2000: Meine erste Ausstellung – „Dr. Margarete Blank. Justizmord und Erinnerungspolitik“
Als ich im Sommer 1999 – als zugleich einzige Mitarbeiterin – die Leitung der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden übernahm, gab es die Stiftung Sächsische Gedenkstätten seit fünf Jahren. Die Gedenkstätte war dagegen schon vierzig Jahre alt.
Wenige Wochen nach Arbeitsbeginn bat Herbert Goldhammer – Mitglied des Münchner-Platz-Komitees, des Fördervereins der Gedenkstätte – mich, den im Oktober anstehenden 40. Jahrestag der Gedenkstätten-Gründung gebührend zu würdigen. Dazu konnte ich mich nicht entschließen. Ich habe vielmehr das Jubiläum verstreichen lassen, zu problematisch erschien mir das Erbe der DDR-Gedenkstätte. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Ausstellung mehr zu besichtigen. 1996 hatte die Stiftung das zehn Jahre zuvor eröffnete Museum des antifaschistischen Widerstandskampfs wegen gravierender inhaltlicher Mängel schließen lassen.
Deshalb wurde der Wunsch an mich herangetragen, endlich wieder eine ständige Ausstellung über die Geschichte des Ortes zu präsentieren. Doch war mir schnell klar, dass für eine künftige Dauerausstellung, die auch die Geschichte nach 1945 integrieren sollte, die bisherigen 120 Quadratmeter Ausstellungsfläche nicht reichen würden. Da ich vermutete, dass sich das Raumproblem nicht so schnell lösen lassen würde, habe ich erstmal thematische Einzelausstellungen als „Bausteine“ für die künftige ständige Ausstellung erarbeitet. Diese eröffnete schließlich im Jahr 2012 – auf fast 300 Quadratmetern Fläche.
Meine erste Ausstellung vom Dezember 2000 hieß „Dr. Margarete Blank. Justizmord und Erinnerungspolitik“. Es ging um die Verfolgungsgeschichte einer Ärztin, die in der Nähe von Leipzig praktizierte, denunziert und wegen „wehrkraftzersetzender“ Äußerungen vom Volksgerichtshof am Münchner Platz in Dresden zum Tode verurteilt worden war. Es ging aber auch um den Nachkriegsprozess gegen eine mittelbar an der Denunziation beteiligte Frau und um die für das Todesurteil verantwortlichen Juristen. Zur Sprache kam auch der Umgang mit ihrer Biografie in der DDR. Hier wurde sie – fälschlicherweise – der Widerstandsgruppe um den Leipziger Kommunisten Georg Schumann zugerechnet. Mit dieser Legende hatte Margarete Blank auch Eingang in die Ausstellung am Münchner Platz gefunden.
Damals im Jahr 2000 lag die DDR nicht so weit zurück. Die Stimmen derer, die durch die kritische Auseinandersetzung mit Margarete Blanks Erinnerungsgeschichte ihre eigene Biografie infrage gestellt sahen, waren noch lauter. Für mich war die Forschungs- und Ausstellungsarbeit zu Margarete Blank der Beginn der Beschäftigung mit einem sehr vielschichtigen Ort. Er fasziniert mich bis heute.
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