Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
der europäische Buchmarkt ist um eine Neuerscheinung reicher: Die „Platform of European Memory and Conscience“ hat in Zusammenarbeit mit dem Prager „Institut zum Studium Totalitärer Regime“ (USTR) ein Lesebuch für europäische Schüler erstellt. Die Plattform ist eine von der Europäischen Union unterstützte Nichtregierungsorganisation mit dem Schwerpunkt Mittel-Ost-Europa, der eine Vielzahl von Gedenkstätten und Museen angehören, die sich für die Erinnerung an Opfer und historische Aufarbeitung jener Verbrechenskomplexe engagieren, die für immer mit den Begriffen Shoa – Holocaust und GULag verbunden bleiben. Das USTR (ústav pro studium totalitnich rezimu) wird oft als Schwesterinstitution der deutschen „Gauck-Birthler-Jahn-Behörde“ gesehen. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten ist Mitglied der Plattform. Der Sammelband hat den Titel „Lest we forget – Memory of Totalitarianism in Europe“. Er enthält 30 Biografien von Menschen aus 15 europäischen Ländern, die Widerstand gegen die totalitären Diktaturen im 20. Jahrhundert leisteten und nicht selten von beiden Diktaturen verfolgt wurden. Darunter finden sich Beiträge von Autoren der Stiftung. Bislang erschien das Buch in einer englischen und französischen Ausgabe, im Herbst erscheint es auch in deutscher und tschechischer Sprache.
Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Reiprich
Vorschau
01.09.-30.09.2013 | Stiftung: Die Ausstellung „Was dann losging, war ungeheuerlich …“ Frühe Konzentrationslager in Sachsen 1933–1937 der Stiftung Sächsische Gedenkstätten wird im September in der St. Johanniskirche in Crimmitschau gezeigt. Sie dokumentiert die Geschichte der frühen Konzentrationslager, die wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 eingerichtet wurden. > Mehr...
17.09.2013 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein (in Kooperation): Tagung „Ich bin jetzt nur ein halber Mensch“ - Zwangssterilisation im Nationalsozialismus. Am 14. Juli 2013 jährt sich zum 80. Mal die Verabschiedung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ durch die nationalsozialistische Reichsregierung. Aus diesem Anlass diskutieren Fachleute aus Sachsen mit einem interessierten Publikum über die NS-„Erbgesundheitspolitik“ und die Praxis der Zwangssterilisation in Sachsen. Die Veranstaltung resümiert die bisherige Forschung, aber deckt auch die immer noch großen Defizite in der Aufarbeitung dieses in Sachsen an etwa 10.000 Menschen verübten Unrechts auf. > Mehr...
21.09.2013 | DIZ Torgau: Exkursion zum Thema „Kriegsgefangenenlager an der Elbe: Torgau, Zeithain und Mühlberg“. An der Elbe bei Torgau befanden sich im Zweiten Weltkrieg mehrere große Kriegsgefangenenlager, u.a. das Stalag IV D, welches seinen Sitz mitten in Torgau hatte. Über die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Zeithain wird in einer Dauerausstellung im Dokumentenhaus sowie in einer ehemaligen Lagerbaracke informiert. Durch das Lagergelände des Stalag IV B Mühlberg führt heute ein Informationspfad. An die Begehung des Geländes schließt sich der Besuch des Friedhofs Neuburxdorf an. > Mehr...
25.09.2013 | Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: Das 2. Sächsische Geschichts-Camp vom 25. bis 28.09. bietet Schülerinnen und Schülern die einmalige Chance, über mehrere Tage die Vergangenheit dieses Ortes aus erster Hand zu erfahren und zu erforschen. Zeitzeugen- und Expertengespräche, Einblicke in überlieferte Quellen sowie die Begegnung mit anderen Schülern sollen die eigene Projektarbeit an den Schulen fördern. Unter Mitwirkung von Profis des SAEK Torgau soll außerdem ein Dok-Film entstehen. > Mehr...
06.10.2013 | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden: 2003 präsentierten Studierende der TU Dresden erstmalig das Theaterstück „Der Massenmensch“. Zehn Jahre wurde die Aufführung bundesweit erfolgreich durch das Ernst-Jennrich-Theater gezeigt. Das Stück erzählt von dem Magdeburger Gärtner Ernst Jennrich, dem fälschlicherweise vorgeworfen wurde, während des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 einen Polizisten ermordet zu haben. Das Stück folgt einem Tonmitschnitt des Ministeriums für Staatssicherheit und verdeutlicht auf beeindruckende Weise, mit welchen Mitteln „Täter“ fabriziert wurden. > Mehr...
