70. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953
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1. Juli 2023 Gedenkveranstaltung mit Zeitzeugengespräch in Plauen Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten konnte im Rahmen des Programms „Sehnsucht Freiheit 17. Juni 1953“ aus Mitteln der Sächsischen Staatskanzlei auch eine mit mehreren Programmpunkten versehene Gedenkveranstaltung im westsächsischen Plauen fördern. Zu dieser hatte die Stadtverwaltung in die Galerie des Malzhauses eingeladen – mit großer Publikumsresonanz. In der Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den 70. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR, insbesondere in der Region Plauen, wurde ein Film mit Originalaufnahmen vom 17. Juni 1953 vorgeführt. Der Plauener Oberbürgermeister Steffen Zenner eröffnete die Gedenkstunde mit einem Grußwort. Danach beschrieb der Historiker Gerd Naumann in einem Vortrag die Hintergründe, die zu dem Volksaufstand in der DDR führten. Clemens Uhlig, ebenfalls Historiker und stellvertretender Leiter des Plauener Stadtarchivs, berichtete von den Ergebnissen seiner Recherchen zum 17. Juni 1953 in der Plauener Region. Während der beiden Vorträge lasen zwei Jugendliche und zwei Erwachsene aus dem Publikum heraus Auszüge aus zeitgenössischen Aufsätzen von Schülern und Schülerinnen sowie aus Berichten Plauener Betriebe vor. Im Anschluss gab es eine von Gerd Naumann moderierte Gesprächsrunde mit dem Plauener Oberbürgermeister Steffen Zenner, der Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla – und Hof und Plauen sind in einer Städtepartnerschaft verbunden – und dem Landrat des Vogtlandkreises Thomas Hennig. Bereits zum Jahresanfang bemühte sich das Stadtarchiv Plauen mit einem öffentlichen Aufruf um Zeitzeugen der Ereignisse. Der Zeitzeuge Paul Grunwald beschloss die Gedenkveranstaltung eindrucksvoll. Er lebte 1953 als Waise bei Pflegeltern in der DDR: „Ich wurde angeschossen und lag drei Wochen im Krankenhaus“. Paul Grunwald war damals 13 Jahre alt. |
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30. Juni 2023 „Erna Dorn“ wird in Halle zum Tode verurteilt In den Abendstunden des 22. Juni 1953 verhandelte das Bezirksgericht Halle gegen eine Frau, die sich Erna Dorn nannte. Die Frau, von der weder damals noch heute belastbare Informationen über ihr Leben vor 1945 vorliegen, hatte sich selbst der Tätigkeit im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück bezichtigt. Sie war deswegen ohne weitere Belege oder Zeugen im Mai 1953 zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Am Nachmittag des 17. Juni 1953 wurde die Frau in Halle aus der Haftanstalt in der Kleinen Steinstraße befreit, am Folgetag aber bereits wieder inhaftiert. Noch vor dem ersten Verhör berichtete die regionale SED-Zeitung von der „KZ-Kommandeuse“, die befreit wurde, um die Führung des „faschistischen Putsches“ zu übernehmen. Der Verhafteten wurde die Biografie der Ravensbrücker Hundeführerin Gertrud Rabestein übergestülpt, die eine lebenslange Haftstrafe im DDR-Zuchthaus Hoheneck in Stollberg verbüßte. Ohne dass es Zeugen hinzuzog, verurteilte das Bezirksgericht Halle innerhalb von drei Stunden entlang der durch die SED-Propaganda erfundenen Geschichte „Erna Dorn“ zum Tode. Am 1. Oktober 1953 starb die bis heute Unbekannte in der zentralen Hinrichtungsstätte der DDR am Münchner Platz in Dresden durch das Fallbeil. Das Landgericht Halle hob das Todesurteil 1994 als rechtswidrig auf. |
