Einweihung und Eröffnung des Lern- und Gedenkortes Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz
23.10.23
Im historischen Gebäude des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses in Chemnitz ist nach sechs Jahren intensiver Aufbauarbeit und einer fast zweijährigen Umbauzeit ein moderner Erinnerungsort entstanden. Am 20. Oktober 2023 wurde der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz feierlich eingeweiht und eröffnet.
Die offizielle Eröffnung des Lern- und Gedenkorts fand im Beisein von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen statt. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Staatsministerin und Stiftungsratsvorsitzende Barbara Klepsch, der Chemnitzer Bürgermeister Ralph Burghart und weitere Persönlichkeiten, darunter Zeitzeugin Elke Schlegel und Sandra Polom, Enkelin einer Inhaftierten der NS-Zeit, durchschnitten das symbolische Band.
Die Stiftungsratsvorsitzende und Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch betonte bei der Eröffnung die Bedeutung des Erinnerungsortes: „Die Gedenkstätte ist ein zentraler Ort für die Aufarbeitung der deutschen Geschichte.“ Sie hob hervor, wie wichtig es sei, die Erinnerung an die beiden deutschen Diktaturen wachzuhalten und jungen Menschen den Wert einer rechtsstaatlichen, demokratischen Gesellschaft vor Augen zu führen.
Eine umfangreiche Dauerausstellung widmet sich der doppelten Diktaturgeschichte des einstigen politischen Haftorts. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung des Kaßberg-Gefängnisses als zentraler Ort des Häftlingsfreikaufs für politische Gefangene der DDR. In der Ausstellung finden sich Biografien früherer politischer Gefangener, deren Schicksale mit exklusiv angefertigten Videointerviews, Texten, Fotos, Dokumenten und Exponaten erzählt werden. Drei Schauzellen, ausgestattet mit originalen oder nach historischen Vorbildern gefertigten Gegenständen, zeigen die Zelleneinrichtung aus NS-Zeit, MfS-Untersuchungshaft und Freikaufhaft.
Neben der Erinnerung an politische Haftschicksale wird auch an Opfergruppen des Nationalsozialismus gedacht, unter ihnen viele jüdische Inhaftierte, deren Leidensweg oft im Kaßberg-Gefängnis begann. Der Außenrundgang des Lern- und Gedenkorts nutzt moderne Technologien wie eine App und Augmented Reality, um vergangene Strukturen und Geschichten zu vergegenwärtigen.
Die Eröffnung war Teil eines Wochenendes mit freiem Eintritt, Führungen, Podiumsdiskussionen und einem Konzert. An dem Podiumsgespräch „C the Unseen“ nahm Stiftungsgeschäftsführer Dr. Markus Pieper teil. Das Gespräch beleuchtete die Bedeutung des Kaßberg-Gefängnisses in der Erinnerungskultur. Die Diskussion fokussierte sich darauf, wie dieser Erinnerungsort nun sichtbar gemacht und in das kulturelle und historische Bewusstsein integriert wird. Die Teilnehmenden erörterten den Stellenwert des Kaßbergs in der lokalen, regionalen und nationalen Erinnerungslandschaft und dessen Bedeutung für das Verständnis europäischer Geschichte.
Das Engagement des Trägervereins der Gedenkstätte machte dieses Projekt möglich. Insgesamt wurden für den Umbau und die Einrichtung der Dauerausstellung rund 4,6 Millionen Euro bereitgestellt. Der neue Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis bildet nun einen wichtigen Teil der Gedenkstättenlandschaft in Sachsen und Deutschland und bietet einen authentischen Ort für die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte.
Kontakt
Sven Riesel
Stellvertretender Geschäftsführer | Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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