10.10.2013 | Archiv Bürgerbewegung Leipzig: „Ein politisches Leben“ - Gespräch mit Milan Horáček. Milan Horáček, tschechischer Dissident und Mitbegründer der Grünen in der Bundesrepublik, wurde 1946 geboren und musste infolge der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 seine tschechische Heimat verlassen. 1979 war der studierte Politikwissenschaftler Gründungsmitglied der Partei „Die Grünen“ und für diese in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung, im Bundestag und im Europaparlament aktiv. 1990 wurde er in den Beraterkreis des tschechischen Präsidenten Václav Havel aufgenommen. > Mehr...
17.10.2013 | Herbert-Wehner-Bildungswerk: Seminar „Wir haben nichts gesehen“ - Todesmärsche in Sachsen im Rahmen der Veranstaltung „Erinnerungswege - Geschichte ErFahren 2013: Reiseseminare nach Polen, Tschechien und zur Regionalgeschichte Sachsens“. Die Jahre 1945 bis 1946 waren gekennzeichnet von Flüchtlingsströmen unterschiedlichster Art: Sudetendeutsche und Schlesier flüchteten gen Westen, Dresdner, Leipziger und Chemnitzer flohen aus den in Schutt und Asche gelegten Städten. Auf dieser Bildungsreise soll ein Bild dieses Untergangs des Dritten Reiches im Westerzgebirge nachgezeichnet, Spuren der Vergangenheit gesucht und Erinnerungswege nachgegangen werden. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
Stiftung | Die zunächst noch in englischer Sprache erschienene Veröffentlichung des tschechischen „Institute for the study of Totalitarian Regimes“ in Kooperation mit dem europäischen Bildungsprojekt „Platform of European Memory and Conscience“, dessen Mitglied auch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten ist, enthält 30 biografische Porträts von Menschen aus 16 europäischen Ländern, die Widerstand gegen die totalitären Diktaturen im 20. Jahrhundert leisteten. Auch Birgit Sack, Bert Pampel und Siegfried Reiprich sind mit Aufsätzen über Margarete Blank und Heinz Brandt als Beispiele deutscher Opfer sowohl des NS- als auch des DDR-Regimes darin vertreten. > Mehr...
NEUES VON WEITEREN ZEITGESCHICHTLICHEN ERINNERUNGSORTEN IN SACHSEN
Förderverein Gedenkstätte Stollberg-Frauenhaftanstalt Hoheneck e.V.: Die Differenzen zwischen der Stadt Stollberg und dem Förderverein Gedenkstätte Stollberg-Frauenhaftanstalt Hoheneck e.V. wurden ausgeräumt. In einer gemeinsamen Pressemeldung bekräftigen beide Parteien die zukünftige produktive Zusammenarbeit bei allen Aktionen zur Einrichtung der Gedenkstätte im ehemaligen Frauenzuchthaus. > Mehr...
RÜCKBLICK
21.08.2013 | PIRNA TV: Bericht über die Sonderausstellung „andersartig gedenken“ in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. Schülerinnen und Schüler beantworten aus ihrem jugendlichen Blickwinkel heraus die Frage, wie ein heutiges Denkmal für die Opfer der NS-„Euthanasie“ aussehen könnte. > Mehr...
23.08.2013 | Badische Zeitung: „Wo das Grauen zuhause war“. Das berühmt-berüchtigte Stasigefängnis verhindert bis heute, dass Bautzen auch als schöne Mittelalterstadt bekannt wird. Die Badische Zeitung berichtet ausführlich und mit mehreren Fotos über die Gedenkstätte Bautzen und den historischen Ort, die Stasi-Sonderhaftanstalt Bautzen II, sowie den ehemaligen politischen Gefangenen Bernd Trommer. > Mehr...
27.08.2013 | Torgauer Zeitung: „Geschichtscamp für Schüler in der Gedenkstätte“. Das 2. sächsische Geschichtscamp macht vom 25. bis 28. September in Torgau Station. Noch sind nicht alle Plätze vergeben. Insgesamt können 28 Schüler aus den Klassenstufen 9 bis 13 während des Camps die Geschichte der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof erforschen. > Mehr...