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29. Juni 2023 Der Kipperfahrer Gustav Grumptmann wird zu 25 Jahren „Besserungsarbeitslager“ verurteilt Am 29. Juni 1953 verurteilt das sowjetische Militärtribunal der Garnison Chemnitz Gustav Grumptmann aus Trünzig bei Zwickau als Anführer von Protesten am 17. Juni 1953 zu 25 Jahren „Besserungsarbeitslager“. Der 1927 geborene Kaufmann ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er arbeitet als Kipperfahrer im Bergbauunternehmen „Wismut“, das unter anderem Uran für die sowjetische Atomindustrie fördert und sich in sowjetischem Besitz befindet. Gustav Grumptmann und dem Mitverurteilten Kraftfahrer Heinz Gebhardt wird vorgeworfen, im Bergbaugebiet um Ronneburg einen Autokorso von circa 60 Fahrzeugen mit etwa 800 Wismut-Kumpeln zur Unterstützung der in Gera streikenden Arbeiter organisiert und angeführt zu haben. Ihr Einsatz in Gera ist auch durch deutsche Quellen belegt. Die Wismut-Arbeiter versuchen zusammen mit anderen Aufständischen, das Geraer Gefängnis zu stürmen. Die örtlichen deutschen Polizeikräfte und sowjetischen Einheiten können sie zunächst nicht bezwingen und fordern Verstärkung an. Bei der Erstürmung eines Polizeireviers im nahen Weida wird ein aufständischer Wismut-Arbeiter tödlich verwundet. Ein halbes Jahr nach der Verurteilung wird Gustav Grumptmann zur Zwangsarbeit in das sowjetische Sonderlager Oserlag im sibirischen Taischet verschleppt. Zwei Jahre später entlässt man ihn als „Kriegsverbrecher“ in die DDR. Seine politische Verfolgung wird auf der neuen Projekt-Webseite www.verurteiltundvergessen.de der Dokumentationsstelle Dresden dargestellt. |
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28. Juni 2023 „Cancrin – Eine Geschichte des 17. Juni 1953“ Der Volksaufstand in der DDR vor 70 Jahren war kein ausschließlich auf die größeren Städte und Machtzentren bezogenes Ereignis. In vielen Kreis- und kleineren Städten sowie in zahlreichen Gemeinden protestierten die Menschen gegen die SED-Diktatur und äußerten ihre politischen Forderungen: Sturz der Regierung, freie Wahlen, Freilassung der aus politischen Gründen Inhaftierten, Senkung der staatlich festgelegten Lebensmittelpreise. Auch Arbeiter der Brikettfabrik in Espenhain beteiligten sich am Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Einer von ihnen war der Geithainer Einwohner Eberhard von Cancrin. Er wurde am 17. Juni 1953 an seiner Arbeitsstelle, dem Braunkohlewerk in Espenhain, festgenommen. Zusammen mit sieben anderen sogenannten „Rädelsführern“ wurde er von sowjetischen Wachmannschaften abgeführt. Während die anderen bis Anfang Juli wieder aus dem Gewahrsam entlassen wurden, blieb Eberhard von Cancrin verschollen. Der Vater zweier Töchter wurde „als Provokateur (Werk Espenhain) erschossen“, wie es in einem späteren Bericht der DDR-Staatssicherheit heißt. Ein von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten im Rahmen des Programms „Sehnsucht Freiheit 17. Juni 1953“ aus Mitteln der Sächsischen Staatskanzlei mitgeförderter Film erzählt nun die Geschichte Eberhard von Cancrins und die seiner Familie. Der schwedische Filmemacher Alberto Herskovits hatte zusammen mit Hartmut Rüffert, der selbst in der Bürgerrechtsbewegung in der DDR aktiv war, den Film „Cancrin – Eine Geschichte des 17. Juni 1953“ produziert. In dem Film erinnern sich die Witwe Ruth von Cancrin und die beiden Töchter Gabriele Martin und Christine von Cancrin an die Geschehnisse von vor 70 Jahren und deren Folgen für die ganze Familie. Der Film wurde im Rahmen einer Gedenkveranstaltung im Heimatmuseum Geithain uraufgeführt. Doch nicht nur der Film nahm noch einmal die Spur des 17. Juni 1953 auf: Ebenfalls mit Förderung durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erinnerte der Geithainer Heimatverein gemeinsam mit der Stadt an den Volksaufstand von vor 70 Jahren. Dabei wurde ein Gedenkstein an Eberhard von Cancrin in der Bahnhofstraße – gegenüber seines damaligen Wohnhauses – enthüllt. Zu Gast waren dabei Cancrins Töchter Christine und Gabriele. |
