Trostbrief
Die Patienten wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in der „Euthanasie“-Anstalt ermordet. Mitarbeiter der Tötungsanstalt täuschten die Angehörigen über das wahre Geschehen.
Paula Siegert arbeitete damals zusammen mit 21 weiteren Büroangestellten in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein. In einer Zeugenvernehmung im Oktober 1962 gab sie zu Protokoll:
„Ich habe nach Schema sog. Trostbriefe geschrieben, [...] angekommene Post geöffnet und nach Anweisung beantwortet. Es handelte sich um Post von der Stiftung aus Berlin und um Anfragen von Anstalten oder Angehörigen nach dem Befinden der Kranken.“
In den so genannten Trostbriefen wurde den Familien der Tod ihres Angehörigen mitgeteilt. Die Texte der Briefe waren vorgefertigt. Sie enthielten eine zuvor vom Arzt festgelegte und zum Krankheitsbild des Patienten passende scheinbar natürliche Todesursache. Aber nicht nur die Todesursache, sondern auch das Sterbedatum waren gefälscht.
Um die Hinterbliebenen von einem Besuch in der Anstalt abzuhalten, enthielten die Trostbriefe Standardformulierungen sowohl über die bereits erfolgte Verbrennung des Verstorbenen als auch darüber, dass die Kleidung hätte verbrannt werden müssen. Der Arzt unterzeichnete das Dokument mit einem Decknamen.