28.08.2013 | FOCUS online: „Geschichts-Camp“ vermittelt Zeitreise in die DDR. Sachsens Schulen wollen DDR-Geschichte erlebbar machen. Noch bis zum 4. September könnten sich Schüler der Klassen 9 bis 12 für das zweite „Geschichts-Camp“ (25. bis 28. September) bewerben, teilte das Kultusministerium am Mittwoch mit. In der Gedenkstätte „Geschlossener Jugendwerkhof Torgau“ sollen sie die Geschichte des Ortes erforschen. > Mehr...
10.09.2013 | DIE WELT: „So wurden die Häftlinge in Bautzen gequält“. Die Journalistin Franca Fischer stellt zwei Bücher vor, die kürzlich zu der ehemaligen Stasi-Sonderhaftanstalt Bautzen II und der Gedenkstätte Bautzen erschienen sind: Der Fotoband "Bautzen II" der Künstlerin Rengha Rodewill sowie der autobiographische Bericht „Komm'se, gehn'se“ der politischen Gefangenen Sigrid Grünewald. > Mehr...
VERMISCHTES
13.09.2013 | Wir trauern um Erich Loest: Erich Loest ist von uns gegangen. Soviel hätte dieser kluge Mann den Jüngeren und den Jungen noch ins Bewusstsein rufen und verständlich machen können. Es sollte nicht sein. Er war, ist und bleibt Chronist und Erklärer der Zeitläufe des 20. Jahrhunderts. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten wird ihm immer ein ehrendes Gedenken bewahren. Wer ihn persönlich kennenlernen durfte, erinnert sich dankbar daran. Nie wieder wollte Erich Loest die Haftanstalt Bautzen oder sonst einen Stasiknast betreten. Die Stadt Bautzen durfte ihn dann doch als Gast begrüßen, das Gefängnis selbst aber mied er. > Mehr...
KALENDERBLATT
23. September 1933 I An jenem Tag vor 80 Jahren wurde durch die nationalsozialistischen Machthaber im Lichthof des Dresdner Rathauses die unsägliche Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ eröffnet. Den Entschluss dazu fasste der Stadtrat im Juni 1933 kurz nach der Absetzung des Oberbürgermeisters Dr. Wilhelm Külz. Dresden war somit einer der ersten Orte im Deutschen Reich, in denen Künstler öffentlich gedemütigt und deren Kunstwerke diffamiert wurden. Zeitgenössische Kunst wurde verschmäht und aus Museen und vom Kunstmarkt entfernt, weil sie dem nationalsozialistischen Menschenbild und seiner Rassentheorie nicht entsprachen. Sie repräsentierten die geschmähten Kunststile Expressionismus, Dadaismus, Surrealismus und Neue Sachlichkeit. Die Dresdner Ausstellung wurde in den darauffolgenden Jahren auch in anderen Orten Deutschlands gezeigt. Mehrere Bilder fanden sich auch in der gleichlautenden Münchner Ausstellung von 1937 wieder. Weitere Werke wurden beschlagnahmt und direkt nach Berlin gebracht. Dresden verlor damit unwiederbringlich bedeutende Gemälde des frühen 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung bestand somit zur Hälfte aus Werken von Mitgliedern der expressionistischen Künstlergruppe „Brücke“, die am 7. Juni 1905 in Dresden gegründet wurde. Dazu gehören Werke von Otto Dix, Max Pechstein, Otto Mueller, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Emil Nolde, Hans Grundig, Josef Hegenbarth, George Grosz, Ernst Ludwig Kirchner, Conrad Felixmüller, Karl Schmidt-Rottluff, Lovis Corinth, Lasar Segall, Otto Lange, Christoph Voll und anderen, die einst das Stadtmuseum (auf)bewahrte.
Seit Jahren ist die Städtische Galerie Dresden bemüht, vom NS-Regime beschlagnahmte und in Folge der Kriegswirren verschollene Kunstwerke ausfindig zu machen und – wenn möglich – für Dresden zurückzugewinnen, um sie der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.
Weitere Informationen hier.
Bild: Ernst Ludwig Kirchner - KG Brücke (Ausstellungsplakat der Galerie Arnold in Dresden); Quellen: Stadtmuseum Dresden, Wikipedia
ZITAT DES MONATS
„Die Angst vor dem Tod ist eine unbestreitbare Tatsache. Aber ebenso unbestreitbar ist, daß diese Angst, und mag sie noch so groß sein, noch nie stark genug war, um die Leidenschaft der Menschen einzudämmen.“
Albert Camus, französischer Schriftsteller (1913 - 1960), über die Sinnlosigkeit und Grausamkeit der Todesstrafe. Quelle: Albert Camus, Betrachtungen zur Todesstrafe
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.