Sonnenstein
Die im Jahre 1811 eröffnete Heil- und Verpflegungsanstalt Sonnenstein war die erste bedeutende staatliche Einrichtung in Deutschland, die sich ausdrücklich die Heilung von psychisch Kranken und nicht mehr nur deren Verwahrung zum Ziel gesetzt hatte. Die reformorientierte Anstalt zählte im 19. Jahrhundert zu den namhaftesten Instituten in Europa.
Im Herbst 1939 von den Nationalsozialisten geschlossen, dienten die Gebäude zunächst als Wehrmachtslazarett und als Lager für so genannte Volksdeutsche. Lagerarzt war Dr. Ernst-Adolf Schmorl (1906–1964), in den 1930er Jahren Arzt in der Landesanstalt Sonnenstein und seit 1933 Mitglied der NSDAP. Von ihm stammt der hier auszugsweise wiedergegebene Artikel „Sonnenstein. Zur Geschichte einer Landesanstalt“. Schmorls Beitrag ging Ende April 1940 bei der „Zeitschrift für psychische Hygiene“ in Berlin ein, als auf dem Sonnenstein die Umbauten für die Tötungsanstalt begannen. Bei der Veröffentlichung des Artikels im Herbst 1940 waren im Zuge der nach Schmorls Auffassung „zeitentsprechenderen“ Nutzung bereits tausende Menschen ermordet worden.