsächlich abtrünnige Parteimitglieder verhaftet. Die Sicherheitsorgane – insbesondere die Staatssicherheit mit dem Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ als militärischen Arm – wurden zur Aufstandsbekämpfung ausgebildet. Die Angst der Machthabenden vor einem weiteren „Tag X“ bestand bis zur Friedlichen Revolution 1989.
Der Westen zeigte Solidarität mit den in der DDR protestierenden Menschen. Bundesdeutsche Medien berichteten umfassend über die Geschehnisse. Von 1954 bis zur Deutschen Wiedervereinigung 1990 war der 17. Juni als „Tag der deutschen Einheit“ der Nationalfeiertag der Bundesrepublik Deutschland.
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Sven Riesel
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