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26. Juni 2023 Die Folgen des 17. Juni 1953 in Torgau In der Stadt Torgau selbst blieb es am 17. Juni 1953 ruhig. Proteste fanden nicht statt. Doch im Gefängnis Fort Zinna waren die Folgen der Ereignisse bald zu bemerken, denn der Volksaufstand war der Anlass für die größte Festnahmewelle in der Geschichte der DDR. Über 13 000 Personen wurden verhaftet und rund 1 800 von ihnen verurteilt. Sowjetische Militärtribunale und DDR-Gerichte sprachen mehrere Todesurteile und viele langjährige Haftstrafen aus. Etliche der Verurteilten verbrachten ihre Haftzeit in Torgau. Zu ihnen gehört auch Stefan Weingärtner. Ein sowjetisches Militärtribunal hatte ihn zunächst zum Tode verurteilt. Er hatte sich in Görlitz an Streiks, Demonstrationen und der Erstürmung der Kreisdienststelle des Staatssicherheitsdienstes beteiligt. Das Tribunal sah in ihm einen der Rädelsführer der Proteste in Görlitz. Weingärtners Strafe wurde anschließend in 25 Jahre Arbeitslager umgewandelt. 1963 wurde er durch einen Gnadenerlass aus dem Torgauer Gefängnis Fort Zinna entlassen. Im Anschluss floh er in den Westen. Der Erinnerungsort Torgau dokumentiert das Schicksal von politischen Häftlingen der DDR wie Stefan Weingärtner. |
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25. Juni 2023 Vor dem früherem Schwurgerichtssaal am Münchner Platz Dresden werden Schicksale von Verurteilten des 17. Juni 1953 ausgestellt Zu den historischen Markierungen, die sich seit September 2021 als dezentrale Ausstellungselemente in und um den früheren Justizkomplex am Münchner Platz in Dresden befinden, gehören auch zwei Stationen, die wechselnde Biografien präsentieren. Anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 tauschte das Team der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden die Ausstellung im Gang vor dem früheren Schwurgerichtssaal aus: Texte, Fotos und Objekte berichten derzeit anhand ausgewählter Schicksale von Verurteilten dieses Gerichtssaals und vom Verlauf des Volksaufstands im Bezirk Dresden und der anschließenden Verfolgung der am Aufstand beteiligten Menschen. Exemplarisch wird auch ein Richter des Bezirksgerichts Dresden porträtiert. |
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24. Juni 2023 Horst Linowski erzählte von seinen Hafterlebnissen im Bautzener „Gelben Elend“ (Gefängnis Bautzen I) aufgrund seiner Teilnahme an den Protesten am 17. Juni 1953 Horst Linowski wird am 3. August 1953 in die Strafvollzugsanstalt Bautzen I eingeliefert. Wegen seiner Teilnahme an Protesten am 17. Juni 1953 in Magdeburg war der 20-jährige Kranführer von einem Sowjetischen Militärtribunal zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Horst Linowski erinnert sich: „Das Vollzugspersonal stellte uns eine besondere Art der Bekleidung zur Verfügung. Zusätzlich zu den üblichen grünen eingesetzten Längsstreifen kam auf den Rücken der Jacke mit gelber Farbe ein großes ‚X‘. Damit waren die Träger als Provokateure des sogenannten ‚Tag X‘ gekennzeichnet. Als ‚besonders gefährlich‘ wurden wir isoliert von den anderen Gefangenen untergebracht.