2018: Offizielle Übergabe von „Tante Marianne“ an den Verein Gedenkstätte Großschweidnitz
Wie kam „Tante Marianne“ nach Großschweidnitz? Auf diese Frage gibt es zwei Antworten:
Marianne Schönfelder, die Tante des Künslters Gerhard Richter, der sie in einem Bild verewigte und sie damit – eigentlich unbeabsichtigt – zu einem starken Erinnerungsbild der Krankenmorde machte, kam 1943 nach Großschweidnitz. Sie war an Schizophrenie erkrankt und hatte sich zuvor bereits in den Anstalten Arnsdorf und Wiesengrund befunden. In Großschweidnitz litt Marianne Schönfelder unter den schlechten Lebensbedingungen. Vor allem der permanente Hunger infolge der unzureichenden Ernährung der Kranken und die pflegerische Vernachlässigung setzten ihr zu. Anfang 1945 hatte ihr Körper einem Infekt nichts mehr entgegenzusetzen. Am 16. Februar 1945 starb Marianne Schönfelder – offiziell an Kreislaufversagen. Sie wurde auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt.
Von diesen Vorgängen wusste ihr Neffe Gerhard Richter 1965, als er das Bild nach einem alten Familienfoto malte, nichts. Er kannte den Sterbeort seiner Tante, nicht aber die Umstände ihres Todes. Erst viele Jahrzehnte, im Zuge von Recherchen zu eben diesem Bild, konnte ein Journalist die Todesumstände rekonstruieren. Das Bild, an einen privaten Sammler verkauft, wurde 2012 in den Staatlichen Kunststammlungen (SKD) in Dresden gezeigt.
Der neu gegründete Verein Gedenkstätte Großschweidnitz nahm Kontakt zu Gerhard Richter auf. Der zu dieser Zeit längst berühmte Künstler verfolgte den Aufbau der Gedenkstätte und entschloss sich, dem Verein eine Reproduktion des Bildes zu schenken, mit dem Wunsch, dass dieses Bild in der zukünftigen Gedenkstätte zu sehen sein würde.
2018 erfolgte unter großer medialer Begleitung die offizielle Übergabe der Reproduktion – es ist eine von insgesamt nur vier vom Künstler autorisierten. Bis zur Fertigstellung der Gedenkstätte blieb das Bild im Depot der SKD. 2023 erhielt es im Seminarraum der neu eröffneten Gedenkstätte seinen Platz und wird seitdem von vielen Menschen besucht, die das Bild, aber gerade auch das Schicksal von Marianne Schönfelder und der Ort und die Umstände ihres Todes interessieren.
Der Beitrag wurde verfasst von Dr. Maria Fiebrandt, wissenschaftliche Referentin in der Gedenkstätte Großschweidnitz.
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