2007: Verkauf der ehemaligen Pathologie und des Friedhofs der Anstalt Großschweidnitz an die Gemeinde. Vom Verein zur Gedenkstätte
Die Gedenkstätte Großschweidnitz ist die „jüngste“ Gedenkstätte innerhalb der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Seit 2023 erinnert sie an die zwischen 1939 und 1945 in der damaligen Landesanstalt Großschweidnitz ermordeten psychisch kranken und geistig behinderten Menschen. Sie fielen den nationalsozialistischen Krankenmorden zum Opfer. Gemeinsam mit der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein erinnert die Gedenkstätte Großschweidnitz an deren Leid. Damit ist ein deutschlandweit einzigartiger Verbund entstanden, der die Krankenmordverbrechen als Ganzes in den Blick nimmt und damit das Ausmaß der NS-Vernichtungspolitik deutlich macht.
Seit 2012 bemühte sich der Verein Gedenkstätte Großschweidnitz um die Schaffung eines würdigen Erinnerungs- und Informationsortes in der ehemaligen Pathologie und auf dem Friedhof der Anstalt Großschweidnitz. Beides war 2007 vom Krankenhaus verkauft worden. Die Gemeinde Großschweidnitz kaufte, schon damals mit dem Ziel, einen Erinnerungsort zu schaffen. Ein Verein wurde gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten der Bürgermeister Jons Anders, der Großschweidnitzer Neurologe Holm Krumpolt und auch Andreas Schönfelder von der Umweltbibliothek Großhennersdorf.
Was fanden sie vor? Ein Denkmal und eine unscheinbare Tafel am Friedhofseingang erinnerten knapp an die Opfer der Krankenmorde. Weitere Informationen suchte man vergebens. Die Namen der Ermordeten waren in Vergessenheit geraten, kein Grabstein erinnerte mehr an sie. Und damit waren zugleich die wichtigsten Aufgaben für den Verein gestellt: Möglichst alle Opfer wieder namentlich sichtbar zu machen und die Hintergründe der Krankenmorde in Großschweidnitz zu erforschen, um dann die Öffentlichkeit darüber zu informieren. In einem Projekt wurden ab 2015 mehr als 5500 erhaltenen Krankenakten ausgewertet und ein Gedenkbuch und eine Opferdatenbank erstellt. Und ein Konzept, wie die neue Gedenkstätte und eine Ausstellung aussehen könnten, brauchte es. Erst der dritte Entwurf zum Neubau und der Sanierung des historischen Pathologiegebäudes fand die Zustimmung des Denkmalschutzes. Für die Umsetzung stellten der Bund und der Freistaat Sachsen finanzielle Mittel zur Verfügung.
2020 begannen die Baumaßnahmen. Die Arbeit an der Ausstellung hatte schon begonnen – ehrenamtlich und mit Unterstützung der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. Parallel dazu wurde die Überführung der zukünftigen Gedenkstätte in die Trägerschaft der Stiftung vorangebracht, um zukünftig eine dauerhafte Arbeit der Gedenkstätte, unabhängig von befristeten Projektgeldern, sicherzustellen. 2020 stimmte der Stiftungsrat zu, 2022 das Sächsische Regierungskabinett. 2023 konnte die neue Gedenkstätte schließlich eröffnet werden und steht seitdem täglich allen Interessierten offen.
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