“ Erst im November 1960 wird Horst Linowski nach Magdeburg entlassen. Die katastrophalen Haftbedingungen hinterlassen bei ihm schwere gesundheitliche Schäden. Vor allem belastet ihn das Schweigen über seine Erlebnisse. Wie jeder DDR-Häftling muss er bei seiner Entlassung unterschreiben, dass er über seine Haftzeit strengstes Stillschweigen bewahrt. Selbst seiner Frau erzählt er erst nach der Hochzeit von seiner Vergangenheit. Erst nach der Friedlichen Revolution 1989 bricht Horst Linowski sein Schweigen. Im Rahmen von Projekten mit Schülerinnen und Schülern und als ehrenamtliches Verbandsmitglied des Bundes der Stalinistisch Verfolgten trägt er bis zu seinem Tod im Oktober 2003 dazu bei, dass die Erinnerung an die Opfer des SED-Regimes nicht verblasst. |
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23. Juni 2023 Oskar Jurke aus Zodel verhaftet Die Aufstandsbewegung erreichte am 17. Juni 1953 auch die kleine Ortschaft Zodel im Kreis Görlitz. Hier entfachte besonders die Zwangskollektivierung den Zorn der Bauern. Der Friedhofsgärtner Oskar Jurke war führend bei der Absetzung des Zodeler Bürgermeisters und des örtlichen LPG-Vorsitzenden beteiligt. Als in den Abendstunden die Verhaftungen begannen, läutete er zur Warnung die Kirchenglocken. Nach Mitternacht wurde auch er verhaftet und nach Görlitz in Untersuchungshaft des MfS gebracht. Anfang Juli 1953 erhob der Staatsanwalt Anklage. Als Oskar Jurke am 6. Juli 1953 nach Dresden zum Prozess transportiert wurde, war es sehr heiß. Auf engstem Raum waren zehn Gefangene in einem Transporter zusammengepfercht. Im Auto lagerten zwei undichte Benzinkanister, die stark ausdünsteten. Die Transportzellen hatten nur schmale Lüftungsschlitze. Nach dreistündiger Fahrt wurden neun Gefangene in Dresden ausgeladen. Oskar Jurke musste im Fahrzeug bleiben. Nach einer weiteren Stunde wurde er tot aufgefunden. Die Obduktion wies tödliche Kohlenmonoxidwerte aus. Oskar Jurke war im Gefangenentransporter erstickt. In Zodel erinnert heute eine Tafel an die im Juni 1953 verhafteten Einwohner – unter ihnen: Oskar Jurke. |
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22. Juni 2023 Open-Air-Fotoausstellung „Volksaufstand vom 17. Juni 1953 gegen die SED in Leipzig“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig Das Bürgerkomitee Leipzig e. V. als Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ erinnerte auf vielfältige Weise an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Der Verein veranstaltete in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und des Bundes der Stalinistisch Verfolgten (BSV) mehrere Gedenkveranstaltungen im gesamten Stadtgebiet. Darüber hinaus wurden thematische Rundgänge, Zeitzeugengespräche und Filmvorführungen anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstandes angeboten. Eine Projektförderung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten im Rahmen des Programms „Sehnsucht Freiheit 17. Juni 1953“ aus Mitteln der Sächsischen Staatskanzlei hat die Open-Air-Fotoausstellung „Volksaufstand vom 17. Juni 1953 gegen die SED in Leipzig“ möglich gemacht. Die Ausstellung der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ wurde bei der zentralen Gedenkveranstaltung im Rahmen eines „Historischen Spaziergangs“ eröffnet und ist bis zum 11. Juli 2023 zu besichtigen. Erst am 11. Juli 1953 wurde der Ausnahmezustand für die Stadt Leipzig aufgehoben. An fünf Orten in der Leipziger Innenstadt werden jeweils drei historische Großfotos mit Erläuterungen der damaligen Ereignisse präsentiert. Im heutigen Salzgässchen, am Markt, in der Straße des 17. Juni, am Peterssteinweg und auf dem Simsonplatz geben diese Fotos einen Überblick über das damalige Geschehen. |
