1990: Zur Entstehung der Gedenkstätte Bautzen
Ein Streit entbrannte jedoch über die Opfer, derer gedacht werden sollte. Die CDU beantragte eine „Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und Sozialismus“, die SPD favorisierte eine „Gedenkstätte der Opfer des Stalinismus und der DDR-Diktatur“, während Bündnis 90/Grüne allgemein „Opfer politischer Justiz und Gewaltherrschaft“ gedenken wollten. Die NS-Vergangenheit des Haftortes wurde kaum thematisiert. Schließlich einigte man sich auf den Arbeitstitel „Gedenkstätte Bautzen II“. Im Juli 1993 beschloss der Sächsische Landtag, dass Bautzen II eine Gedenkstätte für die „Opfer politischer Justiz in den Bautzener Haftanstalten“ werden sollte. Die PDS enthielt sich bei der Abstimmung (vgl. Sächsischer Landtag, Drucksachen 1/2503 vom 12.11.1992 und 1/3480 vom 16.07.1993).
Seit Februar 1994 arbeitet die Gedenkstätte Bautzen unter dem Dach der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und wird aufgrund ihrer bundesweiten Bedeutung hälftig vom Bund finanziert. Sie dokumentiert die Geschichte politischer Verfolgung in den Bautzener Haftanstalten während der NS-Diktatur und der Diktatur in der SBZ/DDR. Jährlich zählt sie inzwischen rund 100.000 Gäste. Mit ihren hohen Besucherzahlen ist sie der Leuchtturm der sächsischen Gedenkstätten.
Neben der heutigen JVA Bautzen, auf dem sogenannten „Karnickelberg“, wurden viele Tote des Speziallagers verscharrt. Auf Initiative des Bautzen-Komitees schuf die Stadt Bautzen eine Gräberstätte für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft, unterstützt vom Bund und dem Freistaat Sachsen. Im November 1990 wurde ein Gedenkstein aufgestellt, der die Inschrift trägt: „Den Opfern der kommunistischen Gewaltherrschaft in den Bautzener Gefängnissen zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“. Nach Suchgrabungen 1992 wurden die geborgenen sterblichen Überreste in einem Friedhof auf dem „Karnickelberg“ bestattet. Seit 2000 erinnert eine Kapelle in der Nähe des Gräberfeldes an die Opfer.
Der Beitrag wurde verfasst von Silke Klewin, Leiterin der Gedenkstätte Bautzen.
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