1992: Die Anfänge des Münchner-Platz-Komitees
Das Münchner-Platz-Komitee ist heute der Förderverein der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden. Gegründet wurde es 1992. Zu diesem Zeitpunkt war der Fortbestand der Gedenkstätte ungewiss. Das Komitee wollte sie retten und gleichzeitig umbauen. Als Vereinszweck hielt die Satzung des Vereins die „ehrende Bewahrung des Andenkens der Opfer des Nationalsozialismus und Stalinismus im ehemaligen Landgericht“ fest. Die Gedenkstätte sollte außerdem künftig den „neuesten Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft“ entsprechen.
Mit der Betonung eines wissenschaftlichen Zugangs und der Einbeziehung des nach 1945 am Münchner Platz begangenen Justizunrechts grenzte sich der Verein von der seit 1959 in der Trägerschaft der Technischen Hochschule bzw. Technischen Universität Dresden existierenden Gedenkstätte ab. Deren letzter Leiter Werner Weber war bis 1992 im Amt geblieben.
Das Komitee war keine rein zivilgesellschaftliche Initiative. Einen maßgeblichen Anteil an seiner Gründung hatte das Institut für Widerstandsforschung an der TU Dresden. Dieses Institut, das später im Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung aufging, sollte einem Beschluss des sächsischen Kabinetts vom April 1991 zufolge den Widerstand „gegen Diktatur und Gewaltherrschaft 1918 bis 1990 in Sachsen“ erforschen. Dessen Leiter, der Politikwissenschaftler, Dr. Hans Bozenhard (1929–2020), gehörte ebenso wie die von 1996 bis 1999 tätige Gedenkstättenleiterin Dr. Christa Herkt zu den Gründungsmitgliedern des Komitees
Das Komitee leitete der evangelische Pfarrer an der Auferstehungskirche in Dresden-Plauen, Dr. Hilmar Günther (1942–2009). Sein Stellvertreter war Romuald Würstl (1928–2011), Pfarrer an der katholischen Kirchgemeinde St. Paulus. Günther, der sich in der DDR für die Aktion Sühnezeichen engagierte, gehörte im Oktober 1989 zu den Gründungsmitgliedern der SDP, der Sozialdemokratischen Partei in der DDR. Würstl verstand sich vor allem als Bindeglied zu seinem Vorgänger Pater Franz Bänsch, der als Gefängnisseelsorger viele zum Tode Verurteilte in der Zeit des Nationalsozialismus begleitet hatte.
Dem siebenköpfigen Vorstand gehörten neben der Geschäftsführerin Heike Hesse für die NS-Verfolgten Elfriede Geisenhainer (1923–2012) und Dr. Herbert Goldhammer (1933–2021) an, für die in der SBZ/DDR Verfolgten Josef Heindl und ein weiteres Mitglied, das den Verein schnell wieder verließ.
Elfriede Geisenhainers Vater Arthur Hoffmann war als Mitglied der Leipziger Widerstandsgruppe um Georg Schumann vom Volksgerichtshof am Münchner Platz zum Tode verurteilt und hingerichtet, sie selbst im selben Prozess mangels Beweises freigesprochen worden. Goldhammer hatte das erste Lebensjahr zusammen mit seiner als Kommunistin verfolgten Mutter in einer Zelle im Gefängnis am Münchner Platz verbracht. Josef Heindl war Anfang 1954 vom Bezirksgericht Dresden wegen seines Engagements in der „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ zu einer achtjährigen Zuchthausstrafe verurteilt worden.
Der Beitrag wurde verfasst von Dr. Birgit Sack, Leiterin der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden.
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