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21. Juni 2023 Der 17. Juni 1953 im Gefängnis Fort Zinna in Torgau Der Volksaufstand des 17. Juni 1953 hatte noch am selben Tag spürbare Auswirkungen auf die Gefängnisse der DDR – so auch auf das Torgauer Gefängnis Fort Zinna. Seit Gründung der DDR waren dort Menschen auch aus politischen Gründen eingesperrt. Mit Beginn der Proteste am 17. Juni standen diese politischen Häftlinge unter besonderen Sicherungsmaßnahmen. Das Wachpersonal zog sie von der Arbeit ab. Unter strengem Verschluss mussten sie in ihren Zellen ausharren. Die Freigänge auf dem Hof wurden eingestellt. Zudem erhielten die Gefangenen neue Kleidung: graue Hosen und Jacken mit eingenähten knallroten Streifen entlang der Ärmel und Hosenbeine. Damit waren sie bereits aus großer Entfernung als angeblich besonders gefährliche Häftlinge auszumachen. Erst einige Wochen nach dem Volksaufstand endeten diese Maßnahmen. Einer der politischen Häftlinge, die den 17. Juni im Fort Zinna miterlebten, war Friedhelm Thiedig. 1952 war er zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe verurteilt worden. Mit Kommilitonen hatte er in Halle an der Saale die politische Satirezeitschrift „Tarantel“ herausgebracht. Die DDR wertete diese als „Hetzschrift“. 1955 wurde Thiedig aus dem Fort Zinna entlassen. Noch im selben Jahr flüchtet er in die Bundesrepublik. Der Erinnerungsort Torgau dokumentiert das Schicksal von politischen Häftlingen der DDR wie Friedhelm Thiedig. |
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20. Juni 2023 „Furcht vor dem Tag X“ Anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstandes in der DDR hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Print- und Onlineausgabe einen Gastbeitrag von Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, veröffentlicht. Der Artikel beschreibt die Geschehnisse um den 17. Juni 1953 aus sowjetischer Sicht. Die Sowjetunion wurde vom Volksaufstand in der DDR überrascht und sah das Wirken westlicher Geheimdienste am Werk. Der Moskauer Sicherheitsapparat überschätzte aber diese externen Einflüsse. Dass Arbeiter und Arbeiterinnen sich gegen einen selbsternannten „Arbeiter- und Bauernstaat“ erhoben, konnte oder wollte man sich nicht erklären. |
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19. Juni 2023 „Freiheit wagen! 53 | 23“ mit Gedenkstätte Bautzner Dresden / Erkenntnis durch Erinnerung e. V. In der vergangenen Woche und insbesondere am Sonnabend wurde an vielen Orten im Freistaat Sachsen an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 erinnert. Aus Mitteln der Sächsischen Staatskanzlei konnte die Stiftung Sächsische Gedenkstätten unter dem Schwerpunktthema „Sehnsucht nach Freiheit“ zahlreiche Veranstaltungen und Projekte fördern, die sachsenweit auf unterschiedliche Weise an den 70. Jahrestag des Volksaufstandes erinnerten. Für die Förderung standen 50.000 Euro zur Verfügung. Eines der von der Stiftung mitgeförderten Projekte waren die Aktivitäten der Gedenkstätte Bautzner Dresden / Erkenntnis durch Erinnerung e. V. unter dem Motto „Freiheit wagen! 53 | 23“. Die Gedenkstätte schaffte gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern ein Veranstaltungsprogramm, das an die Ereignisse des 17. Juni 1953 erinnerte und gleichzeitig Anknüpfungspunkte für die aktuelle Gesellschaft bot. So trafen sich unter anderem am Freitag am historischen Ort, der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung in Dresden, Schülerinnen und Schüler aus Sachsen, Bayern, Polen und Tschechien, um sich im Rahmen der Jugendfreiheitskonferenz „Sehnsucht nach Freiheit“ aktiv mit den Werten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit auseinanderzusetzen. Mehr Informationen gibt es auf der Themenseite der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: www.denk-mal-dresden.net/dmd/17.-Juni-1953. |
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18. Juni 2023 Klaus Peter Bucher erlebt den Volksaufstand als Angeklagter im Dresdner Bezirksgericht Klaus Peter Bucher war Angehöriger der Kasernierten Volkspolizei und hatte gedroht, in den Westen zu gehen, wenn sich die Unterbringungs- und Verpflegungsbedingungen nicht verbessern. Deshalb saß er seit März 1953 in der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Dresden ein. Die Verhandlung des gebürtigen Dresdners war für den 17. Juni 1953 vor dem Bezirksgericht Dresden am Münchner Platz anberaumt. Ohne zu wissen, was sich außerhalb seiner Gefängniszelle abspielte, registrierte Klaus Peter Bucher eine nervöse Unruhe. Bereits in der Nacht zuvor glaubte er, Panzerkettengeräusche gehört zu haben. Die Wachmannschaften hatten Bedenken, ihn durch die Stadt zu transportieren. Klaus Peter Bucher hat sich besonders ein Satz aus dem Plädoyer von Staatsanwalt Gehring eingebrannt: „Gerade heute, wo die Faschisten wieder versuchen, das Heft in die Hand zu kriegen, da müssen wir besonders wachsam sein!“ Die aktuelle politische Situation, die als „faschistischer Putschversuch“ umgedeutet wurde, wirkte sich für ihn strafverschärfend aus. Wie vom Staatsanwalt beantragt, erhielt er sechs Jahre Zuchthaus. Im September 1956 kam er frei und nutzte die erste Gelegenheit, in den Westen zu fliehen. |
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17. Juni 2023 Gedenken in Bautzen an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 In Bautzen fand heute eine Gedenkveranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953 statt. Mit einem Festakt erinnerte der Opferverein Bautzen-Komitee gemeinsam mit der Gedenkstätte Bautzen und der Stadt Bautzen an die sich in der DDR nach Demokratie sehnenden Menschen – und daran, wie dieses Freiheitsstreben mit Gewalt und sowjetischem Militär niedergeschlagen wurde. Das für diesen 70. Jahrestag komponierte Streicherquartett „Memento“ (Richard Siedhoff) wurde in der Kapelle der Gräberstätte „Karnickelberg“ uraufgeführt. Ein aus ehemaligen Kruzianern bestehender Chor begleitete die vom Bautzner Dompfarrer Christian Tiede gehaltene Andacht musikalisch. Im Gedenken an die Opfer des Volksaufstandes wurden Kränze und Blumen niedergelegt. Die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Barbara Klepsch, hielt ein Grußwort: „Der 17. Juni ist ein Erinnerungstag von gesamteuropäischer Bedeutung. Wir werden schmerzvoll daran erinnert, dass so viele Menschen ihren Mut mit großen Opfern bezahlten, einige mit ihrem Leben. Es ist unsere Aufgabe, an diese Menschen zu erinnern – an ihren Mut zur Hoffnung auf einen freiheitlichen, einen demokratischen Staat, an ihren Mut zum Widerstand gegen Unterdrückung und eine menschenfeindliche Ideologie. Der 17. Juni erinnert uns auch daran, dass es Freiheit und Demokratie nicht zum Nulltarif gibt. Unsere demokratische Kultur muss gelebt werden und verteidigt werden.“ Alexander Latotzky, Vorsitzender des Bautzen-Komitees, sowie der Bautzener Oberbürgermeister Karsten Vogt und Dr. Markus Pieper, Geschäftsführer der Gedenkstättenstiftung, erinnerten in ihren Reden an die Geschehnisse vor 70 Jahren und beschrieben deren Bedeutung für unsere heutige Erinnerungskultur und demokratische Gesellschaft. |
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17. Juni 2023 Erinnerungsort Torgau erinnerte an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR Bereits am Donnerstag erinnerte das Team vom Erinnerungsort Torgau gemeinsam mit der Stadt Torgau und der Landesgruppe Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) mit einer Kranzniederlegung an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953. Am Gedenkort vor dem Fort Zinna gedachten sie der Menschen, die wegen ihres Protestes für Demokratie und Freiheit umkamen, hingerichtet oder zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Die Leiterin des Erinnerungsortes Torgau, Elisabeth Kohlhaas, stellte klar: „Der Mut und die Tapferkeit der Frauen und Männer, die am 17. Juni für die Demokratie auf die Straße gingen, verdienen Bewunderung. Die Demokratie als einem politischen System und einer gesellschaftlichen Ordnung, die der diktatorischen Herrschaft einer Partei über das gesamte Leben der Bürgerinnen und Bürger vollständig entgegengesetzt ist. Das wussten die Menschen, darum ging es im Kern am 17. Juni.“ Andreas Gerner, in Vertretung des Oberbürgermeisters der Stadt Torgau, erinnerte daran, dass Freiheitsbewegungen auch heute noch ein aktuelles Thema sind. So protestierten 2013 und 2014 in der Ukraine im Zuge des Euro-Majdan hunderttausende Menschen gegen die Regierung. Die Proteste erzwangen einen Regierungswechsel und veranlassten Russland, die Krim völkerrechtswidrig zu annektieren. Der stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), Heinz Galle, bat im Anschluss um eine Schweigeminute für die Opfer des Volksaufstands vom 17. Juni 1953. Im Torgauer Gefängnis Fort Zinna waren noch lange Jahre nach dem Volksaufstand Menschen eingesperrt, die wegen ihrer Beteiligung an den Protesten verurteilt wurden. |
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16. Juni 2023 Der 17. Juni 1953 und seine Folgen. Führung durch die ständige Ausstellung der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden Am 17. Juni 1953 kam es an vielen Orten der DDR zur Streiks, Protesten und Demonstrationen. Die Menschen hatten es satt, sich von der SED-Führung bevormunden lassen. Neben Niesky und Görlitz war Dresden einer der Brennpunkte im Bezirk. Doch auch hier wurde der Aufstand niedergeschlagen. In einer Führung durch die Ausstellung „Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet“ werden anhand konkreter Beispiele die Ereignisse der Tage um den 17. Juni 1953 beleuchtet. Zudem geht es um die Folgen für die Beteiligten am Volksaufstand. Wie verliefen die polizeilichen Ermittlungen? Welche Probleme entstanden der Dresdner Justiz aus den politischen Richtungswechseln der SED in den Tagen nach dem niedergeschlagenen Aufstand? |
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16. Juni 2023 Gedenkveranstaltung zum DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in Bautzen „Ich habe versucht, die Ereignisse des 17. Juni 1953 in eine musikdramatische Kurzform zu übertragen, für die mir die Intimität und Ausdruckskraft eines Streichquartetts als besonders geeignet erschien. In der Musik finden sich eine beklemmende Grundstimmung, eine hoffnungsvolle, fast lyrische Aufbruchsstimmung und schließlich die rohe Gewalt wieder, die jenen Tag bestimmten.“ (Richard Siedhoff, Komponist des Stückes „Memento“) Das eigens für die Gedenkveranstaltung am 17. Juni 2023 in Bautzen von Richard Siedhoff komponierte Streicherquartett „Memento“ wird um 16 Uhr während der Gedenkandacht in der Kapelle der Gräberstätte Karnickelberg (Talstraße in Bautzen) uraufgeführt. Alle sind herzlich zur Gedenkandacht und der musikalischen Uraufführung eingeladen! Mehr Informationen zum Stummfilmpianisten Richard Siedhoff hier: www.richard-siedhoff.de |
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15. Juni 2023 Stiftung Sächsische Gedenkstätten erinnert an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR Am 17. Juni 2023 jährt sich der Volksaufstand in der DDR zum 70. Mal. Neben sachsenweit stattfindenden Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen, Führungen und pädagogischen Angeboten, Sonderausstellungen und von der Gedenkstättenstiftung geförderten Projekten erinnert die Stiftung in den nächsten Tagen auf ihren Social-Media-Kanälen und ihrer Website auf vielfältige Weise an die Ereignisse von vor 70 Jahren. Am 17. Juni 1953 protestierten in der DDR über eine Million Menschen in mehr als 700 Städten und Gemeinden gegen die SED-Diktatur. Sachsen war eines der Zentren des Volksaufstandes. Aus einem Arbeiterstreik wurde ein Freiheitskampf der DDR-Bevölkerung. Im Zuge des Aufstandes wurden Kreisleitungen und Bezirksleitungen der SED gestürmt und besetzt, aus vielen Gefängnissen politische Gefangene befreit. Die Menschen forderten bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, Freiheit, Demokratie und die Einheit Deutschlands. Das sowjetische Militär und die Volkspolizei der DDR schlugen die Proteste mit voller Härte nieder. Es gab etwa 50 Tote. Die SED bezeichnete den Aufstand als „faschistischen Putschversuch“ und verhaftete rund 15.000 Menschen als so genannte „Rädelsführer“ und „Provokateure“. Viele der mutig Aufbegehrenden wurden zu Gefängnisstrafen, einige gar zum Tode verurteilt. Infolge des Aufstandes baute die SED-Diktatur ihre Machtsicherung massiv aus: Die DDR-Staatssicherheit wurde umstrukturiert und personell gestärkt. Mittels zahlreicher politischer Säuberungen wurden vermeintlich oder tatsächlich abtrünnige Parteimitglieder verhaftet. Die Sicherheitsorgane – insbesondere die Staatssicherheit mit dem Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ als militärischen Arm – wurden zur Aufstandsbekämpfung ausgebildet. Die Angst der Machthabenden vor einem weiteren „Tag X“ bestand bis zur Friedlichen Revolution 1989. Der Westen zeigte Solidarität mit den in der DDR protestierenden Menschen. Bundesdeutsche Medien berichteten umfassend über die Geschehnisse. Von 1954 bis zur Deutschen Wiedervereinigung 1990 war der 17. Juni als „Tag der deutschen Einheit“ der Nationalfeiertag der Bundesrepublik Deutschland. Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 ist eines der zentralen Ereignisse der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte. Barbara Klepsch, Staatsministerin für Kultur und Tourismus und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, betont: „Der 17. Juni ist ein Erinnerungstag von gesamteuropäischer Bedeutung. Wir werden schmerzvoll daran erinnert, dass so viele Menschen ihren Mut mit großen Opfern bezahlten, einige mit ihrem Leben. Es ist unsere Aufgabe, an diese Menschen zu erinnern – an ihren Mut zur Hoffnung auf einen freiheitlichen, einen demokratischen Staat, an ihren Mut zum Widerstand gegen Unterdrückung und eine menschenfeindliche Ideologie. Der 17. Juni erinnert uns auch daran, dass es Freiheit und Demokratie nicht zum Nulltarif gibt. Unsere demokratische Kultur muss gelebt werden und verteidigt werden. Um die Erinnerung an historische Ereignisse lebendig zu halten, braucht es authentische Orte wie die Gedenkstätte Bautzen. Ich danke den Opferverbänden und Gedenkstätteninitiativen für ihre engagierte Arbeit, die sie bereits seit Jahrzehnten und oftmals im Ehrenamt leisten.“ |